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Begann die Strompanne in der Schweiz?

57 Millionen Menschen waren von der Strompanne betroffen. Keystone

Der landesweite Blackout in Italien ist offenbar durch den Ausfall einer Nord-Süd-Hochspannungs-Leitung über den Lukmanier-Pass mitverursacht worden.

Der Stromkonzern Atel weist jedoch die Verantwortung für die anschliessende Ketten-Reaktion von sich. Schuld daran seien die italienischen Netzbetreiber.

Der gigantische Blackout, der am Sonntag ganz Italien lahm legte, nahm seinen Anfang offenbar in der Nähe von Brunnen, im Kanton Schwyz. Dort stürzte in der Nacht wegen starkem Wind ein Baum auf eine 380-Kilovolt-Leitung der Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel).

Der Ausfall der wichtigen Nord-Süd-Leitung über den Lukmanier-Pass führte zu einer Überlastung und Abschaltung einer Leitung im Misox, wie die Gesellschaft in Olten mitteilte.

Fast gleichzeitig wurden auch zwei Leitungen von Frankreich nach Italien unterbrochen – möglicherweise wegen eines Gewitters. Danach fielen sämtliche Verbindungen nach Italien kaskadenartig zusammen. Offenbar hätten die telefonisch avisierten italienischen Netzbetreiber nicht schnell genug oder nicht effizient reagiert, mutmasste Atel-Sprecher Andreas Meier.

Wer oder was ist wirklich schuld?

Fast gleichzeitig ging in Frankreich ein Gewitter nieder, was ebenfalls zu Stromausfällen auf dem europäischen Netz führte. Diese simultanen Ereignisse in der Schweiz und in Frankreich dürften laut Atel schlussendlich dazu geführt haben, dass ganz Italien mehrere Stunden ohne Strom war.

In Italien und Frankreich wiesen die Verantwortlichen die Schuld am Blackout von sich. Der Präsident des italienischen Verbunds GRTN, Andrea Bollino, ortete das Hauptproblem vorerst in der Schweiz.

Gegenüber dem Tessiner Radio meinte er dann jedoch ergänzend, der Ursprung der Panne könne auch in Frankreich liegen und von dort ihren Weg in die Schweiz und nach Italien genommen haben. Schuld könnte das Gewitter in Frankreich sein.

Patrick Larradet, Sprecher des französischen Energieverteilers RTE sagte, dass der Stromausfall nicht in Frankreich ausgelöst worden sei. Er verwies auf den Unterbruch des Stromflusses um 3.00 Uhr in der Schweiz als Auslöser der Panne.

Schweizer Grenzgebiete betroffen

Im Tessin und in Graubünden führte der Vorfall zu geringen Stromausfällen. “Weil der Strom nicht mehr abfloss, war unser Netzwerk plötzlich überlastet”, sagte Paolo Rossi, Direktor der Azienda Elettrica Ticinese (AET) am frühen Sonntagabend.

Im Kanton Genf waren zeitweise gegen 10 000 Haushalte ohne Strom. Betroffen war auch der Flughafen Cointrin sowie das Palexpo-Gelände.

Ab Sonntagmittag lief die Stromversorgung zwischen der Schweiz und Italien wieder normal.

swissinfo und Agenturen

Die Schweiz spielt innerhalb des europäischen Stromverbundes (UCTE) eine wichtige Rolle.
Auf den rund 30 Überland-Leitungen fliesst 23% des UCTE-Stroms in, aus oder durch die Schweiz.

In diesem Jahr haben bereits mehrere grosse Stromausfälle ganze Regionen und Millionen-Metropolen lahm gelegt. Im August kam es zum grössten Blackout der Geschichte Nordamerikas.

Ebenfalls im August mussten hundert-tausende Menschen in London und im Südosten Englands ohne Elektrizität auskommen. Bis zu 1800 Züge standen still.

Im September stürzte ein Stromausfall Teile Dänemarks und Schwedens mit mehr als drei Millionen Menschen ins Chaos, der Verkehr brach zusammen.

Diese Pannen in Nordamerika, Grossbritannien und Skandinavien sind nach Experten-Einschätzung auch eine Folge der Liberalisierung des Strom-Marktes.

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