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Kosovo auf die Beine helfen

Touristen in Kosovo mögen Folklore. swissinfo.ch

In Kosovo hat sich seit dem Krieg 1999 vieles verbessert. Aber hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut drängen viele Kosovaren ins Ausland. Die Schweiz versucht, den Arbeitsmarkt in Kosovo anzukurbeln. Kann das funktionieren?

Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, warum die Schweiz immer noch so besorgt um den Kosovo ist. Wer aus dem modernen internationalen Flughafen in Pristina tritt, sieht grüne Hügel und eine Flut von Taxis, die einen auf modernen Autobahnen wegbefördern.

Das Land befindet sich im Frieden, und es gibt nur noch wenige Spuren der Zerstörung von 1999, als Krieg zwischen ethnischen Serben und Kosovo-Albanern herrschte. Durchlöcherte Strassen und verkohlte oder zerschossene Häuser gehören der Vergangenheit an. Die Minarette wurden restauriert, und Tourismus ist das grösste Ziel.

«Aufregende Destination»

Nebst Westkosovo florieren auch andere Touristendestinationen in Kosovo. Die Hauptstadt Pristina entwickelt einen Ruf für das Nachtleben und die Jazzszene. Die Altstadt von Prizren ist ebenfalls beliebt bei Touristen.

Die Zeitschrift National Geographic hat Kosovo kürzlich als «eine der aufregendsten – und billigsten – Destinationen für Abenteuerreisen Europas» bezeichnet.

Dieses Image könnte noch verstärkt werden, wenn die Finanzierung eines Projekts gesichert ist, den heruntergekommenen Skiort Brezovica in eines der grössten Bergresorts des Balkans zu verwandeln.

Arbeitsstellen schaffen

Die meiste Infrastruktur ist wieder hergestellt worden, aber die Wirtschaft nicht: 30% der Menschen haben keine Arbeit. Arbeitslosigkeit ist besonders unter Frauen und jungen Menschen zwischen 15 und 24 ein Problem. Viele Kosovaren sind bereits geflohen und haben im Westen nach einem besseren Leben gesucht. Kosovaren machten 2014 fast 40% der illegalen GrenzüberschreitungenExterner Link nach Europa aus. Die Herausforderung besteht darin, junge Leute zum Bleiben zu ermutigen, um Kosovo auf die Beine zu helfen.

Die Schweizer glauben, dass die Schaffung von nachhaltigen Jobs der beste Weg nach vorn ist. Die Schweiz ist der drittgrösste bilaterale Geldgeber Kosovos, von 2013 bis 2016 hat sie 88 Millionen Schweizer Franken beigesteuert. Ein Teil des Geldes fliesst über die unabhängige Stiftung Swisscontact und deren Projekt «Promoting Private Sector EmploymentExterner Link» (PPSE).

Einer der vielversprechenden Sektoren ist der Tourismus, aber die Branche muss organisierter werden. Also hat Swisscontact einen Tourismusverband namens OMDExterner Link im bergigen Westkosovo gegründet. Dieser gruppiert Firmen, die Wander- und Klettertouren anbieten, und promotet die albanische Kultur. Bereits mit einigem Erfolg, wie swissinfo.ch herausgefunden hat.

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Tourismusförderung in einem der ärmsten Länder Europas

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Im Moment gibt es immer noch einige Beeinträchtigungen beim Reisen in Westkosovo. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in abgelegenen Bergregionen schlecht ausgebaut, Strassen sind häufig unbefestigt, und es gibt kaum Wegweiser zu Sehenswürdigkeiten. Gutbesuchte Touristenattraktionen wie der White Drin Wasserfall in der Nähe von Peja sind mit Abfall übersät.

Forstarbeiten

Wie die Tourismusindustrie gehört auch der Holzsektor zu den Wirtschaftsbereichen mit WachstumspotenzialExterner Link. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich einige Produktionsbetriebe in der Grösse verdoppelt, und die Konsolidierung setzt sich fort. Die Industrie sagt, ihre Produkte seien wegen der niedrigeren Herstellungskosten 20% günstiger als ähnliche Produkte aus Westeuropa.

