
Tui schreibt nur dank Hapag-Lloyd-Verkauf schwarze Zahlen (AF)
HANNOVER (awp international) – Der weltgrösste Reisekonzern Tui hat im Rumpfgeschäftsjahr 2009 nur wegen des Teilverkaufs der Reederei Hapag-Lloyd schwarze Zahlen geschrieben. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre nach neun Monaten ein Gewinn von 333 Millionen Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Hannover mitteilte. Damit fiel das Ergebnis wie von Experten erwartet zwar dank des Sondergewinns aus dem Verkauf der Hapag-Lloyd-Mehrheit rund zehnmal so hoch aus wie ein Jahr zuvor. Der Sondererlös von rund 1,1 Milliarden Euro wurde allerdings durch Belastungen im operativen Geschäft und den Umbau der Tourismus-Sparte zum Grossteil aufgefressen. Zur Dividende für das verkürzte Geschäftsjahr machte der Vorstand zunächst keine Angaben.
Die Tui-Aktie legte zu Handelsbeginn um 0,65 Prozent auf 5,28 Euro zu. Ein Händler an der Börse sah sich von den Zahlen leicht positiv überrascht. Auch der Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr klinge «nicht so schlecht». Die Tui AG passt ihr Geschäftsjahr an das ihrer Veranstaltertochter Tui Travel an, das Ende September endet. Daher wurde der Berichtszeitraum in diesem Jahr auf neun Monate verkürzt.
HOFFEN AUF KOMMENDE JAHRE
Für die Zeit ab dem Jahr 2010/2011 machte Vorstandschef Michael Frenzel Hoffnung auf höhere Umsätze und im operativen Geschäft – Sondereffekte herausgerechnet. Für die kommenden Monate zeigte er sich vorsichtig optimistisch: «Auch wenn 2010 weiter durch die weltweite Wirtschaftskrise beeinflusst sein wird, rechnen wir mit einer stabilen Entwicklung für das operative Ergebnis in unserem Kerngeschäft.» Das Abschneiden der Tui hänge vor allem davon ab, inwieweit die Arbeitslosigkeit in Europa steige, gab Frenzel zu verstehen.
Im auf neun Monate verkürzten Rumpfgeschäftsjahr 2009 machten der Tui die hohen Umstrukturierungskosten bei Tui Travel und der Verlust von Hapag-Lloyd im operativen Geschäft zu schaffen. Ohne Hapag-Lloyd verbuchte Tui den Gewinn vor Sondereffekten, Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (bereinigtes EBITA) von 657 Millionen Euro, fast so viel wie ein Jahr zuvor. Sondereffekte eingerechnet, blieben allerdings nur 235 Millionen Euro übrig. Der Umsatz sank um fast 14 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro, nachdem Tui Travel das Reiseangebot kräftig zusammengestrichen hatte. Zudem drückte das schwache britische Pfund auf die Erlöse.
HAPAG-LLOYD IN SCHWERER SEE
Hapag-Lloyd verbuchte vor Sondereffekten einen EBITA-Verlust von 675 Millionen Euro. Gut 43 Prozent davon muss der Tui-Konzern wegen seiner verbliebenen Beteiligung tragen. Die Reederei musste einen herben Umsatzrückgang um 29 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro hinnehmen, da die Frachtmengen und Tarife infolge der Wirtschaftskrise kräftig eingebrochen waren. Trotz Erholungstendenzen rechnet der Tui-Vorstand auch im laufenden Geschäftsjahr mit roten Zahlen bei der Container-Reederei.
Die Finanzlage entspannt sich unterdessen etwas. Der Konzern verringerte seine Nettoverschuldung im Jahresvergleich von 2,8 auf 2,3 Milliarden Euro. Das Unternehmen will bis 2012 Immobilien, Hotels und Kreuzfahrtschiffe versilbern und so eine halbe Milliarde Euro in die Kasse bekommen. Dies solle auch «Spielraum für die strategische Entwicklung des Konzerns eröffnen», sagte Frenzel.
stw/nl/gr