
Die Rechtskonservativen überschreiten in einer Umfrage zum ersten Mal die 30%-Marke

Nach ihrem Sieg bei den letzten eidgenössischen Wahlen erreicht die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei mit 30,4% der Wahlabsichten einen neuen Rekord. Weiter kann sich gemäss dem neuesten SRG-Wahlbarometer die Linke stabilisieren, während die liberalen Parteien an Boden verlieren.
Wie in anderen westeuropäischen Ländern ist auch in der Schweiz die konservative Rechte weiter auf dem Vormarsch. Der Trend ist jedoch moderater als anderswo, wie das SRG-Wahlbarometer des Forschungsinstituts Sotomo zur Mitte der Wahlperiode ergab.
Die Schweizerische Volkspartei (SVP), die als Gewinnerin aus den Parlamentswahlen 2023 ging, setzt ihren Wachstumskurs fort. Die grösste Partei der Schweiz hat innerhalb von zwei Jahren weitere 2,5 Prozentpunkte hinzugewonnen. Derzeit würden sich 30,4% der Wählenden für sie entscheiden, was das beste Ergebnis in ihrer Geschichte darstellen würde.
Sollte das so bleiben, könnte die rechtskonservative Partei bei den Schweizer Wahlen 2027 erstmals die Marke von 30% Wähleranteil überschreiten. Ihr bisher bestes Ergebnis hat sie 2015 erzielt, als sie 29,4% der Wählerschaft überzeugte.
Die liberalen Parteien verlieren hingegen an Boden, wie das SRG-Wahlbarometer ebenfalls aufzeigt. Die Grünliberale Partei (GLP) erleidet mit einem Minus von 1,5 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023 den grössten Rückschlag und erreicht nur noch 6,1% der Wählerstimmen.
Rückschläge für die liberalen Parteien
Die bürgerlich-liberale Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) fällt um einen Prozentpunkt zurück und liegt bei 13,3% der Wahlabsichten, was das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte wäre. Das Sotomo-Institut weist darauf hin, dass dies auch dem Trend in anderen europäischen Ländern entspricht, in denen die Parteien des liberalen Spektrums einen schweren Stand haben.
Auch die Mitte-Partei verliert einen halben Prozentpunkt, von 14,1% bei den Wahlen 2023 auf 13,6%. Doch in der Rangliste würde die aus dem Zusammenschluss der CVP und der BDP hervorgegangene Partei dennoch zur drittstärksten politischen Kraft des Landes aufsteigen und die FDP verdrängen.
Die Grünen, die die grössten Verlierer der letzten Parlamentswahlen waren, scheinen sich mit einem Zuwachs von 0,5 Prozentpunkten zu stabilisieren, wobei der Wählerzuwachs innerhalb der Fehlermarge liegt (+/- 1,2 Prozentpunkte). Die Wählerschaft der Sozialdemokratischen Partei (SP) ist ebenfalls stabil, mit einem Zuwachs von ebenfalls 0,5 Prozentpunkten.
Dies deutet auf eine Stabilisierung der linken Parteien oder sogar auf einen leichten Zuwachs hin, während der starke Zuwachs der SVP einen Rechtsruck signalisiert, analysiert das Institut. «Die politische Polarisierung in der Schweiz nimmt zu: Die Pole werden auf Kosten der gemässigter positionierten Parteien stärker», stellt Sotomo-Politologe Michael Hermann fest.
Einwanderung als weniger dringliches Thema
Im SRG-Wahlbarometer wurden die Bürgerinnen und Bürger auch zu den wichtigsten politischen Herausforderungen des Landes befragt.
Die Krankenversicherungsprämien sind für die meisten Befragten nach wie vor die grösste politische Herausforderung, ihre Dringlichkeit hat jedoch abgenommen. Michael Hermann denkt, dass dieser Rückgang wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die Umfrage vor dem 23. September 2025 durchgeführt wurde, als der durchschnittliche Anstieg der monatlichen Prämien um 4,4% für das nächste JahrExterner Link vom Bundesamt für Gesundheit bekannt gegeben wurde.
Die Europa-Thematik gewinnt an Bedeutung
Am zweitwichtigsten sind für die Bürgerinnen und Bürger die Themen Einwanderung und Asyl, die von der Rechten proaktiv bewirtschaftet werden. Aber auch diese Themen hat im Vergleich zu früher an Bedeutung verloren. «Andere Kernthemen der SVP haben jedoch an Bedeutung gewonnen, wie Kriminalität und Sicherheit sowie Souveränität und Unabhängigkeit», stellt Michael Hermann fest, der darin eine Erklärung für die wachsenden Werte der Partei sieht.
Die Frage der Beziehungen zur Europäischen Union wurde ebenso häufiger genannt als bei der letzten Befragung. Dies wird laut Sotomo davon beeinflusst, dass vielleicht bereits im nächsten Jahr über die neuen Abkommen zwischen Bern und Brüssel abgestimmt wird. Das Institut betont, dass die zunehmende Bedeutung der Europa-Thematik auch mit den 39% Zöllen zusammenhängt, die der US-Präsident der Schweiz auferlegt hat.
Für die Autoren des SRG-Wahlbarometers hat dieser Zollstreit auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Wirtschaftslage. Die Wirtschaft gewinnt somit zum ersten Mal seit 2020, als die Eindämmung im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie stattfand, wieder an Bedeutung.
Das Wahlbarometer der SRG, zu der auch Swissinfo gehört, wurde vom Forschungsinstitut Sotomo auf der Grundlage der zwischen dem 25. August und dem 11. September 2025 gesammelten Daten durchgeführt. 32’147 Wählerinnen und Wähler nahmen an der Umfrage teil, einerseits auf den Internetportalen der SRG, andererseits auf der Website von Sotomo. Die Fehlermarge beträgt +/- 1,2 Prozentpunkte.
Da sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage freiwillig beteiligen (Opt-in), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Beispielsweise nehmen an politischen Umfragen in der Regel mehr Männer als Frauen teil. Verzerrungen in der Stichprobe werden durch statistische Gewichtungsverfahren korrigiert.
Die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland wurden in der Analyse nicht separat berücksichtigt.
Editiert von Samuel Jaberg. Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Giannis Mavris

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