Doch Versuche, die Exporte zu erhöhen, scheitern am begrenzten Zugang zu Märkten. Der Besuch europäischer Messen ist teuer, und Visarestriktionen erschweren das Reisen. Swisscontact hat kürzlich drei kosovarischen Firmen ermöglicht, an der Messe Swissbau 2016Externer Link in Basel teilzunehmen. Kosovarische Firmenbosse erzählten swissinfo.ch von ihren Schwierigkeiten.

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Unsichere Zukunft

Ausländische Investitionen bleiben in Kosovo wegen schwacher Rechtsstaatlichkeit gering. Kosovo schneidet im Korruptionsindex von «Transparency International» schlecht ab, es erreicht Platz 103 von 168 untersuchten Ländern (Zahlen von 2015Externer Link). Kosovo bleibt weit hinter seinen Nachbarländern Serbien, Albanien, Mazedonien und Montenegro zurück.

Edona Kurtolli von Swisscontact in Pristina sagt: «Kosovo hat begonnen, Ordnung zu schaffen. Aber es ist klar, dass dies nicht ohne grössere Säuberungsaktionen geht, und dass Entwicklung nicht einfach so in Nullkommanichts geschieht.»

Dieses Jahr trat eine Stabilisierungs- und Assoziierungsvereinbarung zwischen der EU und Kosovo in Kraft, die den Reformprozess unterstützen und Kosovo näher zur EU rücken soll. Doch der Wirtschaftsanalyst Lumir Abdixhiku aus Pristina meint, das Tempo der Entwicklung sei immer noch langsam. «Bei dieser Geschwindigkeit dauert es 30 Jahre, bis Kosovo Kroatien einholt, und 60 Jahre, um den Standard eines durchschnittlichen europäischen Landes zu erreichen.»

Es gibt viele Hindernisse im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Patrick Etienne, Leiter des Schweizerischen KooperationsbürosExterner Link in Pristina, sagt: «Viele Leute werden von den wirtschaftlichen Möglichkeiten ausgeschlossen, sei es durch Vetternwirtschaft oder Diskriminierung aufgrund der Ethnie und des Geschlechts.»

Gemäss dem Länderbericht 2015Externer Link der Weltbank sind viele kosovarische Firmen der Auffassung, dass schlecht ausgebildete Arbeitskräfte eine Schwierigkeit für ihr Business bedeuten. Die Weltbank schliesst daraus, dass der Zugang zu Bildung und die Qualität der Berufsausbildung verbessert werden müssen.

Obwohl Kosovo erst 2008 seine Unabhängigkeit erklärt hat, ist Edona Kurtolli von Swisscontact überzeugt, dass das Land Erfolg haben wird. «Ich habe Vertrauen in unsere Bevölkerung, vor allem in die jungen Leute, und ich glaube, dass sich die Dinge bald zum Besseren wenden.»

Armut und Überleben

Gemäss UNO-Entwicklungsprogramm sind fast 30% der 1,8 Millionen Kosovaren arm. Viele versuchen, auszuwandern. In den letzten drei Jahren hat das Schweizer Staatssekretariat für Migration (SEM) 1669 Asylgesuche von Kosovaren behandelt.

Der Wirtschaftsanalyst Lumir Abdixhiku aus Pristina sagt, Kosovo werde von ausländischer Hilfe und Geldern von Ausland-Kosovaren in der Höhe von etwa 758 Millionen Franken pro Jahr gestützt.

Die 180’000 Kosovaren in der Schweiz sorgen ebenfalls dafür, dass Kosovo liquid bleibt. Entgegen den Erwartungen nehmen die Beiträge der Expats sogar zu.

Reisen Sie in Länder, in denen die Tourismus-Infrastruktur erst im Aufbau ist? Was sind die Vorteile von Ferien in Kosovo? Erzählen Sie es uns in den Kommentaren.

(Übertragung aus dem Englischen: Sibilla Bondolfi)

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