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St. Gallen nach 96 Jahren wieder Fussball-Meister

Mannschaftsfoto des FC St. Gallen. FC Sankt Gallen

St. Gallen am Ziel: Nach 96 Jahren haben die Ostschweizer zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte den Schweizer Meistertitel geholt. Mit nur einem 1:1 in Genf gegen Servette verspielte der FC Basel am Sonntag (21.05.) die letzte Titel-Chance.

Damit steht die Mannschaft von Coach Marcel Koller bereits drei Runden vor Schluss als Meister fest.

Nicht GC, Servette, Lausanne oder Basel… Der erste Schweizer Fussballmeister des neuen Jahrtausends heisst also FC St. Gallen. Der 1879 gegründete und älteste Fussballklub der Schweiz wurde mit einem bescheidenen Budget von fünf Millionen Franken überlegen Schweizer Champion.

Das Kollektiv des 20-Mann-Kaders mit einem Durchschnittsalter von knapp 27 Jahren, die Konstanz in der Qualifikation und in der Finalrunde und Trainer Marcel Koller machten das St. Galler Fussball-Märchen wahr. Bis auf den ghananischen Goalgetter Charles Amoah hat der FC St. Gallen keine Stars. Der Star ist die Mannschaft.

Überlegen ist der “namenlose” FC St. Gallen mit vier Punkten Vorsprung Qualifikationssieger geworden und hat in der Finalrunde mit teils imponierenden Leistungen nochmals zugelegt und alle verblüfft. Die Ostschweizer, getragen vom besten und treuesten Publikum der Schweiz, haben entgegen zahlreichen Prognosen während der ganzen Saison keinen Einbruch erlitten.

Der Klub mit dem drittkleinsten Budget der Nationalliga A hat die Gunst der Stunde im Schweizer Spitzenfussball genutzt. Während Grossvereine wie GC oder Servette mit steten Wechseln und Unruhen, überteuerten Spielerkadern und zu hohen Ansprüchen von Krise zu Krise rutschten, bestach der FC St. Gallen mit Spielern ohne Allüren und moderaten Salären durch Harmonie, Konstanz und den meisten Plus-Toren.

1904 war der FC St. Gallen erstmals und seither nie mehr Meister geworden. Die sportlichen Erfolge während eines Jahrhunderts blieben trotz den Vorstössen in den UEFA-Cup unter Helmuth Johannsen Mitte der 80-er-Jahre mässig.

Genau vor zehn Jahren schwelgte die Ostschweiz dann erstmals in Euphorie. Die Chilenen Zamorano, Rubio und Mardones hatten zusammen mit den Schweizern Fischer, Hegi, Rietmann und dem jetzigen Captain, Torhüter Stiel, die Fussballregion verzaubert. Übermut und irrationalen Transfers folgte der jähe Absturz. Es blieb der fünfte Platz, keine Teilnahme am Europacup und ein finanzieller Scherbenhaufen.

Aus den Fehlern der Vergangenheit wurde gelernt. Das Espenmoos blieb zwar der Kessel kollektiven Wertgefühls, doch bei aller Freude über die Spitzenleistungen der Grün-Weissen ist Vernunft einstiger Selbstdarstellung gewichen.

“Unsere Stärken sind Teamgeist, Konstanz und Abgeklärtheit. Wir sind reifer geworden und haben ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt. Es ist mir gelungen, meinen Spielern die Mentalität von Siegern zu vermitteln”, erzählt Marcel Koller, der Baumeister der jüngsten St. Galler Erfolge.

Der Meistertitel bereitet den Verantwortlichen des FC St. Gallen nicht nur Freude. Die Prämien stiegen enorm, und die Vertragsverlängerungen in den letzten Wochen verliefen schleppend. Erfolg hat seinen Preis. Dennoch blieben St. Gallen sämtliche Teamstützen wie Stiel, Zwyssig, Müller und Zellweger erhalten. “Und auch Amoah bleibt”, ist Trainer Koller überzeugt.

St.Gallen wird auf die neue Saison hin sein Budget um mindestens 700’000 Franken auf 5,7 Millionen erhöhen und sucht zwei Verstärkungen. Vor allem ein kräftiger, kopfballstarker Stürmer und ein offensiver Mittelfeldspieler werden gesucht.

swissinfo und Agenturen

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