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Orange darf Sunrise nicht übernehmen

Der Zusammenschluss von Sunrise und Orange kommt nicht zustande. Reuters

Das Telekom-Unternehmen Orange darf den Konkurrenten Sunrise nicht übernehmen. Die Wettbewerbs-Kommission hat den Deal untersagt. Sie verlangt mehr als nur zwei Mobilfunk-Unternehmen mit eigenem Netz. Die Mutterunternehmen sind enttäuscht.

Zusammen mit der Swisscom hätte das fusionierte Unternehmen eine kollektiv marktbeherrschende Stellung im Mobilfunkmarkt erhalten, heisst es in einer Mitteilung der Weko vom Donnerstag.

Zudem wäre mit Sunrise der aktivste Netzbetreiber aus dem Markt ausgeschieden, so die Aufsichtskommission.

Mit drei Anbietern bleibe noch eine gewisse Wettbewerbs-Dynamik bestehen. Und der Markt sei offen für Innovationen, hiess es weiter.

Gemeinsam wären Sunrise und Orange gemäss früheren Angaben auf einen Marktanteil von rund 38% im Mobilfunk und rund 13% beim Breitband-Angebot gekommen.

Laut Weko hätte eine solche Konstellation zur Folge, dass sich das
fusionierte Unternehmen und die Branchenführerin Swisscom nicht mehr wirksam konkurrenzieren würden.

Für die beiden verbleibenden Unternehmen wäre es vorteilhafter, ein relativ hohes Preisniveau beizubehalten, als die Position des Konkurrenten anzugreifen, um Marktanteile zu gewinnen. Allfällige Synergien wären gemäss Weko zudem nicht bedeutend genug.

Enttäuschte Heiratswillige

Die beiden Mutterunternehmen von Orange und Sunrise sind “enttäuscht und überrascht”. Der Weko-Entscheid sei negativ für die Schweizer Konsumenten und den Telekommarkt, schrieben die dänische Sunrise-Besitzerin TDC und die Orange-Mutter France Télécom in einer gemeinsamen Mitteilung.

Durch die Fusion entstehende Synergie-Effekte hätten den Unternehmen ermöglicht, tiefere Preise anzubieten, hiess es weiter. Ohne die Fusion ändere sich an der dominanten Stellung der Swisscom im Schweizer Telekommarkt nichts.

Die beiden Unternehmen überprüften nun allfällige weitere Schritte, hiess es weiter. Sie können den Weko-Entscheid bis ans Bundesgericht weiterziehen. Die Swisscom wollte sich zunächst nicht äussern.

Erfreute Konsumentenschützer

Die Konsumentenschutz-Organisationen SKS, FRC und acsi reagierten
“hocherfreut”. Sie hatten von der Weko das Verbot des Zusammenschlusses verlangt.

Die Weko sei nun ihren Argumenten gefolgt: “Die Fusion hätte zu einer marktbeherrschenden Stellung zwischen Swisscom und Orange geführt”, hiess es.

“Diese beiden Grossen hätten wenig Anreize gehabt, sich aktiv zu konkurrenzieren. Damit bleibt immerhin ein Minimum an Wettbewerb im Telekommarkt erhalten.”

Kommunikations-Kommission nicht zufrieden

Die Kommunikations-Kommission (Comcom) schliesst mit dem Entscheid ihre die Akten über die Fusion von Orange und Sunrise. Der Entscheid der Weko hinterlässt bei Comcom-Präsident Marc Furrer jedoch einen schalen Nachgeschmack.

“Das Ergebnis ist unbefriedigend”, sagte Furrer auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Dem Telekom-Markt mit zwei kleinen, “wenn möglich noch unmotivierten” Anbietern neben der grossen Swisscom bringe niemandem etwas.

Furrer kann den Entscheid aus wettbewerbsrechtlicher Sicht und mit Blick auf den Mobilfunkmarkt zwar nachvollziehen, dennoch hätte er lieber drei Vollanbieter in der Schweiz: Orange, Cablecom und die Swisscom.

Als grosses Problem bezeichnete der Präsident der Telekom- Regulierungsbehörde die “lauwarme Haltung” von Orange im gesamten Prozess. Das Unternehmen habe keinerlei überzeugendes Interesse gezeigt, mit Swisscom in einen Wettbewerb treten zu wollen bei Leistungen und Preisen.

Überraschender Entscheid

Erst Anfang Monat hatten Orange und Sunrise voller Zuversicht eine endgültige Vereinbarung unterzeichnet, um die Fusion zu besiegeln.

France Télécom wollte 1,5 Mrd. Euro an TDC bezahlen und dafür an der neuen Gesellschaft einen Mehrheitsanteil von 75% erhalten. TDC selber wäre mit 25% beteiligt geblieben.

Bei dem Entscheid der Weko dürfte es sich um einen der letzten unter der Leitung von Präsident Walter Stoffel handeln, der Mitte Jahr zurücktritt.

swissinfo.ch und Agenturen

Mit dem neuen Unternehmen wollten die beiden Muttergesellschaften France Télécom und TDC den führenden Swisscom-Konkurrenten im Schweizer Telekom-Markt schaffen.

Durch den Zusammenschluss und die Integration von Sunrise und Orange Schweiz erwarteten sie Synergien im Umfang von 2,1 Mrd. Euro (3,2 Mrd. Franken).

France Télécom wollte 1,5 Mrd. Euro an TDC bezahlen und dafür an der neuen Gesellschaft einen Mehrheitsanteil von 75% erhalten.

TDC selber wäre mit 25% beteiligt geblieben

Über 2,85 Millionen Kundinnen und Kunden in der Schweiz nutzen Dienstleistungen von Sunrise.

Orange hat in der Schweiz laut eigenen Angaben 1,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

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