Presseschau vom 09.11.2002
Der Uno-Sicherheitsrat hat eine neue Irak-Resolution angenommen, und zwar ohne Gegenstimme.
Die Schweizer Presse wertet diesen Schritt als Riesenerfolg für US-Präsident George Bush, praktisch einhellig.
Voller Lob für Bushs Regierung ist die NZZ, die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Es bestehe nun immerhin die Chance, dass der Irak abgerüstet werde – ohne grösseren Waffengang:
«Das Verdienst dafür kommt der Administration Bush zu, die gegen wachsenden Widerstand vor allem in Europa, eine Drohkulisse aufstellte, die Wirkung zeigte. Ohne das Säbelrasseln Washingtons wäre der Sicherheitsrat nicht aufgewacht und hätte nicht gehandelt.»
Von einer «letzten Frist für Saddam Hussein», einem «aktivierten Zeitzünder» schreibt der Zürcher TAGES-ANZEIGER. Von einem «Countdown gegen den Irak» schreiben BASLER ZEITUNG und BERNER ZEITUNG. Ernst, sogar bitterernst sei die Lage für Saddam, so die BZ:
«Behinderungen und Täuschungsmanöver werden unweigerlich zu einem Militärschlag der USA führen, der den Diktator am Tigris Kopf und Kragen kosten wird.»
Unter dem Titel «La résistance paie – Widerstand zahlt sich aus» vertritt die Welsche Zeitung LE TEMPS die Meinung, dass die neue Resolution dank Frankreichs Widerstand gegenüber der ersten Resolution eines klar gezeigt habe:
«Die Uno wird weiterhin als zentrale Institution internationaler Beziehungen akzeptiert.»
Bush und die Uno
Auch für den Tagi hat nicht nur der amerikanische Präsident, sondern auch die Uno einen Erfolg verbuchen können:
«Es ist ihr gelungen, Washington von einem Alleingang gegen den Irak abzuhalten und die USA in die Uno einzubinden.»
Bush stehe zur Zeit auf dem Höhepunkt seiner Macht, weiss der Berner BUND. Klar habe Bush auch Zugeständnisse an die Völkergemeinschaft machen müssen. Und nicht die USA, sondern die Vereinten Nationen müssten feststellen, ob Irak seine Verpflichtungen erfülle oder verletzte. Fazit des BUND:
«Die weltpolitische Autorität des Sicherheitsrates bleibt damit wenigstens formell gewahrt.»
Der Weltsicherheitsrat sei für die USA lediglich ein taktisches Instrument, dessen Bedeutung sich im Nutzwert erschöpfe, meint dagegen die BASLER ZEITUNG:
«Dieses Problem bleibt der Welt auch dann erhalten, wenn Saddam Hussein sich dem Ultimatum beugen sollte. Tut er dies nicht, hat die Welt ganz andere Sorgen.»
Ob Krieg oder nicht – dies wird die Zukunft zeigen. Den Zeitzünder zum Krieg anzuhalten, liege in der Hand EINER Person, so der Zürcher Tagi: «Saddam Hussein».
swissinfo, Gaby Ochsenbein

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