Die Auslandschweizer-Organisation spürt den Frühling

Neue Köpfe an der Spitze der Auslandschweizer-Organisation und bei den konsularischen Diensten – dazu Wahlen vor der Tür. Bei der Lobby der Schweizer Diaspora herrscht Aufbruchstimmung.
Am Freitag tagte der Auslandschweizer-Rat in Bern. Zum letzten Mal dabei war Ariane Rustichelli, zumindest in ihrer Rolle als Direktorin der Auslandschweizer-OrganisationExterner Link. Sie wurde unter Applaus kurzerhand zum Ehrenmitglied ernannt und nach 17 Jahren des Engagements für die ASO mit lobenden Worten aus der Organisation verabschiedet.
«Früher habe ich Ariane ins Bundeshaus gelassen, in den letzten Jahren, musste ich sie fragen, wenn ich Zutritt zum Bundeshaus wollte», sagte der Präsident der Auslandschweizer-Organisation ASO, Filippo Lombardi, in seiner Dankesrede. Rustichelli habe sich als ausgezeichnete Lobbyistin für die Fünfte Schweiz einen Namen in der Politik gemacht.
Der Abschied berührte die scheidende Direktorin sichtlich, während ihrer Dankesrede übermannten sie die Emotionen. «Ich verlasse euch mit der Zuversicht, dass die ASO und der Auslandschweizer-Rat die Herausforderungen, welche die Zukunft bringen, meistern werden», sagte sie.
Ihr Nachfolger, Lukas Weber, war bereits an der Sitzung des Auslandschweizer-Rats anwesend und präsentierte sich den Delegierten. Der 58-jährige Basler, der mit seiner Familie in Fribourg lebt, freue sich auf seine Aufgabe und die Zusammenarbeit mit dem Team, den Rätinnen und Räte und den verschiedenen Akteuren rund um die ASO, sagte er.
>>Das ist der neue Direktor der Auslandschweizer-Organisation:

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Auslandschweizer-Organisation: Auf Ariane Rustichelli folgt Lukas Weber
Lombardi begrüsste an der letzten Sitzung der laufenden Legislatur des Auslandschweizer-Rats 77 Delegierte. 51 Ratsmitglieder waren an diesem Freitag vor Ort im Berner Kursaal, 26 nahmen online teil.
Neue Direktorin der konsularischen Direktion
Auch das Aussendepartement präsentierte ein neues Gesicht: die neue Direktorin der konsularischen Direktorin, Marianne Jenni. Sie arbeitet seit 33 Jahren beim eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA.
«Ich kenne die Bedürfnisse der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer», sagt Jenni, die selbst 24 Jahre im Ausland lebte und arbeitete. Ihre Prioritäten in ihrem Job, den sie im Januar 2025 angetreten hat, werde die Pflege und die Förderung der Beziehungen mit den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern sein.
Jenni und ihr Team sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Die Sparmassnahmen, die steigende Zahl von Schweizerinnen und Schweizern im Ausland und die damit einhergehenden wachsenden Bedürfnisse an die Schweizer Vertretungen. «Wir arbeiten an digitalen Dienstleistungen», sagt Jenni. Nicht nur, um die Zugänglichkeit für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu erleichtern, sondern auch, um die EDA-Mitarbeitenden zu entlasten.
Zudem werde auch die Zusammenarbeit mit anderen Ländern aufgebaut, wie aktuell zum Beispiel mit Österreich. Ausserdem führte Jenni aus, dass die Konsularische Direktion sich meist im Hintergrund für die Gemeinschaft der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland einsetze. Dies in Form der Ämterkonsultation, etwa bei Gesetzesänderungen.
Nationalrätin blickt besorgt auf die Stimmung gegenüber der Fünften Schweiz
Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (Die Mitte) berichtete sodann aus der Frühlingssession, die an diesem Freitag ihr Ende fand. Schneider-Schneiter setzt sich mit der parlamentarischen Gruppe «Auslandschweizer» für die Interessen der Fünften Schweiz ein. Es sei eine sehr aktive Gruppe, zusammengesetzt aus allen Parteien, wobei der Sitz der SVP momentan vakant sei.
«Die Stimmung gegenüber den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern ist nicht gut», sagt Schneider-Schneiter besorgt. Man merke dies insbesondere bei Vorstössen. Dazu komme, dass die geopolitische Lage auch Einfluss auf die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer habe. Es gebe andere Probleme als die Bedürfnisse der Diaspora, töne es im Bundeshaus aus allen Ecken.
Die Nationalrätin mahnte die anwesenden Delegierten, dass sie als Auslandschweizer-Rätinnen und -Räte das Bindeglied zwischen der Diaspora und der Politik seien.
Das Projekt der Direktwahlen steht kurz vor dem Abschluss
Ein mit Spannung erwarteter Punkt der Tagesordnung betraf das neue System der Direktwahlen. Die Arbeitsgruppe, die von einigen der jüngsten Ratsmitglieder geleitet wird, berichtete über die Fortschritte des Projekts.
«Nur noch 23 Tage, bis die Wahlplattform online geht», freute sich Noel Frei, der Ostafrika vertritt. Insgesamt nehmen 27 Länder an den Direktwahlen teil und 150 Personen haben sich für 47 Sitze beworben.
>> Wir haben hier über die Wahlvorbereitungen in Deutschland berichtet:

