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Presseschau vom Mittwoch 14.08.2002

Die Unwetter in Mittel- und Osteuropa sind weiterhin Thema Nummer eins in den Schweizer Zeitungen. Auf ein positives Echo stösst das Nein von Bundesrat Deiss zum Nicht-Auslieferungs-Abkommen für US-Bürger.

Bilder von angeschwollenen Flüssen voller Unrat, von spektakulären Rettungsaktionen – die Flut in Mittel- und Osteuropa ist in allen Zeitungen präsent.

Der Berner BUND meint, es sei ein «meteorologischer Zufall», dass wir Schweizer diesmal auf dem Trockenen sitzen. Das Blatt stellt die Frage, ob die Wassermassen Folgen der Klimaveränderung seien – bewiesen sei nichts, doch passe die Katastrophe klar in die Schreckens-Szenarien der Klimaforscher.

Man müsse sich Gedanken darüber machen, so der BUND, «ob es sich angesichts der Schäden nicht bald wirtschaftlich lohnt, riesige Summen in den Bau etwa von Schutzdämmen zu stecken».

Das ST. GALLER TAGBLATT werweisst nicht lange und schreibt, für Meteorologen stehe fest, dass die heftigen Regengüsse der letzten Tage eine Folge der von Menschen verursachten Veränderungen des Klimas seien: «Glaubt man den Experten, müssen wir für die jüngste Sommer-Sintflut nämlich selbst die Verantwortung übernehmen.»

Laut TAGES ANZEIGER ist es hingegen nicht bewiesen, ob die Überschwemmungen damit zusammenhängen, dass «wir zuviel Auto fahren und heizen». Doch sei die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs erheblich.

Die bedrohlichen Bilder von Prag, Passau und Dresden seien ein dringender Grund, sich für eine verantwortbare Verkehrs- und Energiepolitik einzusetzen. Der TAGI erinnert an die UNO-Konferenz für nachhaltige Entwicklung, welche in zwei Wochen in Johannesburg stattfindet: «Wie werden sich dort wohl jene Politiker verhalten, die angesichts der Überschwemmungs-Katastrophen heute ehrliche Betroffenheit zeigen?»

Umwelt- und Entwicklungs-Organisationen der Schweiz wünschen sich jedenfalls von Aussenminister Joseph Deiss, dass er in Johannesburg keine «kalten Füsse» bekommt. Deshalb wollen sie ihm gleich mehrere Paare wärmende Socken mitgeben, wie ein Bild in der BERNER ZEITUNG zeigt.

Absage von Deiss

Keine kalten Füsse bekommen hat Joseph Deiss in einer anderen Sache: Er lehnte das von den USA gewünschte Nicht-Auslieferungs-Abkommen ab, mit dem sich die Schweiz verpflichtet hätte, keine US-Bürger an den Internationalen Strafgerichtshof auszuliefern. Dieser Entscheid stösst in der Presse auf Zustimmung.

Deiss biete den USA die Stirn, heisst es in der BERNER ZEITUNG. Der BLICK titelt: «Keine Extrawurst für die US-Kriegsverbrecher.»

Für die AARGAUER ZEITUNG ist die Absage inhaltlich richtig, denn der Strafgerichtshof verdiene Unterstützung. Es sollen dort «für alle potenziellen Angeklagten dieselben Regeln gelten, sonst wird er zur Farce».

Ein Zitat von Aussenminister Deiss hebt die Zeitung auf der Frontseite besonders hervor: «Nein, gegen die Schweiz hat es keine Druckversuche gegeben. Wir erhalten ja auch keine Militärhilfe von den USA.»

Der LUZERNER ZEITUNG gefällt, dass die Schweiz für einmal nicht auf die Position der Europäischen Union gewartet, sondern «eigenständig» Stellung bezogen habe.

Zu prüfen habe es auch wahrlich nicht viel gegeben. Die vorbehaltlose Unterstützung der Schweiz für den Internationalen Strafgerichtshof entspreche einem ernsthaften Bemühen um das Gemeinwohl der Völkerfamilie: «Diese Haltung im entscheidenden Moment nicht zu bekräftigen, hiesse sich unglaubwürdig zu machen.»

Globale Nachhaltigkeit an der Expo

Zum Schluss zurück zu Klima und Umwelt. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hat an der Expo den «Palais de l’Equilibre» besucht, die mächtige Holzkuppel, in welcher die Nachhaltigkeit thematisiert wird.

Nachhaltigkeit sei ein globales Konzept und der «Palais de l’Equilibre» werde diesem Umstand gerecht. Allerdings werde in der Ausstellung eine grosse Frage kaum berührt: «Wie steht es mit dem Nachhaltigkeits-Gleichgewicht im Land Schweiz selber?» Dies sei ein Defizit, welches «der Bereicherung beim Besuch nicht ernsthaft Abbruch» tue.

Kathrin Boss Brawand

Mit der Schweiz verbunden

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