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Swatch-Uhr ist 25 Jahre alt

Nicolas G. Hayek hat schon immer gewusst, wie er mit der Swatch provozieren kann. Keystone

Die Swatch-Uhr, das Kind des Schweizer Top-Unternehmers Nicolas Hayek, feiert am Samstag ihren 25. Geburtstag.

Während sich viele Leute über die Idee einer billigen Plastikuhr lustig machten, hat sich die am 1. März 1983 auf den Markt gekommene Swatch-Uhr im letzten Vierteljahrhundert als Renner der Schweizer Uhrenindustrie erwiesen.

Zur Swatch-Gruppe gehören neben der Billiguhr Swatch auch bekannte Marken wie Breguet, Blancpain, Omega, Longines, Tissot und Calvin Klein.

Die Swatch kam auf den Markt, als sich die Schweizer Uhrenindustrie in einer Krise befand. Sie litt unter der harten Konkurrenz von asiatischen Billiguhren, vor allem aus Japan, wo die Uhrenherstellung in den 70er-Jahren revolutioniert worden war. Quarz war jetzt angesagt – und die Schweizer Uhrenindustrie hatte den Zug verpasst.

Eine einst stolze Industrie, die in den späten 60er-Jahren rund 90’000 Personen beschäftigte, zählte zu Beginn der 80er-Jahre noch knapp 35’000 Angestellte. Dann kam Swatch.

Doyen Hayek

“Swatch kam in einem Moment, wo die Schweiz nichts anderes anzubieten hatte. Wir produzierten immer noch mechanische Uhren und behaupteten, die besten der Welt zu sein”, sagt der 80-jährige Nicolas G. Hayek, Vorsitzender der Swatch Group, gegenüber swissinfo.

Hayek und seine Consulting-Firma wurden beigezogen, um zu evaluieren, was von den beiden Gruppen ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhren AG) und SSIH (Societé Suisse de l’Industrie Horlogère SA) noch zu retten war, die das Rückgrat der Schweizer Uhrenindustrie waren.

Diese fusionierten 1983 zum grössten Schweizer Uhrenhersteller SMH (seit 1998 Swatch Group AG). Hayek hatte darin investiert und wurde 1986 Verwaltungsrats-Präsident. Dank seiner Aktienmehrheit wurde er 1991 der eigentliche Patron des Konzerns.

Hayek sagte immer, die Geburt der Swatch sei das Resultat gemeinsamer Anstrengungen von einigen Personen, obwohl es Leute gab, die behaupteten, sie hätten diese Uhr selbst erfunden.

Herstellung wenig personalintensiv

Die Herstellung des Verkaufsknüllers Swatch ist wenig personalintensiv. Das Plastikgehäuse wird maschinell zusammengepresst, verfügt aber – und das ist das Bemerkenswerte – über ein Qualitätsuhrwerk mit höchster Quarz-Genauigkeit.

Während jedoch eine normale Quarz-Uhr damals über 91 Teile verfügte, waren für die Swatch-Uhr nur noch deren 51 notwendig.

Die Botschaft

“Als wir die Swatch in den Vereinigten Staaten und der Schweiz auf den Markt warfen, glaubte jedermann, sie werde wegen meiner Marketing-Erfahrungen erfolgreich sein”, so Hayek. “Wir machten aus Swatch eher einen Brand als ein Image.”

Das Unternehmen habe nicht viel Geld für Marketing zur Verfügung gehabt, betont er. Man habe aber zum Beispiel bei jeder Commerzbank-Filiale in Frankfurt eine riesige Swatch-Uhr angebracht, um die Botschaft durchzubringen.

“Hohe Qualität, billiger Preis, gesellschaftliche Provokation, Lebensfreude. Damit wurde die ganze Welt erobert”, sagt Hayek.

Im Verlauf der Jahre gab es einige bemerkenswerte Innovationen bei Swatch: die Maxi und die Pop, die Skin, die Chrono und die Beat. Und laut Hayek wird es auch in Zukunft nicht an Ideen fehlen.

Sie läuft und läuft

Die Swatch-Uhr läuft immer noch gut, auch wenn Alex Migliorani, Analyst bei einer Makler-Firma, der Meinung ist, die Uhr habe ihren Zenith erreicht.

“Es läuft nicht mehr so wie in der Blütezeit, die nun schon einige Jahre zurück liegt. Dennoch war das Wachstum in den beiden letzten Jahren relativ gut. Es scheint, dass die Swatch auf dem richtigen Weg ist”, sagt Migliorani gegenüber swissinfo. Er vermutet, dass dies auf das graduelle Eindringen in aufstrebende Märkte zurückzuführen ist.

Hayek lässt sich von allfälligen Zweiflern in Sachen Zukunft der Swatch nicht beeindrucken. “Wir stellen jährlich rund 15 bis 20 Millionen Exemplare her. Das macht sonst niemand in der Schweiz. Und wir verdienen damit immer noch viel Geld.”

swissinfo, Robert Brookes
(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)

Der Anteil der Schweiz an der weltweiten Uhrenproduktion zwischen 1970 und 1985 belegt eindrücklich die grösste Krise der einheimischen Uhrenindustrie: Ende der 1960er-Jahre stammen 44% der weltweit produzierten Uhren aus der Schweiz, 15 Jahre später gerade noch 13%.

1985 übernimmt Nicolas G. Hayek mit Investoren die Aktienmehrheit der SMH (seit 1998 Swatch AG). Zusammen mit Ernst Thomke, bei der Tochtergesellschaft ETA zuständig für den Bereich Rohwerke, erkennt er das Marktpotential einer kostengünstigen, aber zuverlässigen Plastik-Quarzuhr.

Die “Swatch” leitet den Wiederaufschwung der Schweizer Uhrenindustrie ein: 1995 ist die Schweiz weltweit wieder die Nummer 1 in der Uhrenproduktion, im Jahr 2000 werden erstmals für mehr als 10 Mrd. Franken Uhren in die ganze Welt exportiert.

Die Uhrenexporte entwickeln sich bis in die jüngste Zeit positiv, vor allem mechanische Luxusuhren aus der Schweiz sind weltweit gefragt.

(SRG SSR Timeline)

Die Swatch Uhr kam am 1. März 1983 auf den Markt.

Die Swatch Group ist weltweit die Nummer 1 im Uhrengeschäft. Ihr Geschäftssitz ist in Biel im Kanton Bern.

Die Gruppe beschäftigt rund 20’000 Mitarbeiter in über 50 Ländern und besitzt 18 Marken in ihrem Portefeuille. Darunter Breguet, Omega, Tissot, Longines, Rado, Blancpain und natürlich Swatch.

Nicht zuletzt wegen der berühmten Swatch-Uhren der Gruppe ist der Schweizer Uhrenindustrie in den 1980er-Jahren ein Neustart gelungen.

Sie gehört heute zu den vorbildlichen Wirtschaftszweigen der Schweiz.

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