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Der Berg Moleson

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland,

der erste Monat des Jahres 2025 geht zu Ende und die Kontroversen rund um die Schweizer Armee gehen weiter.

Ausserdem im heutigen Briefing: Wird der Bund "die Reichen besteuern"? Wie hat sich der Brexit auf die Auslandschweizer:innen in Grossbritannien ausgewirkt? Und eine faszinierende Studie über Insekten.

Sonnige Grüsse aus Bern!

Blick auf einen Jet
Dominic Favre / Keystone

Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd und die Armeespitze haben sich heute Freitag gemeinsam gegen die Kritik von Parlament und Medien an problematischen Beschaffungsprojekten gewehrt.

Die Finanzkommission des Parlaments hat Mitte Januar in einem Brief an die zurücktretende Verteidigungsministerin Viola Amherd Alarm geschlagen. Demnach bergen sieben grosse Rüstungs- und IT-Projekte mit einem geschätzten Volumen von 19 Milliarden Franken massive Risiken. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat ihrerseits auf ein «unbefriedigendes» Management der Beschaffung israelischer Drohnen durch die Armee hingewiesen.

Das Schweizer Fernsehen SRF hat aufgedeckt, dass die Armee versucht hat, einen brisanten internen Bericht über eines ihrer Grossprojekte zu verheimlichen. Das Dokument warnt vor einem Zusammenbruch der militärischen Luftraumüberwachung und offenbart ein Klima der Angst innerhalb der militärischen Führung.

In einer Pressekonferenz gab Amherd heute zu, dass sie die Öffentlichkeit nicht ausreichend informiert habe. «Die Herausforderungen sind gross und der Stand der Dinge ist unbefriedigend», sagte sie vor den Medien.

«Wir tun alles, was wir können, um diese Projekte abzuschliessen, aber es gibt Hindernisse aufgrund ihrer Grösse oder Dauer, die wir nicht beeinflussen können«, fügte sie hinzu.

Für die Verzögerungen gibt es sechs Hauptgründe: zu hohe Anfangserwartungen, unterschätzte Komplexität, «Helvetisierungen» (Anpassung an die schweizerischen Bedürfnisse), organisatorische und prozessbezogene Hindernisse sowie Preissteigerungen.

Armeechef Thomas Süssli wies darauf hin, dass das Verteidigungsministerium an 169 Grossprojekten zur Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit arbeitet, von denen die meisten im Zeit- und Kostenrahmen liegen. Er kritisierte die Medien dafür, dass sie nicht über positive Entwicklungen berichteten, und versicherte, dass «keine Steuergelder verschwendet» worden seien.

Ein Mann mit einem Schild, auf dem "Tax the rich" steht
Keystone / Michael Buholzer

Die Schweizer Regierung will nicht nur die Kosten senken, sondern auch die Steuereinnahmen erhöhen, berichtet SRF. Ein neuer Vorschlag zielt darauf ab, höhere Steuersätze auf Kapitalbezüge aus der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge anzuwenden.

Die zweite (berufliche) Säule und die dritte (freiwillige private) Säule des Schweizer Rentensystems unterliegen beide der Steuer, die unabhängig von anderen Einkünften zu einem besonderen Satz berechnet wird. Bezieht eine Person Kapital aus ihrer Pensionskasse, wird eine Kapitalabzugssteuer erhoben.

Der Vorschlag richtet sich in erster Linie an Gutverdienende und Personen, die erhebliche Summen in ihren Pensionsfonds angespart haben. Nach den derzeitigen Vorschriften muss eine Person, die beispielsweise 1 Million Franken aus ihrer Pensionskasse bezieht, 23’000 Franken an Bundessteuern zahlen. Nach dem neuen Vorschlag würde sich dieser Betrag auf 42’000 Franken fast verdoppeln.

Für Ehepaare, die weniger als 300’000 Franken in die dritte Säule eingezahlt haben, könnten sich jedoch Steuereinsparungen ergeben. Ein Ehepaar, das 100’000 Franken aus der dritten Säule entnimmt, zahlt derzeit 2’414 Franken Steuern. Nach dem neuen System würden sie rund 1200 Franken zahlen.

