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Kälte bremst Topstars an Athletissima

200-m-Sieger Tyson Gay war das Glanzlicht des Abends. Keystone

Die Temperatur war am Dienstagabend in Lausanne nicht für neue Weltrekorde geeignet. Dennoch haben Athletinnen und Athleten auf der Pontaise die Erwartungen nicht enttäuscht.

Der Chinese Liu Xiang dominierte das Rennen über 110 m Hürden mit der drittbesten Zeit der Saison. Die Glanzleistung des Abends lieferte Sprinter Tyson Gay.

Der Amerikaner gewann den hochklassig besetzten 200-m-Lauf überlegen und durchmass die Strecke bei Windstille in der Weltklassezeit von 19,78 Sekunden.

Usian Bolt (Jam/20,11) und Wallace Spearmon (USA/20,42) blieb gegen Gay das Nachsehen.

Der 24-jährige US-Sprinter, der noch im Vorfeld die Erwartungen wegen kleinerer Verletzungssorgen gedämpft hatte, bog bereits mit grossem Vorsprung auf die Zielgerade ein und liess bis zum Schluss nicht nach.

Gay ist in dieser Saison in leichtem Gegenwind bereits 19,62 Sekunden gelaufen und gewann vor seiner Europareise an den US-Trials die 100 und 200 m. Nach dem dopingbedingten Ausfall von Olympiasieger und Weltmeister Justin Gatlin tauchte somit innert Jahresfrist ein neuer Herausforderer von Asafa Powell (Jam) im Kampf um die Sprintkrone auf.

Chinesischer Nationalheld meldet sich zurück

Liu Xiang, der chinesische Nationalheld und Olympiasieger über 110 m Hürden, meldete sich nach der Niederlage am vergangenen Freitag in Paris auf seiner Rekordbahn zurück. 2002 hatte Liu auf der Pontaise Junioren-Weltrekord notiert, 2006 lief er im gleichen Stadion mit 12,88 Weltrekord.

Sein zweiter Start in dieser Saison in Europa war ebenfalls von Erfolg gekrönt. Bei Windstille, aber tiefer Temperatur, liess er dem Amerikaner Anwar Moore, der in Paris noch knapp vor ihm gelegen hatte, keine Chance. Die Siegerzeit von 13,01 des 24-jährigen Liu durfte sich sehen lassen.

Hart umkämpfter 100-m-Lauf

Der 23 Jahre alte Derrick Atkins von den Bahamas, der seit seinem Erfolg letzte Woche in Athen mit persönlicher Bestzeit von 9,95 über 100 m zu Buche steht und danach auch beim Golden-League-Event in Paris siegreich geblieben war, hatte im 100-m-Lauf hart zu kämpfen.

Bei Windstille gewann er schliesslich doch deutlich in 10,04 vor Churandy Martina (Holländische Antillen, 10,10) und dem Amerikaner Shawn Crawford (10,13). Der bis vor kurzem verletzt gewesene Weltrekordler Asafa Powell (Jam) ging kein Risiko ein und verzichtete auf den 100-m-Einzelstart.

Pech für Schweizer Sprintstaffel

Auf dem Weg zur WM-Limite von 39,00 Sekunden oder zumindest zu einem Schweizer Rekord erlitt die Schweizer Sprintstaffel Schiffbruch. Startläufer Cédric Nabe, der sich zuvor als Bester im Einzelrennen ausgezeichnet hatte, erlitt schon nach wenigen Metern eine Zerrung – und damit schied die ganze Staffel aus.

Jamaika siegte mit 100-m-Weltrekordler Asafa Powell als Schlussläufer in nicht überwältigenden 38,75. Für die Schweizer 4×100-m-Truppe wird es voraussichtlich noch eine Möglichkeit geben, die WM-Limite zu unterbieten, nämlich am 12. August in Bochum/Wattenscheid.

Torri Edwards Nummer 1

Die US-Sprinterin Torri Edwards ist derzeit die Nummer 1 auf der Sprintstrecke. Nach dem Sieg an den US-Trials und dem Erfolg am vergangenen Freitag beim Golden-League-Meeting in Paris siegte sie nun auch in Lausanne, wo die vier Erstklassierten der Jahres- Weltbestenliste lückenlos vertreten waren.

In exakt 11 Sekunden hielt Edwards über 100 m die Jahresschnellste Veronica Campbell (Jam) um sieben Hundertstel in Schach.

Mit Risiko reüssiert

Maryam Jamal (23), die in Lausanne lebende Ex-Äthiopierin und Neo-Bahrainerin, wollte ihrem Publikum im 1500-m-Lauf einen besonderen Leckerbissen verabreichen, ging grosse Risiken ein – und reüssierte.

In einem beherzten Sololauf widerstand sie auf der ganzen letzten Runde der reputierten Meute aus Russland und der Ukraine und ging als Siegerin in 4:03,61 durchs Ziel. Die Ukrainerin Irina Lischtschinska blieb um sieben Zehntel geschlagen.

Enttäuschung für Dee Dee Trotter

Die Abwesenheit von Saisondominatorin Sanya Richards (USA) vermochte ihre Landsfrau Dee Dee Trotter im 400-m-Rennen nicht zum Sieg zu nützen.

Die Siegerin der US-Trials wurde in enttäuschenden 51,48 Sekunden bloss Dritte hinter Novlene Williams (Jam) und Ami Mbacké Thiam (Sen).

swissinfo und Agenturen

Das Meeting ist einer nassen Konstellation am Abend des 8. Juli 1977 zu verdanken.

Der ehemalige 800-Meter-Spezialist Jacky Delapierre hatte es geschafft, die Weltelite zur Eröffnung des Stadions Pierre de Coubertin in Lausanne aufzubieten.

Trotz sintflutartiger Regenfälle spornten gegen 6000 Sportbegeisterte die pudelnassen Athleten an.

Diese entschieden sich dank diesem Enthusiasmus, als Dankeschön drei Wochen später unter einem besseren Stern ein neues Meeting “anzubieten”: Die Athletissima war geboren.

Letztes Jahr wurde die Athletissima vom Internationalen Leichtathletik-Verband(IAAF) weltweit auf den zweiten Rang aller Meetings gesetzt.

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