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Texanischer Schweizer sucht Gas – in der Schweiz

Martin Schuepbach ist davon überzeugt, dass im Untergrund der Schweiz Erd- oder Schiefergas zu finden ist. swissinfo.ch

Martin Schuepbach hat mehr als dreissig Jahre damit verbracht, für Ölgesellschaften auf der ganzen Welt nach Erdöl zu bohren. Nun sucht er in der Schweiz nach fossilen Energieträgern, konkret nach Erdgas.

Der schweizerische Geologe aus Dallas führt zur Zeit Bohrungen im Untergrund des Kantons Freiburg durch und analysiert die Ergebnisse.

Wenn diese zufriedenstellend ausfallen, wird er mit seiner Firma Schuepbach LCC Energy einen Schacht bohren.

Falls etwas gefunden wird, will sich Martin Schuepbach um die Förderrechte bemühen. Er sucht nach konventionellem Erdgas und nach Schiefergas.

swissinfo.ch: Warum sind Sie in die Schweiz gekommen, um nach Schiefergas zu suchen?

Martin Schuepbach: Ich freue mich, denn ich habe vor langer Zeit ein Jahr in Freiburg verbracht, und es gefällt mir, in die Region zurückzukommen.

Wir analysieren die gewonnenen Daten einer Region, die sich vom Greyerzerland bis in den Kanton Waadt erstreckt.

Eine Bohrung ist sehr teuer, und wir müssen zuerst unsere Datenanalyse weiterverfolgen, bevor wir eine Förderbewilligung beantragen.

Wir sind immer noch in der Erkundungsphase. Es ist noch nicht möglich, unsere Erfolgschancen abzuschätzen, aber wenn wir es wagen, dann glauben wir daran.

Es ist wichtig für Europas Sicherheit und Politik, zuverlässige Quellen für die Beschaffung von Erdgas zu finden, um unabhäniger von Zentralasien und Russland zu werden.

swissinfo.ch: Es braucht neue Energiequellen, die neu und sauber sind. Erdgas ist aber, wie Erdöl, eine fossile Energie.

M.S.: Ich betrachte es als Energie zwischen dem Erdöl und dem, was in Zukunft gebraucht wird. Aus diesem Grund richte ich meine Arbeit ganz auf das Schiefergas aus. Die USA verfügen bereits über grosse Fundorte, die für mindestens ein Jahrhundert reichen.

Mein Unternehmen betreibt eine Förderanlage im Bundesstaat New York und eine in Uruguay. Und wir haben in Europa zu suchen begonnen.

Europa ist in Bezug auf die Beschaffung sehr abhängig von Russland. Neben den Sondierungen im Kanton Freiburg arbeiten wir auch in Dänemark, Frankreich und Spanien.

swissinfo.ch: Die Nordamerikaner verbrauchen sehr viele fossile Energie. Präsident Obama scheint sich in der Energiepolitik anders orientieren zu wollen.

M.S.: Es ist wahr, dass der Konsum von Erdöl in den Vereinigten Staaten viel höher ist als anderswo auf der Welt. Dies wird sich ändern müssen, davon bin ich überzeugt.

Die enormen Mengen von Erdgas, die in den Vereinigten Staaten entdeckt wurden, können bald für den Verkehr genutzt werden, sei es als Treibstoff oder umgewandelt in Elektrizität für elektrische Autos.

Erdgas verschmutzt die Umwelt weniger als Benzin oder Kohle. Diesbezüglich ist Kohle der schlimmste Energieträger.

swissinfo.ch: Wie stellen Sie sich die Welt in zwanzig Jahren vor?

M.S.: Ich glaube, alternative Energien werden eine viel wichtigere Rolle spielen, gerade Windenergie, die bereits sehr grosse technische Fortschritte gemacht hat. Auch die Solarenergietechnik hat Fortschritte gemacht, aber etwas weniger.

Milliarden von Dollars werden in den USA im Moment in die Entwicklung neuer Energiequellen investiert. Wir wissen noch nicht, wo uns das hinführen wird, aber irgendwann wird die Situation ganz anders sein, das ist sicher.

Isabelle Eichenberger, swissinfo.ch
(Übertragen aus dem Französischen: Eveline Kobler)

1944 in Baden geboren, studierte er Geologie an der ETH Zürich, doktorierte an der Houston Rice University in den USA und kehrte für ein Jahr an die Uni Freiburg zurück.

Später war er während Jahrzehnten für verschiedene staatliche als auch private US-Unternehmen auf der Suche nach fossilen Energieträgern.

1994-2006 baute er ein eigenes Unternehmen auf, das er später verkaufte.

2007 gründete er die Schuepbach Energy LLC in Dallas, die sich mit der Gewinnung von Schiefergas beschäftigt, einer in Europa praktisch unbekannten Technologie.

Im Mai 2009 erhält er die Erlaubnis, im westlichen Teil des Kantons Freiburg im Untergrund zu forschen, auf einem Gebiet von 246 km2.

Wenn die Tests positiv ausfallen, soll für 4,5 Millionen Franken ein Förderschacht gegraben werden.

Erdgas ist ein brennbares Naturgas, das in unterirdischen Lagerstätten vorkommt. Es tritt häufig zusammen mit Erdöl auf, da es auf ähnliche Weise entstanden ist.

Erdgase bestehen hauptsächlich aus hochentzündlichem Methan, unterscheiden sich aber in ihrer weiteren chemischen Zusammensetzung.

Als fossiler Energieträger dient es hauptsächlich zur Heizung, zur elektrischen Stromerzeugung und in kleinem Umfang als Treibstoff für Kraftfahrzeuge.

So genanntes Erdgas aus Schiefer, exakter aus Ton oder Schwarzschiefer, ist organisch entstandenes Erdgas, das im Laufe der geologischen Bewegungen des Erdmantels immer tiefer sank und dann in Speichersteine wie Tonschiefer eingeschlossen wurde.

Es befindet sich in dessen winzigen Poren oder Bruchzonen. Im Gegensatz zu Erdgas in porösen Schichten strömt es nicht mit hohem Druck zum Bohrloch, sondern muss meist mit Horizontalbohrung gefördert werden.

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