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Plakate werben für Auslandschweizer

ASO-Direktor Rudolf Wyder führt durch die neuen Plakate auf dem Platz der Auslandschweizer. swissinfo.ch

Auf dem Platz der Auslandschweizer in Brunnen stehen neu 20 Plakate, die Inländer auf die Fünfte Schweiz aufmerksam machen und informieren wollen.

Der ASO-Präsident beklagte einen verengten Blick von der Schweiz auf die Auslandschweizerinnen und -schweizer.

Das Soft-Ice tropft auf den Sand, Knirpse klettern unentwegt auf ein See-Ungeheuer, das auf den Stein hinter dem Spielplatz-Hag zu starren scheint. “Platz der Auslandschweizer” steht auf dem mächtigen Quader, der am Kopfende der grosszügigen Wiese steht, die hier in Brunnen, Kanton Schwyz, in den Vierwaldstättersee hineinragt.

Von dieser Wiese sieht man direkt aufs Rütli oder, wenn man sich umdreht, auf Grossen und Kleinen Mythen. Ein Arbeiter streicht letzte Luftblasen unter der Folie hervor, die eine Reihe von grossformatigen Schautafeln entlang der Hafenmole bedeckt.

Botschafter in anderen Kulturen

“Wissen Sie, wo der fünfte Landesteil der Schweiz liegt?” fragt die erste Tafel und gibt die Antwort gleich selber: “In der ganzen Welt. Über 600’000 Eidgenossinnen und Eidgenossen leben im Ausland.”

Diese Auslandschweizerinnen und –schweizer wollen die insgesamt 20 wetterfesten Plakate den Menschen im Inland näher bringen. Erklären, welche Motive Menschen in die Ferne lockten und locken, wie sie in andern Kulturkreisen leben, mit der alten Heimat verbunden bleiben und als inoffizielle Botschafter der Schweiz amten. Eingeweiht wurden die Tafeln mit einem Festakt Mitte August.

SRG mit schlechtem Beispiel voran

Information ist nötig, betont man bei der Stiftung “Platz der Auslandschweizer” sowie der “Auslandschweizer-Organisation” (ASO), die hinter der Dauer-Ausstellung stehen.

“Dass wir ein so starkes Netz in der Fremde haben, das nehmen wir nicht zur Kenntnis”, sagte ASO-Präsident Georg Stucky in seiner Rede. “Unsere Präsenz im Ausland sehen wir durch ein U-Boot-Periskop, mit verengtem Blick nach aussen.”

Für die Medien seien Auslandschweizer – wenn kein Sex im Spiel sei – kaum je ein Thema. “Typisch dafür ist die Haltung der SRG, die nach dem Kurzwellendienst auch noch die Internetseiten mit Aktualitäten aus der Schweiz bis auf die englische Version abschaffen will”, sagte Stucky.

Liebe, Arbeit oder Intoleranz

Die kurzen Texte auf den Plakaten gibt es immerhin in vier Sprachen zu lesen. Sie beschreiben die Gründe fürs Auswandern, allen voran Liebe oder Arbeit. “Schweizer Vulkanologen beispielsweise finden hier, zum Glück für die Schweiz, keine Arbeit”, illustrierte ASO-Direktor Rudolf Wyder die Notwendigkeit gewisser Fachleute, im Ausland zu leben.

Aber auch im Gastgewerbe seien die Schweizer Köche und Hoteliers weltweit gefragt. Und dann gebe es noch die Auslandschweizer auf Zeit, die Expats, die vom Schweizer Arbeitgeber für einige Monate oder Jahre ins Ausland geschickt werden.

Nicht ausgeklammert wird in der Ausstellung aber auch eine weniger schöne Seite der Auswanderung: “Bis ins 20. Jahrhundert förderten Bund und Kantone vielfach die Auswanderung. Nicht um neue Territorien zu erschliessen, manchmal aber um Arme und Unbequeme los zu werden”, steht auf einem der Plakate.

Wyder erinnert zudem an jene Menschen, die wegen ihres Glaubens aus der Schweiz vertrieben wurden.

Emotionen wecken

“Ich habe versucht, mit dem Bild möglichst am Thema zu bleiben und dieses emotional herüber zu bringen”, erklärt Grafiker Urs Kohli, der die Texte von Myriam Mauerhofer im Bild umsetzte, gegenüber swissinfo.

Hinter und neben den Texten breiten sich beispielsweise das US-amerikanische Death Valley oder eine blaue Karibik-Bucht aus, steigen Hochhäuser in den Himmel, lachen Kinder aus Schweizerschulen hervor, kippt ein Schweizer Winzer in Australien seine Trauben auf einen Laster oder erinnert eine Tafel “Am Wochenende Abstimmung” vor dem Castel Sant’Angelo in Rom an den Urnengang.

Kein Geldsegen für den Auslandschweizer-Platz

Die Ausstellung hat rund 70’000 Franken gekostet. Sponsoren, unter ihnen die Eidgenossenschaft, kamen dafür auf. Ungefähr fünf Jahre lang sollen die Plakate stehen bleiben.

“Es erfüllt mich mit grosser Genugtuung, dass die langen und zeitweilig etwas harzigen Bemühungen um die Neugestaltung des Platzes mit dieser Vernissage einen gelungen Abschluss finden”, freute sich Toni Dettling, Präsident der Stiftung Platz der Auslandschweizer in seiner Rede.

Er sprach damit die verschiedenen ursprünglichen Pläne an, den Platz neu zu gestalten, darunter ein Kubus des französisch-schweizerischen Star-Architekten Cuno Brullmann als Begegnungszentrum. Alle Projekte scheiterten an Geldmangel.

Etwas Kulturelles tut gut

Somit blieb der Platz der Auslandschweizer, der früher “Wehrihaggen” hiess, der Bevölkerung von Brunnen als grosse Wiese und beliebter Treffpunkt erhalten.

Nachdem alle offiziellen und geladenen Gäste verschwunden sind, kehrt denn auch wieder Normalität ein: Auf dem Rasen wird gefaulenzt und geknutscht, Jugendliche spielen Hacky-Sack, an der Mole schwimmen brititsche Touristinnen.

Ein junger Mann liest aufmerksam eine der neuen Tafeln. Ja, er sei von hier. Und: “Es ist gut, dass etwas Kulturelles gemacht wird.”

swissinfo, Philippe Kropf in Brunnen

Der Platz der Auslandschweizer in Brunnen im Kanton Schwyz wurde neu gestaltet.
Zwanzig wetterfeste Plakate erzählen von der Fünften Schweiz.
Sie erklären, warum Schweizer Staatsbürgerinnen und –bürger in die Welt zogen und ziehen und wie sie dort leben – und mit der alten Heimat verbunden bleiben.
Von den derzeit rund 600’000 Auslandschweizern sind etwa 70% Doppelbürger; rund 95’000 waren Ende 2004 in Wahlregister eingetragen und über ihr Stimmrecht vom Ausland her aus.

Der Auslandschweizerplatz in Brunnen im Kanton Schwyz wurde 1991 im Rahmen der 700-Jahr-Feier als Ziel des “Wegs der Schweiz” eingeweiht.

Am 1. August des Jubiläumsjahrs empfing der Bundesrat dort 1000 Auslandschweizerinnen und –schweizer.

Der Platz gehört der Stiftung “Platz der Auslandschweizer” und gilt als heimliche Kapitale der Fünften Schweiz.

Die 5000 Quadratmeter grosse Halbinsel ragt in den Vierwaldstättersee hinaus und wurde Anfang 19. Jahrhundert aufgeschüttet.

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