Ziel der Reform ist es, zusätzliche Einnahmen in Höhe von 160 Millionen Franken zu generieren und gleichzeitig Steuerprivilegien abzubauen. Die Vorlage betrifft nur die Steuersätze des Bundes, die kantonalen Sätze bleiben unberührt. Das Parlament wird die Vorlage nun prüfen.

  • Lesen Sie den ganzen Artikel von SRFExterner Link.
  • Sind Sie Auslandschweizer:in und benötigen mehr Informationen über Pensionskassen? Hier finden Sie einen hilfreichen Artikel (verfügbar auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch).
Eine EU-Flagge und der Big Ben im Hintergrund
EPA/ANDY RAIN

Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Vereinigten Königreich stehen seit dem Brexit vor zahlreichen Herausforderungen – und sie bereiten sich auf weitere vor.

Die Camden Watch Company, die von Jérôme Robert und seiner Partnerin Anneke Short geführt wird, verkauft Uhren, darunter auch Importe aus der Schweiz. Als das Vereinigte Königreich 2016 für den Brexit stimmte, war Robert, ein gebürtiger Neuenburger, zutiefst besorgt. Von einem Tag auf den anderen mussten seine Kundinnen und Kunden mit Zollgebühren rechnen: Für eine Uhr im Wert von 1000 Franken konnten diese bis zu 200 Franken betragen.

Für Marcello Basini sind die Herausforderungen noch grösser. In seinem Laden gibt es Schweizer Käse und andere Produkte aus dem Emmental. Anfang 2024 führte das Vereinigte Königreich neue Anforderungen an Zertifikate für bestimmte tierische und pflanzliche Erzeugnisse ein, zusammen mit physischen Zollkontrollen. Dies hat zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand geführt.

Die Käserei La Fromagerie musste einen Vollzeitmitarbeiter einstellen, um den zusätzlichen Papierkram zu bewältigen, und verlor sogar Lieferanten, die nicht bereit waren, sich mit der Bürokratie zu befassen. Schlimmer noch: Wenn die Lieferungen an der Grenze festsitzen, besteht die Gefahr, dass sie verderben.

«Im Jahr 2025 werden wir einen Vertreter in Europa einstellen müssen, um sicherzustellen, dass unsere Produkte den EU-Normen entsprechen», sagt Robert.

  • Lesen Sie weitere Erfahrungsberichte von Auslandschweizer:innen in Grossbritannien in Le TempsExterner Link (Paywall; auf Französisch).

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Katy Romy

Wie wichtig sind die bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union für Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben?

Was sind Ihrer Meinung nach die Vor- und Nachteile der Verträge zwischen Bern und Brüssel? Wie könnten sie sich auf Ihr Leben auswirken?

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Ein Käfer auf einem Blatt
Keystone / Gaetan Bally

Eine langjährige Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft hat ergeben, dass die Insektenvielfalt in Wäldern nach einem Sturm deutlich zunimmt.

Die Studie verglich Wälder, in denen umgestürzte Bäume unberührt geblieben waren, mit solchen, die gerodet worden waren. Das Ergebnis war: Die Forscher fanden eine grössere Artenvielfalt in sturmgeschädigten Wäldern. Während die Gesamtzahl der Arten in geräumten und nicht geräumten Gebieten ähnlich war, unterschieden sich die Arten. Vor allem wurden mehr gefährdete Arten in Wäldern gefunden, die nach einem Sturm nicht geräumt wurden.

Es wurden über 500’000 Insekten und Gliederfüsser gesammelt, die mehr als 1600 Arten repräsentieren. Dieser Datensatz, der über zwei Jahrzehnte hinweg gesammelt wurde, ist der weltweit umfassendste seiner Art. Es ist auch das erste Mal, dass Gliederfüsser systematisch über einen so langen Zeitraum gesammelt wurden.

Der Berg Moleson
Keystone / Peter Klaunzer

Die Schweiz im Bild

Wir schliessen das Briefing vom Freitag mit dem malerischen Berg Moleson in Bulle im Kanton Freiburg. Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!

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