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Auslandschweizer-Rat: Kandidaturen zuhauf, aber wie erreichen sie die Wählerinnen und Wähler?
Für die Arbeitsgruppe ist einer der grössten Erfolge des Projekts, dass das EDA sich bereit erklärt hat, mitzumachen und allen bei einer Vertretung registrierten Personen eine Informations-E-Mail zu schicken, in der sie darüber informiert werden, dass sie kandidieren und wählen können.
Die Profile der Länder und der Kandidatinnen und Kandidaten sind sehr unterschiedlich, so dass «fast alle Fälle getestet wurden», sagte Andreas Gfeller-Ryf aus Grossbritannien. «Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, um nicht anzutreten!»
Die neu gewählten Personen werden im August vorgestellt. Die Ergebnisse werden jedoch bereits am 12. Mai vorliegen.
Die Community vergrössern, um den Wert der Organisation zu steigern
Kurzfristig sieht die finanzielle Situation der ASO gut aus, mittel- und langfristig jedoch nicht. Zwar werde ein Legat für die Renovation der Räumlichkeiten in Bern verwendet, doch ab 2027 würden sich die Budgetkürzungen des Bundes besonders bemerkbar machen, sagte Präsident Lombardi.
Es bestehe die Gefahr, dass sich die ASO grundlegende Veränderungen überlegen müsse, etwa den Verzicht auf gewisse Dienstleistungen oder den Abbau von Personal. Bis es so weit ist, will der Vorstand die Einnahmen durch Werbung auf den Plattformen der Organisation diversifizieren.
Allerdings verfügt das Soziale Netzwerk «SwissCommunity» laut Lombardi derzeit nicht über genügend Userinnen und User, um für Werbekunden interessant zu sein. «Wenn wir keine Follower haben, haben wir keinen kommerziellen Wert!» Lombardi erinnert daran, dass die Bekanntmachung von «SwissCommunity» die Aufgabe aller im Saal sei.

Trotz knapper Finanzen und angesichts der unbestrittenen Beliebtheit der Jugendlager hat der Vorstand beschlossen, das Angebot an Winter- und Sommerlagern für Jugendliche aufrechtzuerhalten. Die Frage werde jedoch 2027 wieder auf den Tisch kommen, warnte der Präsident.
Um Kosten zu sparen, wurde die ASO-Zeitschrift «Schweizer Revue» von sechs auf fünf Ausgaben pro Jahr reduziert. Dank der nach wie vor grossen Leserschaft und spezifischen Bundesgeldern dafür bleibt sie aber eine wichtige Einnahmequelle.
Fast alle Ziele erreicht
Die Ziele der Organisation waren schnell und diskussionslos abgehandelt. «80 bis 90 Prozent unserer Ziele sind erreicht, das würde ich als Erfolg bezeichnen», sagte Lombardi. Die gute Quote kam nicht nur zustande, weil realistisch geplant wurde. Hinter dem Erreichten steckte auch viel ehrenamtliche Arbeit.
So hat etwa eine Arbeitsgruppe von Delegierten die Kantonsregierungen angeschrieben, damit sich die Kantone beim Bund für weitere Versuche mit E-Voting anmelden.
Die Geschäftsstelle selbst konnte ihre Lobby-Arbeit mit der Parlamentarischen Gruppe «Auslandschweizer» festigen, die aus über 60 Parlamentsmitgliedern aller politischen Parteien besteht. Themen waren die E-ID und mögliche Lösungen für eine Schweizer Krankenversicherungslösung im Ausland.
Ein Kern der Aktivitäten der Geschäftsstelle 2024 bildete die Organisation der bevorstehenden Direktwahlen in 13 Wahlkreisen. «Ob alles klappt, werden wir erst im Nachhinein wissen», sagte Lombardi und mahnte zur Geduld: «Es ist keine Phase, die automatisch funktioniert, es können Probleme auftauchen». Die Wahlen finden zwischen 12. April und 11. Mai statt.
Stete Arbeit an den bestehenden Zielen
Neu lanciert hat die ASO bereits letztes Jahr ein Podcast-ProjektExterner Link. Vor jeder Abstimmung organisiert sie ein Webinar, um die Auslandschweizer:innen über die Abstimmungsthemen zu informieren. Im laufenden Jahr will die ASO zudem eine Kommunikationskampagne mit der Schweizerischen Post lancieren. Auslandschweizer:innen sollen darin aus erster Hand die Bedeutung dieses Abstimmungskanals erklären können.
Ziel bleibt auch, eine weitere Bank zu finden, die Auslandschweizer:innen zu ähnlichen Bedingungen akzeptiert, wie sie den Inlandschweizer:innen angeboten werden, insbesondere auch für Schweizer:innen aus Nordamerika.
Auch bezüglich besserer Anschlüsse an Schweizer Krankenversicherungslösungen soll weitergearbeitet werden. Zu den internen Zielen der Organisation gehört eine Verjüngung des Zielpublikum und die Sicherstellung der langfristigen Finanzierung der ASO.
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