Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Trumpismus-Angriff abgewehrt – der Demokratie-Schutzschild über der Schweiz hat funktioniert! Trotzdem ist sie nach ihrer 650. Volksabstimmung eine andere. Bei uns erfahren Sie, wieso.
Beste Grüsse aus Bern und bleiben Sie gesund!
Der Demokratie-Schutzschild über der Schweiz hat den Angriff des Trumpismus abgewehrt. Aber ist jetzt alles gut?
Die Abstimmung über das Covid-Gesetz mit dem Impfzertifikat hat der Schweiz eine zweifelhafte Premiere beschert: Erstmals hat eine Gruppe – radikale Impfgegner:innen – den «Common Ground» der Demokratie Schweiz verlassen.
Sie anerkennen weder den Volksentscheid noch die Institutionen und Mechanismen der Demokratie Schweiz.
Nur: Sie machen die Rechnung ohne die Wirte. Denn mit seinen 62% Ja-Stimmen zum Gesetz stärkten die Stimmenden dem Parlament und vor allem dem unter Dauerstress stehenden Bundesrat demonstrativ den Rücken. Einigkeit und Vertrauen statt Spaltung und Misstrauen – klarer hätte die Antwort des Volkes nicht ausfallen können.
- Trump-Methoden fassten in der Schweiz nicht Fuss – Analyse des Zustands der Demokratie Schweiz von Kollege Jonas Glatthard und mir.
- Covid-Gesetz: Die vier Irrtümer des Nein-Lagers – der Kommentar von swissinfo.ch-Politikexperte Claude Longchamp zur Abstimmung vom 28. November.
- Die Sprengkraft der «Diktatur»-Polemik – mein Bericht vom März über «Debatte», die nirgends so absurd ist wie in der Schweiz.
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2022 könnte die Luft für die Schweiz in Brüssel richtig dünn werden.
Er ist ein hochkultivierter Mann – und der diplomatische Repräsentant der Grande Nation in Bern: Frédéric Journès.
Doch was er sagt, lässt die Freundinnen und Freunde der Schweiz, zu denen ich die Politiker:innen jetzt mal grosszügig dazu zähle, zusammenzucken.
Auf die kommende EU-Präsidentschaft Frankreichs angesprochen, sagt der Botschafter: «Wir planen im EU-Rat nicht, die Schweiz zu thematisieren. Zudem ist während der französischen Präsidentschaft kein Entwurf für Schlussfolgerungen des EU-Rats speziell zur Schweiz geplant.»
Ich bin kein Diplomat. Aber meine Bauchstimme übersetzt mir die Botschaft des Botschafters von Präsident Macron so: «Hallo, liebe Nachbarn, jetzt müsst ihr aber euren Hintern bewegen, sonst gerät ihr in Brüssel definitiv aufs Abstellgleis.»
- «Französischer Botschafter zur Europapolitik: ‚Die Schweiz muss sich bewusst sein, dass wir ein Problem haben'»Externer Link – Interview mit Frédéric Journès in der NZZ (Paywall).
- «F-35-Entscheid – Fortsetzung des Rahmenabkommen-Aus» – mein Interview zum Kaufentscheid der Schweiz für den US-Jet F-35 mit Europa-Experte Gilbert Casasus.
- «Beendet die Schweiz den freien Personenverkehr, wird das Leben nicht mehr sein wie bisher» – unser Interview mit dem Botschafter Frankreichs vom Sommer 2020.
Die Situation auf den Intensivstationen spitzt sich zu – und sie ist wieder da, die Frage um Leben und Tod.
Fünfte Welle, Omikron, Pflegepersonal, das nicht mehr kann: Statt besinnlicher Weihnachtszeit drohen der Schweiz himmeltraurige – und für manche tödliche – Tage und Wochen.
Schon jetzt sind die Intensivstationen der meisten Spitäler voll – Covid-Patienten machen rund einen Drittel aus. Ihre Zahl wird, das steht ausser Frage, in den nächsten Wochen weiter steigen. Wie auch jene der Toten, von denen kaum mehr jemand spricht.
Das Schreckensszenario ist greifbar: die Triage. Der Entscheid, wer leben darf und wer sterben muss.
Ärzt:innen müssen allen helfen, das haben sie geschworen. Doch vielen geht das Verständnis für jene mehr und mehr ab, die sich mit zwei sekundenschnellen Spritzen selbst hätten retten können, statt nun die Kraft eines grossen Hilfsteams in Anspruch nehmen zu müssen.
Und das könnte in den folgenschweren Entscheid der Triage einfliessen – Ärzt:innen sind auch nur Menschen.
- «Wer darf leben, wer muss sterben? Warum Ungeimpfte nun der Triage zum Opfer fallen könntenExterner Link» – Bericht zu einem heiklen Thema in der NZZ (Paywall).
- Soziologin: Stille Triage ist ethisch verheerend –Bericht unserer Agentur.
- Wie Schweizer Ärzte die Triage bei Coronavirus-Patienten vornehmen werden – unser Beitrag aus den Anfängen der Pandemie, als es noch keinen Impfstoff gab.
In eine spacige Kapsel steigen und statt auf den Mond fliegen sanft in den Tod gleiten: Diese Vision könnte in der Schweiz schon 2022 Realität werden.
«Sarco» ist ein Sarg 2.0, entwickelt in Holland: Sterbewillige steigen hinein, um die Kapsel nie mehr lebend zu verlassen.
Der Hightech-Sarg ist mobil – wer etwa die Welt mit Blick auf das Matterhorn verlassen möchte, kann sich und Sarco an den auserwählten Happy Place bringen lassen. Der Tod tritt schnell und schmerzlos durch Entzug von Sauerstoff bzw. Kohlendioxid ein.
Aber wer darf einsteigen? Dazu haben die Erfinder:innen folgendes Szenario ausgedacht: Die Interessent:innen absolvieren einen Online-Test. Wer ihn «besteht», erhält einen Code. Und mit dem lässt sich die Kapsel öffnen.
Gemäss einem Gutachten steht einem Einsatz von Sarco in der Schweiz nichts mehr im Weg. Bereits 2022 könnte die erste Person einsteigen.
- Suizidkapsel wird in der Schweiz rechtlich zugelassen – Beitrag unserer Science-Expertin Clare O’Dea.
- Licht an – Licht aus – Achtung Science Fiction! Szenario von Tu Wüst über den perfekten Tod als Geschäftsmodell.
- Yoshi reist in die Schweiz und stirbt – einfühlsame Reportage meiner Kollegin Kaoru Uda. Der Text hat in ihrer Heimat Japan ein sehr grosses Echo ausgelöst.
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