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Pointen, Promis und Product-Placement

Marco Rima alias Mike Dürst: Ab 23. Februar in den Schweizer Kinos. Keystone

"Handyman" ist eine professionell gemachte, stromlinienförmige Romantic Comedy von und mit Marco Rima und mit überdurchschnittlicher Promidichte.

Der Schweizer Film, der auch wieder einmal Zürich auf der Grossleinwand zeigt, ist frech, farbig und scheint den Zeitgeist zu treffen.

Die erste Einstellung zeigt Marco Rimas alias Mike Dürsts nacktes Hinterteil. Und die Hand der Ärztin ist an diesem Tag nicht das einzige, was am A… ist. Wenn der Musikproduzenten-Gehilfe nicht dem modernen Dreikampf – rauchen, saufen, koksen – abschwört, sagt Frau Doktor, endet er bald in der Anatomie.

Obwohl Dürsts einziges Laster das Handy ist, scheint sich die Weissagung zu bewahrheiten: Nachdem er die Stretch-Limousine von “Krokus” zu Schrott gefahren und ein Hallenstadion-Konzert zum Platzen gebracht hat, verlässt ihn seine Freundin, weil sie nach fünf Wochen Beziehung in der siebten Woche schwanger ist.

Traumfrau…

Mike springt dann doch nicht von der Brücke, sondern lässt sich vom Radiopsychologen Gregor Frank (der Berliner Oliver Korittke als liebenswert schmieriger Schürzenjäger) versprechen, ihm in fünf Tagen eine Traumfrau zu finden.

Und da Frank dringend das Manuskript für einen Beziehungsratgeber abliefern müsste, kommt ihm Mike als Laborratte gerade recht.

Franks Anbandeltipps sind nur mässig brauchbar: Klavierspielen macht Frauen schwach, wie einer tanzt, so bumst er, und: “Frauen sind wie Milch, wenn man sie zu lange stehen lässt, werden sie sauer”, lauten sie etwa.

…gefunden, aber…

Trotzdem findet Mike in der verabredeten Frist seinen “Engel” (Regula Grauwiller). Dass diese Franks Freundin ist, weiss bis zum Schluss nur der Zuschauer.

Der Rest ist voraussehbar: Obwohl Psychologe Gregor seine Freundin mit Horden hirnloser Blondinen betrügt, versucht er den unbekannten Nebenbuhler auszuschalten.

Und weil er nie und nimmer annimmt, dass das der nette Mike ist, kommt es zu allerhand Verwechslungen, denen unter anderen ein schwuler Kellner zum Opfer fällt.

Klischees

Die homosexuelle Witzfigur kommt nicht überraschend, denn zu diesem Zeitpunkt hat die Geschichte schon alle Klischees abgespult, die zum Comedy-Repertoire gehören: Der miserable Taxifahrer ist Araber, der nervende Tourist ist Asiate, die Politesse eine vertrocknete Jungfer, und die Frauen, die sich aufreissen lassen, allesamt blond.

Dass diese Figuren immer wieder als Running Gags auftauchen und sich am Schluss zu einem hinreissenden Finale zusammenfinden, ist immerhin recht raffiniert arrangiert.

Zum gefälligen Eindruck tragen die zahlreichen Promis bei: von der ehemaligen Miss-Schweiz Stephanie Berger als schwangere Ex über DJ Bobo als glückloser Musicstar-Kandidat bis zu Chris von Rohr als Jury-Mitglied und Wetterfee Karin Lanz als lispelnde Sexbombe.

Ohne Subventionen

Schade wiederum ist, dass Gags und Promis wie in einer Nummernrevue ohne Bezug aneinandergereiht werden. Und richtig nervtötend wirkt das Product-Placement von Fluggesellschaft über Hotelbar bis zur Handymarke.

Nur dürfte den Machern nicht viel anderes übrig geblieben sein, hat die Drei-Millionen-Produktion doch keine Subventionen erhalten. Um in die schwarzen Zahlen zu kommen, liess Co-Autor Marco Rima verlauten, brauche der Film mindestens 300’000 Zuschauer.

Die immerhin sollte er trotz – oder vielleicht wegen? – seiner Belanglosigkeit erreichen.

swissinfo und Irene Widmer, sfd

“Handyman” erzählt die Lebens- und Liebes-Geschichten dreier Menschen.

Mit ihren Unzulänglichkeiten, Beziehungsproblemen und ihrer Lebenslust sowie einer geballten Ladung “Promis” wird der Zeitgeist eines urbanen Publikums anvisiert.

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