
Transocean/BP kündigt neuen Versuch zum Eindämmen der Ölpest an
Washington (awp/sda/rtd/afd/dpa) – Nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen will der Ölkonzern BP am Mittwoch einen neuen Versuch zur Eindämmung der Ölpest im Golf von Mexiko unternehmen. Das leckgeschlagene Bohrloch soll in 1600 Metern Tiefe mit Schlamm gefüllt und dann mit Zement verschlossen werden.
Mit der «Top Kill» genannten Methode werde zäher Schlamm durch das defekte Sicherheitsventil dem ausströmenden Öl entgegen gepumpt. Acht Millionen Liter stehen nach Angaben von BP dafür bereit. Zusätzlich könnten Gummiabfälle und Golfbälle in die lecke Steigleitung gepresst werden.
Gelingt es so, den Ölfluss einzudämmen, soll die Quelle schliesslich mit Zement komplett versiegelt werden. Der Konzern bezifferte die Erfolgsaussichten jedoch nur auf 60 bis 70 Prozent. Die Aktion sei in einer solchen Tiefe noch nie versucht worden.
Seit dem Untergang der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April waren bereits mehrere Versuche gescheitert, das Leck zu schliessen. BP hatte am Montag eingestanden, das Absaugen des Öls gestalte sich schwieriger als erwartet.
Unklar ist weiterhin, wie viel Öl seit dem Untergang der Bohrinsel ins Meer geflossen ist. Den USA droht durch die Ölpest die grösste Umweltkatastrophe in ihrer Geschichte.
Die US-Bundesregierung kündigte weiteren Druck auf BP an. Die Regierung werde «ihren Stiefel im Nacken» von BP halten, bis der britische Konzern den Ölabfluss gestoppt, dessen Schäden beseitigt und für sie bezahlt habe, sagte Innenminister Ken Salazar am Montag in Louisiana. Die Regierung werde BP zivilrechtlich und über jedwelchen gebotenen Weg haftbar machen.
Salazar drohte mit einer Verstaatlichung der Aufräumarbeiten, was Admiral Thad Allen von der Küstenwache jedoch als wenig erfolgversprechend zurückwies. Die Regierung habe keine Alternative zur Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, sagte Allen. «Durch wen sollte BP ersetzt werden?»
Für zusätzlichen Druck sorgten Aktionäre, die BP verklagten. Die Katastrophe habe den Marktwert von BP um 40 Milliarden Dollar geschmälert, lautet ihr Vorwurf. Der Aktienkurs des britischen Konzerns fiel am Montag auf ein Zehn-Monats-Tief.
Auch dem in der Schweiz angesiedelten Ölbohrunternehmen Transocean, dem Eigner der gesunkenen Ölplattform, droht Ungemach. 18 demokratische Senatoren forderten US-Generalstaatsanwalt Eric Holder auf, eine Untersuchung gegen den Konzern einzuleiten, der ungeachtet der Katastrophe seinen Aktionären eine hohe Dividende ausgezahlt hatte.
Die US-Regierung rief für die Fischerei in den drei Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama unterdessen den Notstand aus. Damit können die Staaten, in denen der Fischfang ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, mit Bundesmitteln unterstützt werden.
Allein die Fischereibranche in Louisiana generiert jährlich 2,4 Milliarden Dollar und beschäftigt über 27’000 Menschen. Bis zu 40 Prozent aller Fische und Meeresfrüchte der USA stammen aus dem südlichen Bundesstaat.
Die US-Naturschutzbehörde Fish and Wildlife Service teilte mit, seit Beginn der Ölkatastrophe vor fünf Wochen seien mehr als 300 Seevögel, fast 200 Meeresschildkröten und 19 Delfine tot an die Küste gespült worden.
uh