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Post: Über 1200 Briefträger verlangen in Bern Arbeitsplatzgarantie

Bern (awp/sda) – Über 1200 Briefträger aus der ganzen Schweiz haben am Samstagnachmittag in Bern gegen das Projekt Distrinova der Schweizerischen Post protestiert. Die Pöstler befürchten, dass es zu einem massiven Stellenabbau kommt.
Bei der Kundgebung auf der Berner Schützenmatte unterzeichneten die Briefträgerinnen und Briefträger eine Resolution an die Post-Spitze. Die Gewerkschaft Kommunikation fordert diese darin auf, vor der Umsetzung von Distrinova eine vertragliche Garantie für den Verzicht auf Kündigungen abzugeben.
Im Hinblick auf diese Garantie seien Verhandlungen über flankierende Massnahmen wie Arbeitszeitverkürzungen oder Altersteilzeitarbeit zu führen. Die Gewerkschaft fordert auch den Erhalt von Vollzeitstellen in der Zustellung und den Verzicht auf die Bevorzugung von Unternehmen bei der Zustellung.
Hauptaussagen der Redner an der Kundgebung war, die Post müsse einen Service public leisten statt einen möglichst hohen Gewinn anzustreben. «Alles muss immer schneller werden und rentieren, rentieren, rentieren», beklagte sich Briefträger Arrigo Brühlmann aus dem Tessin vor den Teilnehmern.
Die Schweizerische Post testet seit September in der Region St. Gallen, in der Innerschweiz und in Lausanne das Projekt Distrinova. Kernpunkt ist, dass in den Poststellen Maschinen statt Menschen die Briefe vorsortieren, welche die Briefträger dann zu den Häusern bringen. Das soll Zeit und Kosten sparen.
Der Präsident der Gewerkschaft Kommunikation, Alain Carrupt, sprach am Samstag in Bern von Tausenden von gefährdeten Arbeitsplätzen.
Ulrich Hurni von der Post-Konzernleitung sagte dazu nach der Kundgebung auf Anfrage, Distrinova könne zu einem Stellenabbau führen. Zuerst müssten nun einmal die Tests abgeschlossen werden. Erst im nächsten Jahr werde die Post Entscheide fällen und erst dann sagen können, wie viele Stellen betroffen seien.
Eins sei klar, so der Distrinova-Projektverantwortliche: Das Projekt werde gestaffelt über mehrere Jahre eingeführt. «Man kann deshalb heute sagen: Falls es nicht zu einem massiven Mengenrückgang kommt, wird es kaum Entlassungen geben.» In der Schweiz gibt es rund 15’000 Briefträgerinnen und Briefträger.
Die Kundgebung der Briefträger fand anders als die meisten Demonstrationen nicht auf dem Berner Bundesplatz statt, weil die Gewerkschaft Kommunikation den Anlass aus Sorge ums Wetter in einem Zelt durchführen wollte. Dieses konnte wegen des Markts von Samstagmorgen auf dem Bundesplatz nicht dort aufgestellt werden.
Um der Kundgebung mehr Öffentlichkeit zu geben, marschierten die 1200 Teilnehmer schliesslich am Schluss der Veranstaltung noch zum nahen Hauptbahnhof und skandierten «Distrinova no! Distrinova no!» Dieser Umzug war vorher nicht geplant. Laut Suter gab die Polizei dafür ihre Einwilligung. Sie fuhr mit einem Streifenwagen voraus.
pf

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