Pharmakonzerne einigen sich mit Sammelklägern
Sieben wegen illegaler Preisabsprachen verurteilte europäische Pharmakonzerne haben sich mit Vertretern einer Sammelklage auf eine aussergerichtliche Einigung verständigt. Der Schweizer Konzern Roche wird 632 Millionen Dollar zahlen.
Sieben wegen illegaler Preisabsprachen verurteilte europäische Pharmakonzerne haben sich mit Vertretern einer Sammelklage auf eine aussergerichtliche Einigung verständigt. Der Schweizer Konzern Roche wird 632 Millionen Dollar zahlen.
Die klageführenden Parteien unterbreiteten am Mittwoch (3.11.) einem Bundesrichter in Washington Einzelheiten eines entsprechenden Vorschlags im Umfang von 1,2 Milliarden Dollar. Es handle sich dabei um den bedeutendsten kartellrechtlichen Vergleich im Rahmen einer Sammelklage in den USA, erklärte einer der Anwälte der Kläger, Jonathan Schiller. Es wird erwartet, dass das Gericht heute Donnerstag (4.11.) eine vorläufige Entscheidung über die Einigung bekanntgeben wird.
Trotz der hohen zu zahlenden Summe herrschte bei Roche am Donnerstag Erleichterung. Konzernsprecher Peter Wullschleger bezeichnete die Einigung als «zufriedenstellend für beide Seiten». Das nach neun Jahren geplatzte Vitaminkartell hat den Basler Konzern bisher rund 1,75 Milliarden Franken gekostet. Zwei Mitglieder der Konzernleitung mussten den Hut nehmen. Noch hängig sind Untersuchungen der Wettbewerbbehörden in der EU, in Australien, Lateinamerika und in der Schweiz.
An dem Vergleich beteiligen sich der Schweizer Konzern Hoffmann LaRoche, die BASF, die mit Hoechst fusionierte französische Rhone Poulenc sowie die japanischen Firmen Daiichi Pharmaceutical, Eisai und TakedaChemical. Diese Konzerne produzieren 80 Prozent des weltweiten Verkaufsvolumens der wichtigsten Vitamine A, B, C und E.
Roche stimmte einer Zahlung von 632 Millionen Dollar zu. Der Konzern hatte bereits im ersten Halbjahr 1999 die notwendigen Rückstellungen für die Vergleichszahlungen vorgenommen. Der Anteil der deutschen BASF beträgt rund 287 Millionen Dollar, wie BASF in Ludiwgshafen bekanntgab.
Vertretern der Sammelkläger zufolge sollen die mehreren hundert Unternehmen, die hinter der Sammelklage stehen, durchschnittlich 18 bis 20 Prozent ihrer Ausgaben für Vitaminkäufe zwischen 1990 und 1998 erstattet bekommen. Unklar ist noch, ob auch Geld an die Endverbraucher zurückgegeben wird.
Wegen der Preisabsprachen wurden jahrelang Produkte wie Frühstücksflocken und andere Erzeugnisse künstlich verteuert. Die amerikanischen und kanadischen Behörden hatten die sechs grossen Konzerne mit Geldbussen von insgesamt 1,1 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 88,4 Millionen kanadischer Dollar bestraft. Die Kozerne hatten sich schuldig bekannt, die Preise für Vitamine abgesprochen zu haben.
SRI und Agenturen
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch