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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Dienstag, 7. Dezember 2010
LIDL MIT GESAMTARBEITSVERTRAG: Die 1375 Angestellten des Discounters Lidl erhalten ab 1. März 2011 einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Dieser sei mit den vereinbarten Arbeitsbedingungen bei den Schweizer Grossverteilern Migros und Coop durchaus vergleichbar, urteilen die Sozialpartner Syna und KV Schweiz. So müssen künftig alle Lidl-Angestellten statt 42 noch 41 Stunden pro Woche arbeiten. Über 50-Jährige und Lernende erhalten neu sechs Wochen Ferien; für die restlichen Angestellten bleibt der Ferienanspruch bei fünf Wochen. Der GAV gilt für sämtliche Lidl-Angestellten mit Ausnahme der Kader. Die Unia hingegen kritisiert den GAV als «Marketinginstrument». Das Papier bringe bloss «minimale Verbesserungen». Die grösste Gewerkschaft der Schweiz war – wie bereits mit der Migros – an den GAV-Verhandlungen nicht beteiligt.
ROBUSTER ARBEITSMARKT: Der Schweizer Arbeitsmarkt ist weiterhin in einer guten Verfassung. Die Arbeitslosenquote hat zwar im November um 0,1 Prozent auf 3,6 Prozent zugenommen. Der Anstieg ist aber saisonbedingt. Weniger gearbeitet wurde beispielsweise im Baugewerbe und bei den Temporärfirmen. Dies äussert sich in einem starken Anstieg der Arbeitslosenquote in den Kantonen Wallis, Tessin und Graubünden. Insgesamt waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren im November 141’668 Arbeitslose registriert. Weiterhin sehr positiv ist die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit: Innert Monatsfrist sank sie um 2,7 Prozent und liegt damit um ein Viertel tiefer als noch vor einem Jahr. Seit dem Anstieg in den Monaten Juli und August gingen die Zahlen nun kontinuierlich zurück.
POSITIVE AUSSICHTEN: Starker Franken und kriselnder Euro hin oder her: Die Schweizer Wirtschaft geht guter Dinge ins 2011. Unter dem Strich erwarten die Unternehmen laut dem Stellenvermittler Manpower in den ersten Monaten des neuen Jahres keine Schwankungen ihrer Beschäftigtenzahlen. 88 Prozent der von Manpower befragten Firmen rechnen mit einer unveränderten Situation im ersten Quartal 2011. Acht Prozent erwarten laut Manpower eine Aufstockung ihres Mitarbeiterstamms, während vier Prozent mit einem Abbau rechnen. Unsicherheitsfaktoren im neuen Jahr bleiben neben der Frankenaufwertung die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen und die Krise der Euroländer.
NEUE FILIALEN: Die Bankengruppe Raiffeisen greift mehr und mehr nach den Agglomerationen. 30 neue Geschäftsstellen sind bis 2013 geplant. Insbesondere in den Regionen Zürich, Genfersee, Innerschweiz und Basel will die Bank zulegen. Etwas gar dicht sei das Netz hingegen im Wallis und im Tessin. Gut positioniert ist Raiffeisen im Hypothekengeschäft: Da übertrifft die Bank das ohnehin schnelle Marktwachstum deutlich. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz tritt anders als etwa die Credit Suisse bei den Wohnkrediten nicht auf die Bremse und macht sich keine Sorgen: Seine Bankengruppe wachse nicht mittels höherer Risiken, sondern über den Preis. Raiffeisen kalkuliert bei der Hypothekenvergabe seit 2007 mit einem Zins von 4,5 Prozent, während andere Banken bei 5 Prozent blieben.
KRITIK AN STELLENABBAU: Die Gewerkschaften Comedia und Syna wollen den Abbau von rund 60 Stellen bei der Buchbinderei Schumacher in Schmitten FR verhindern. Sie machen unter anderem die Swisscom für die Krise bei Schumacher mitverantwortlich. Das Telekomunternehmen verlagert einen Grossauftrag für Telefonbücher ins Ausland, was bei Schumacher zu Umsatzeinbussen führen wird. Comedia und Syna bezeichnen das Verhalten der Swisscom als eine «Schädigung des Schweizer Werkplatzes». Von Schumacher fordern die Gewerkschaften eine Ausweitung der Kurzarbeit, bevor Kündigungen ausgesprochen werden. Ausserdem sei die Konsultationsfrist vom 18. Dezember auf den 5. Januar zu verlängern. Comedia und Syna verlangen zudem einen Sozialplan. Die Buchbinderei Schumacher hat am Montag den Abbau von rund 60 der derzeit rund 210 Stellen bekanntgegeben.
ERFOLGREICHER VERGLEICH: Die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) wird ihre Kunden, die Opfer des Milliardenbetrügers Bernard Madoff wurden, entschädigen. Irving Picard, der Sachverwalter von Madoffs insolventer Investitionsgesellschaft, gab bekannt, mit der UBP einen Vergleich abgeschlossen zu haben. Gemäss Picard beläuft sich die getroffene Vereinbarung auf eine Summe von bis zu 500 Mio. Dollar. Der Vergleich muss noch gerichtlich genehmigt werden. Die UBP liess in einer Stellungnahme verlauten, sie habe der Vereinbarung zugestimmt, um ihre Kunden zu schützen. Sie sei nicht zu Entschädigungen verpflichtet, wolle jedoch «dieses Kapitel endgültig schliessen». Gegen die Privatbank war 2009 in New York eine Kollektivklage eingereicht worden.
MEHR AUFTRÄGE: Die deutsche Industrie hat im Oktober den kräftigen Auftragsdämpfer vom Vormonat etwas wettgemacht. Die Auftragseingänge stiegen preis- und saisonbereinigt leicht um 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich hingegen ein deutliches Plus von 17,9 Prozent. Besonders stark war der Anstieg bei Konsumgütern, etwas geringere Zuwächse gab es bei Vorleistungs- und Investitionsgütern. Im September waren die Bestellungen zum Vormonat aufgrund geringerer Grossaufträge um vier Prozent gefallen. Ökonomen rechnen nach einem starken ersten Halbjahr zum Jahresende hin mit generell nachlassendem Schwung der Industrie.
WTO-BEITRITT IN SICHTWEITE: Die Europäische Union und Russland haben sich auf einen Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation (WTO) geeinigt. «Das ist ein Meilenstein», sagte Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Beide Seiten hätten letzte Hindernisse aus dem Weg geräumt und ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, sagte Barroso. Es sei nun «eine realistische Perspektive», dass Russland der WTO im kommenden Jahr beitrete. Russland verhandelt seit 17 Jahren über einen Beitritt zur WTO. Mit dem nun geschlossenen Abkommen ist die Regierung diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Russland ist die letzte grosse Volkswirtschaft, die noch nicht der Welthandelsorganisation angehört.
HOHE PREISE: Gold und Öl befinden sich im Hoch. Beim Goldpreis setzte sich die Rekordjagd fort. Die Feinunze des Edelmetalls notierte bei bis zu 1428,15 Dollar. Händler begründeten den Preisanstieg beim Gold mit der Erwartung einer Ausweitung der lockeren US-Geldpolitik, der andauernden europäischen Staatsschuldenkrise und Käufen von Fonds zum Jahresende hin. Auch der Ölpreis kletterte erstmals seit über zwei Jahren wieder über 90 Dollar je Barrel. Der Ölpreis zog wegen des kalten Wetters in Europa und Nordamerika sowie des schwachen Dollars an. Er stieg erstmals seit Anfang Oktober 2008 wieder über 90 Dollar je Barrel. Das ist ein 26-Monatshoch.

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