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Wenig Italienisch in Bundesrat und Verwaltung

Die neue Zusammensetzung der Landesregierung bedeutet auch weniger Italienischkenntnisse.

Zudem ist der Anteil Italienischsprachiger in der Bundesverwaltung rückläufig.

Nicht nur die Frauen, auch die Kompetenzen fürs Italienische sind im neuen Bundesrat schlechter vertreten als bis anhin. Mit Kaspar Villiger und Ruth Metzler haben soeben zwei Magistraten die Landesregierung verlassen, die gut Italienisch sprechen. Insbesondere Villiger – mit Ferienvilla im Tessin – hatte seine Ausdrucksfähigkeit im Italienischen in den letzten Jahren sehr gesteigert.

Die Neuen, Blocher und Merz, haben in Bezug aufs Italienische nichts zu bieten und leisten somit Couchepin, Deiss, Calmy-Rey und Schmid gute Gesellschaft. Immerhin bleibt noch Moritz Leuenberger, der in jüngster Zeit grosse Forschritte gemacht hat und Fragen von Journalisten auf Italienisch einigermassen flüssig beantworten kann.

Seit dem Rücktritt von Flavio Cotti im Jahr 1999 ist die italienische Schweiz nicht mehr im Bundesrat vertreten. Eine besondere Verbindung zur italienischen Sprache und Kultur hatte auch Bundesrätin Ruth Dreifuss, die deshalb im Tessin sehr beliebt war. Heute ist nur noch Bundesratssprecher Achille Casanova als italienischer Muttersprachler an der Seite der Landesregierung tätig.

Wenig Kader aus dem Süden

Auch in der Bundesverwaltung sinkt der Anteil von Personen aus der italienischen Schweiz, wie Bundesstatistiken aufzeigen. Insbesondere im mittleren und oberen Kaderpositionen sind kaum noch Tessiner oder Italienisch-Bündner anzutreffen.

Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe. Sicher ist aber, dass immer weniger qualifizierte Arbeitskräfte aus der italienischen Schweiz bereit sind, in Bern in der Bundesverwaltung und damit in einem vorwiegend Deutschschweizer Ambiente zu arbeiten. Der Kanton Tessin hat spezielle Kampagnen lanciert, um den Anteil der Bundesbeamten aus dem eigenen Kanton wieder steigern zu können.

Auch die junge Universität der italienischen Schweiz (USI) erweist sich als zweischneidiges Schwert. Bis 1996 waren alle Studierenden aus dem Tessin gezwungen, den Südkanton zu verlassen. Heute stammt zirka die Hälfte der USI-Studenten aus dem Tessin.

Diese hätten ohne USI grösstenteils an einer Hochschule der deutschen oder französischen Schweiz studiert. Wer aber während des Studiums nicht ausserhalb des Kantons war, schafft den Absprung später kaum noch.

swissinfo, Gerhard Lob

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