Internationaler Tag der Frau: Schweizerinnen noch nicht am Ziel
Rund 3000 Organisationen aus über 140 Ländern beteiligen sich am Weltmarsch der Frauen 2000, der am 8. März, dem Internationalen Tag der Frau, beginnt. An der diesjährigen Aktion beteiligen sich auch rund 150 Organisationen von Frauen in der Schweiz.
Rund 3000 Organisationen aus über 140 Ländern beteiligen sich am Weltmarsch der Frauen 2000, der am 8. März, dem Internationalen Tag der Frau, beginnt. Mit dem Weltmarsch wollen die Teilnehmerinnen die Armut von Frauen und die Gewalt an Frauen öffentlich machen und bekämpfen. An der diesjährigen Aktion beteiligen sich rund 150 Organisationen von Frauen in der Schweiz.
Die Idee, im Jahr 2000 einen Weltmarsch der Frauen zu veranstalten, wurde aus der Erfahrung des Frauenmarsches «Brot und Rosen» gegen Armut geboren, der 1995 im kanadischen Quebec stattgefunden hat.
In der Schweiz startet der Weltmarsch in Genf vor dem Palais des Nations. Vielerorts in der Schweiz finden am 8. März Aktionen zum Frauentag statt. In Neuenburg etwa ist ein Marsch der Grossmütter mit ihren Enkelinnen geplant, in Zürich finden Betriebsaktionen zu Tieflöhnen statt.
Auch wenn die Situation der Frauen in der Schweiz nicht dieselbe ist wie in Brasilien, Bangladesh oder Moçambique: auch hierzulande sind vor allem Frauen von Armut betroffen und der Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann ist noch weit, z.B. was Lohngleichheit, Beteiligung an der Familien- und Kinderarbeit betrifft, aber auch in Bezug auf Vertretung der Frau in Politik und Wirtschaft.
In der zum Tag der Frau veröffentlichten Bilanz macht das Bundesamt für Statistik BFS vor allem bei der geschlechtsspezifischen Berufswahl, bei den Niedriglöhnen und bei der Teilzeitarbeit wenig Fortschritte aus. Bliebe das Tempo bei den Fortschritten bezüglich der Gleichstellung gleich wie in den vergangenen Jahren, würde es laut BFS noch 35 Jahre dauern, bis die Lohndifferenzen zwischen Frauen und Männern beseitigt wären.
In 20 Jahren wären etwa gleich viele Frauen wie Männer erwerbstätig und erst in ungefähr 40 Jahren hätte es gleich viele Frauen und Männer im Nationalrat. Die numerische Gleichstellung bei den Lehrkräften auf der Sekundarstufe wäre in 13 Jahren erreicht, beim Hochschulpersonal erst in etwa 42 Jahren. Das BFS räumt allerdings ein, dass die Entwicklungen kaum in die gleiche Richtung und im gleichen Tempo weitergingen.
Was die Bildung betrifft, nehmen die Unterschiede zwischen Frauen und Männern langsam ab. Die markant geschlechtsspezifische Berufswahl habe sich hingegen seit 1990 kaum verändert. So sind die Büroberufe nach wie vor bei jungen Frauen am beliebtesten, während junge Männer am häufigsten Berufe der Metall- und Maschinenindustrie wählen.
Die Arbeitsgemeinschaft Frauen 2001, ein Zusammenschluss von Frauenorganisationen, hat zum diesjährigen Tag der Frau zu einem ganzheitlichen Ansatz in der Gleichstellungspolitik und zur Überwindung patriarchaler Strukturen aufgerufen. An einer Medienkonferenz in Bern kritisierten die Frauen unter anderem Mängel in der Bildungs- und in der Sozialpolitik. Die Frauenbewegung sei in diesem Jahrhundert trotz Rückschlägen sehr erfolgreich gewesen, sagte die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft, Regula Ernst-Schneebeli. Noch fehle aber die konsequente Durchsetzung des Gleichstellungsgedankens.
Der Internationale Tag der Frau wurde an der internationalen Konferenz der sozialistischen Frauen 1910 in Kopenhagen gegründet. In den 60-er Jahren geriet er in Vergessenheit, wurde aber durch die UNO im internationalen Jahr der Frau 1975 wieder aufgenommen.
Dieses Jahr, fünf Jahre nach dem Frauenkongress in Peking, legen die jeweiligen Regierungen über die Fortschritte ihrer Länder in Bezug auf die Verbesserung der Gleichberechtigung der Geschlechter Rechenschaft ab. Die Sondersitzung der UNO findet im Juni in New York statt.
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