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Grönland in der Schweiz

125 Jahre Konkordiahütte - gelegen in den Berner Alpen im Kanton Wallis (Bild: www.konkordiahuette) swissinfo.ch

Die Konkordiahütte feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Sie entstand als erste Unterkunft am Konkordiaplatz, dem Zusammenfluss von vier Gletschern.

Gefeiert wurde das Jubiläum mit einer Gletscherwanderung – teils mit historischer Ausrüstung. Mit dabei waren Mitglieder der Grindelwald-Sektion des Alpenclubs. Und: “Auch die Talbewohner von Grindelwald wurden eingeladen, an dieser Gletscherwanderung vom Jungfraujoch zur Hütte teilzunehmen”, sagt Konkordia-Hüttenwart Christian Bleuer.

Wunderbarer Rundumblick

Der Bergbuchautor, Journalist und Alpinist Daniel Anker war bereits mehrmals in der auf 2850 Meter hoch gelegenen Konkordiahütte auf Walliser Boden. Lage und Aussicht haben ihn enorm beeindruckt.

“Es ist das grösste Gletschergebiet der Alpen. Es ist Grönland in der Schweiz. Wenn man dort oben sitzt, sieht man nur Berge und Gletscher, Fels und Eis und sonst nichts. Und das in ganz grossen Dimensionen – das ist sehr eindrücklich”, so Daniel Anker gegenüber swissinfo.

Über die Leiter ans Ziel

Die letzten gut 100 Meter zur Hütte müssen über eine Leiter zurückgelegt werden. Das sei sehr anstrengend, sagt Anker: “Vor allem, wenn man dort nach einer mehrstündigen Tour ziemlich ausgepumpt ankommt.”


Bis 1975 erfolgte der Zugang über einen hölzernen Leiternweg mit 200 Tritten, der dann durch eine Metallleiter ersetzt wurde.

Dieser Zugang ist nötig, weil sich der Gletscher seit dem Bau der Hütte über 100 Meter abgesenkt hat. Wie Hüttenwart und Bergführer Bleuer gegenüber swissinfo ausführte, zieht sich der Aletschgletscher pro Jahr einen Meter zurück. “Deshalb muss die Leiter immer wieder verlängert werden, zum letzten Mal geschah das 1999.”

Hütte 1, 2, 3

Die erste Hütte, die “Alte Hütte”, entstand 1877 am Südhang des Eggishorn und hatte 20 Schlafplätze. 1898 baute Emil Cathrein, der Besitzer des Hotel Jungfrau, die sogenannte “Obere Hütte” mit 12 Betten und Matratzenlager. 1908 erstellte der Schweizer Alpen-Club (SAC) Grindelwald die “Untere Hütte”. Seither wurden die Hütten mehrmals renoviert, ausgebaut und modernisiert.

Gross und top-modern

Heute ist die SAC-Sektion Grindelwald Besitzerin einer modernen und gut ausgebauten Hochgebirgs-Unterkunft mit Solaranlage, Mobiltelefonempfang und Heli-Landeplatz. Alle Transporte erfolgen per Helikopter.

Laut Christian Bleuer, der seit 1997 dort oben als Hüttenwart amtet, können heute insgesamt 180 Gäste in den Konkordia-Hütten übernachten.

“Pro Jahr haben wir im Durchschnitt 6’400 Übernachtungen, davon kommt rund die Hälfte aus der Schweiz, die Übrigen stammen aus den andern Alpenländern Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich. Zudem haben wir noch einen kleinen Teil aus Holland und Übersee.”

Wassermangel

Da die Konkordia-Hütten über den Gletschern liegen, ist Wasser Mangelware. “Wir sammeln Schnee und Regenwasser. Duschen können die Gäste bei uns nicht. Eigentlich ist es paradox: Wir leben in unmittelbarer Nähe des grössten Trinkwasser-Reservoirs Europas – aber Wasser fliesst eben nicht aufwärts.”

Bekanntheitsgrad steigt

Seit letztem Dezember ist das Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiet, als erstes in den Alpen, UNESCO-Weltnaturerbe. Hüttenwart Bleuer rechnet längerfristig mit einem Anstieg der Gäste-Zahlen.

Gleicher Meinung ist auch Bergjournalist Daniel Anker: “Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Konkordia-Hütte mehr Besucher erhält. Einige werden sich sagen: ich möchte diese Weite, diese Gletscherwelt einmal mit eigenen Augen sehen.”

Gaby Ochsenbein

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