The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter
Top Stories
Schweiz verbunden

Auf die Plätze – Fertig …… Gold!

Wilson Kipketer, frischgebackener Europameister. Das 800-Meter-Rennen gegen den besten Schweizer Läufer André Bucher; ein erwarteter Höhepunkt. Keystone

In Zürich starteten die besten Sportler aus der ganzen Welt am Golden League Meeting. Zürich lockte mit gutem Publikum und hohen Startgeldern.

Trotz seinem Reiz und Ruf kämpft das Weltklasse-Meeting mit immer stärkerer Konkurrenz.

Dieses Jahr starteten 15 Weltmeister im Zürcher Letzigrund. Als einer der Hauptstars hatte sich der neue Europameister Wilson Kipketer angekündigt. In den Durchgängen traten oft die besten 10 Athletinnen und Athleten der jeweiligen Disziplin gegeneinander an. Beliebt ist das Zürcher Meeting bei Publikum und Sportlern wegen der speziellen Stimmung in Zürich.

«Man sieht die Athleten aus nächster Nähe, kann mit ihnen einige Worte wechseln und wird miteinbezogen. Man ‹riecht› das Rennen», beschreibt Fabio Colombo, Arzt und Sportler aus Italien, die besondere Atmosphäre.

Sieg in Zürich gut fürs Sponsoring

«Ich glaube es ist die Atmosphäre in einem kleinen Stadion voller Leute», sagt Weltklasse-Speaker Heinz Schild gegenüber swissinfo.

Der gute Ruf des Meetings stammt laut Nick Russi, Pressesprecher des Meetings, vom ehemaligen Direktor Res Brügger. «Brügger hat aus Zürich von einem Amateur-Rennen einen professionellen Wettkampf gemacht», sagt Russi. Und: «Er hat mit den Athleten freundschaftliche Beziehungen gepflegt. Das hat dazu beigetragen, dass immer die Besten nach Zürich kamen.»

Die Athleten selber kommen gerne. «Ein Sieg in Zürich ist wichtig für den sportlichen Leistungsausweis», sagt Weltmeister Werner Günthor gegenüber swissinfo. Und: «Meine Zürcher Siege waren in den Verhandlungen mit den Sponsoren sehr wertvoll.»

Geld und…

In Zürich zu starten ist für die Athletinnen und Athleten durchaus lukrativ. Gemäss dem «Golden League»-Reglement der International Association of Athletics Federations (IAAF) gibt es für einen Sieg bis zu 15’000 Euro (ca. 22’000 Franken).

Ein Bonus von 50’000 Euro (73’000 Franken) geht an Sportlerinnen und Sportler, die einen bestehenden Weltrekord brechen. In Zürich gibt es dazu noch 1 Kilogramm Gold.

Über die Startprämien besteht weniger Klarheit. Diese werden von den Organisatoren und den Managern der Sportlerinnen und Sportler direkt ausgehandelt.

… Gold.

Gold gewinnen kann auch, wer an allen sieben Golden League-Meetings teilnimmt und jedes Mal gewinnt: 50 Kilogramm Gold werden gleichmässig zwischen allen Athletinnen und Athleten verteilt, die das erreichen.

Im letzten Jahr genügten noch 5 Siege, um sich für den sogenannten Jackpot zu qualifizieren. Die Gründe für die Erhöhung auf sieben erklärte IAAF-Präsident Lamine Diack Anfang Jahr so: «Das ist spektakulär und attraktiver fürs Merchandising.»

Noch von der alten Regelung profitiert der Schweizer Läufer André Bucher, der 2001 die Goldbarren mit fünf andern Sportlern teilte.

Grosszügiges Budget

Das diesjährige Budget für das Meeting in Zürich beläuft sich auf 5,8 Mio. Franken. 3,5 Mio. davon gehen an die Sportlerinnen und Sportler. Für die Fernseh-Rechte kassieren die Organisatoren 2,3 Mio. Franken, der Kartenverkauf schlägt mit 1,08 Mio. Franken zu Buche. Damit wird das Meeting voraussichtlich einen Gewinn von etwas über einer Viertel Million abwerfen.

«Zürich hat genug Geld», sagt Weltklasse-Sprecher Russi. Auch Christian Fuchs, Chefredaktor des deutschen Online-Magazins leichtathletik.de, konstatiert: «Zürich hat schon eine Menge Geld.»

Die ISTAF in Berlin muss mit vergleichsweise geringen 1,8 Mio. Euro (2,63 Mio. Franken) auskommen. Jürgen Scheunemann, ISTAF-Sprecher, befürchtet aber nicht, dass Zürich die besten Sportler wegkauft: «Die Athletinnen und Athleten, die im Jackpot sind, kommen nach Berlin, weil hier die Entscheidung fällt.» Auch hätten viele Sportler und deren Manager Verständnis für geringere Startbeträge gezeigt, weil die Firma noch jung sei.

Konkurrenz auf den Fersen

Doch auch wenn das Meeting keine finanziellen Sorgen hat, muss es sich behaupten. «Zürich wurde zu einem Meeting unter vielen. Die Weltklasse ist früher herausgestanden, das ist heute nicht mehr wirklich der Fall», sagt Ex-Kugelstösser Günthor.

Jacky Delapierre, Organisator des zweitgrössten Schweizer Meetings der Athletissima in Lausanne, geht weiter. «Es ist schwierig, an der Spitze zu bleiben.» Der Konkurrent glaubt auch zu wissen, woran die Weltklasse krankt. «Als Res Brügger mit 72 Jahren zurückgetreten ist, hatte er Mühe, einen Nachfolger zu finden.»

Hans-Jörg Wirz, Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, hat Brügger vor zwei Jahren als Meeting-Direktor abgelöst.

Zürich bereits abschreiben will Steeple-Chefredaktor Fuchs keinesfalls. «Zürich wird noch einige Jahre lang den Ton angeben.»

Philippe Kropf

Gegründet 1928, 52. Ausgabe
Budget: 5,8 Mio. Franken
15 Weltrekorde
23 Weltrekorde im Letzigrund seit 1959
Prämie pro Rekord: 50’000 Euro und 1 Kilo Gold

Am Leichtathletik-Meeting in Zürich starten die besten Sportlerinnen und Sportler der Welt. Sie kommen gerne in den Letzigrund, wegen der speziellen Atmosphäre – und der hohen Preisgelder. Doch die Weltklasse ist nur eines von vielen Meetings, die Konkurrenz wird härter.

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft