«Seelchen» Maria Schell gestorben

Maria Schell ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie war die Tochter eines Schweizer Schriftstellers und einer österreichischen Schauspielerin.
In den 1950er-Jahren war sie zum deutschen Topstar und Idol einer ganzen Generation geworden. Maria Schell spielte in 84 Spiel- und Fernsehfilmen mit.
Maria Schell ist am Dienstag in ihrem Haus in Preitenegg in Kärnten «friedlich eingeschlafen», wie der der österreichische Rundfunk ORF am Mittwoch berichtete. Die Schauspielerin hatte sich von einer Lungenentzündung nicht mehr erholt, wegen der sie kurz vor Ostern in eine Grazer Klinik eingeliefert worden war. Nach ihrer Entlassung vor rund einer Woche war sie in ihr Bauernhaus in Preitenegg zurückgekehrt.
Als «Seelchen» war sie bekannt geworden in Kinohits der 1950er-Jahre. An der Seite von Dieter Borsche, mit dem sie eine Liebe verband, «die uns beiden sehr wehgetan hat», avancierte sie in Streifen wie «Dr. Holl» und «Es kommt ein Tag» rasch zum Publikumsliebling.
Schell und der Schauspieler O.W. Fischer verkörperten in den 1950er Jahren das Traumpaar des deutschen Films.
Nicht weniger als acht Bambis trugen ihr Hauptrollen in Filmen wie «Bis wir uns wiedersehen» und «Tagebuch einer Verliebten» ein. Sie berührte ihr Publikum mit authentischer Darstellung grosser Gefühle.
Unverwechselbar wurde ihr viel beschworenes «Lächeln unter Tränen». Das deutsche Fernsehpublikum begeisterte sie in der Serie «Eine glückliche Familie».
International bekannt
Auf die Auszeichnung als beste Schauspielerin in «Die letzte Brücke» 1954 in Cannes folgten schliesslich amerikanische und französische Film- und Fernseh-, aber auch Bühnenangebote.
So spielte sie an der Seite von Stars wie Gary Cooper, Marcello Mastroianni, Marlon Brando (in «Superman», 1978), Oskar Werner (in «Die Reise der Verdammten», 1976) und Romy Schneider (in «Die Spaziergängerin von Sanssouci», 1982).
Ernest Hemingway gratulierte ihr persönlich, als sie 1959 im amerikanischen Fernsehen die Maria in der Verfilmung von «Wem die Stunde schlägt» verkörperte. In einer New Yorker Broadway-Inszenierung spielte sie über Monate in Pavel Kohouts «Armer Mörder».
Nie eine Schweizer Auszeichnung
Maria Schell wurde als Tochter des Schweizer Schriftstellers Hermann ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Margarete Noé von Nordberg am 15. Januar 1926 in Wien geboren. Mit ihren Geschwistern Maximilian, Immy und Carl wuchs sie dann von 1938 an in der Schweiz auf.
Ihre kaufmännische Lehre brach sie ab, als sie der Regisseur Sigfrit Steiner 1942 ohne jegliche Ausbildung für seinen Film «Der Steinbruch» engagierte. Erst danach nahm sie Schauspielunterricht in Zürich.
Bald nach dem Krieg folgten Angebote aus Österreich und Deutschland, später auch aus Hollywood. In der Schweiz war sie nur noch gelegentlich auf Theaterbühnen zu sehen.
Maria Schell drehte in ihrer Karriere nur noch einen Schweizer Film: 1948 besetzte sie der Schweizer gewordene Österreicher Willy Wachtl, ein Kinobesitzer und Produzent, im Film «Nach dem Sturm». Sie spielte in der Nachkriegsromanze nach der Novelle von Carl Zuckmayer die Tochter von Max Haufler.
Der Neue Schweizer Film, der in den 60er Jahren dank der neuen Filmförderung des Bundes bald erblühte, hat sich nie für Maria Schell, die inzwischen längst ein Weltstar war, interessiert. Der weltweit geehrte Bühnen-, Film- und Fernsehstar hat in der Schweiz auch nie eine Auszeichnung erhalten.
Privatleben mit vielen Hochs und Tiefs
Im Privatleben war der spätere Hollywoodstar weniger erfolgreich als beruflich. Schells erste Ehe mit dem Regisseur Horst Hächler, den sie 1957 heiratete und mit dem sie den Sohn Oliver hatte, hielt nur wenige Jahre.
Und auch von ihrem zweiten Mann und Vater ihres zweiten Kindes Marie-Theres, dem österreichischen Schauspieler und Regisseur Veit Relin, liess sie sich 1988 nach 22 Jahren Ehe scheiden. Im Jahr 1991 versuchte sich die zeitweilig an Depressionen Leidende mit Tabletten das Leben zu nehmen.
Film, Bücher, Preise
Sie habe sich in eine Zwischenwelt zurückgezogen, sagte ihr Bruder Maximilian Schell, der 2001 das Filmporträt «Meine Schwester Maria» drehte und danach ein gleichnamiges Buch heraus gab.
Einen ihrer letzten Auftritte hatte Maria Schell bei der Bambi-Verleihung im November 2002. Dort wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem wichtigsten deutschen Medienpreis ausgezeichnet. Ihr jüngerer Bruder Maximilian erhielt eine Trophäe für die Regie in dem Film «Meine Schwester Maria».
Im Dezember 2002 wurde sie mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse ausgezeichnet, konnte die Auszeichnung jedoch schon nicht mehr persönlich entgegen nehmen.
Ihre Autobiografie veröffentlichte die Schauspielerin mit ihren Büchern «Die Kostbarkeit des Augenblicks – Gedanken – Erinnerungen» (1985) und «…und wenn’s a Katz is! Mein Weg durchs Leben» (1995).
swissinfo und Agenturen
Maria Schell, die Tochter des Schweizer Schriftstellers Hermann Schell, wurde in Wien geboren; 1938 zog die Familie in die Schweiz um.
Nach der Schulzeit begann sie mit einer kaufmännischen Ausbildung, die sie dann unterbrach. Schon früh zog es sie auf die Bühne und sie begann mit Gesangs- und Schauspiel-Unterricht in Zürich.
Dies war der Start einer grossen Leinwand-, Theater- und TV-Karriere, die ihr ein Millionen-Publikum brachte.
Ihre Ausdrucksfähigkeit brachte ihr auch Engagements in Hollywood ein, wo sie mit berühmten Leinwandhelden auftrat.
Maria Schell starb am 26. April 2005 an den Folgen einer Lungenentzündung.

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