
Schweizer Hilfsteams in Peru im Einsatz

Humanitäre Hilfskräfte aus der Schweiz sind am Samstag in den peruanischen Städten Pisco und Chincha eingetroffen, die besonders stark vom Erdbeben betroffen sind.
Dort kam es zu Plünderungen, zudem besteht Seuchengefahr. Das Beben vom Mittwoch hat über 500 Todesopfer und 1500 Verletzte gefordert.
Die Helfer aus der Schweiz verteilten seit Samstag Abend rund 1000 Decken sowie Wasser aus Tankwagen an die Opfer, sagte Jean-Philippe Jutzi, Sprecher der Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA).
Im Einsatz sind zwei Teams, denen vier Experten des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) und zwei Experten des Schweizerischen Roten Kreuzes angehören,
Neben der Wasserversorgung, die im betroffenen Gebiet Probleme bereitet, sollen sich die Schweizer Spezialisten um medizinische Fragen kümmern, sagte Jutzi. Strassen und Krankenhäuser sind laut den Helfern ebenfalls stark durch das Erdbeben beschädigt worden.
Im Kontakt mit Behörden
Die beiden Schweizer Nothilfeteams sind laut dem DEZA-Sprecher in Kontakt mit den örtlichen Behörden und den Organisationen, die für die Koordination der Hilfe verantwortlich sind.
Dank einer Luftbrücke, welche auf Anordnung der peruanischen Behörden erstellt wurde, konnten Verletzte evakuiert werden. Über die Brücke wird ausserdem Hilfsmaterial ins Erdbebengebiet gebracht.
Klagen werden laut
Zahlreiche aufgebrachte Opfer des Bebens klagten am Samstag erneut gegenüber Medien, bislang sei kaum Hilfe geleistet worden. Eine Frau sagte, in Ica fehle es an allem, von Zelten über Trinkwasser bis hin zu Lebensmitteln.
In den am schwersten betroffenen Städten Ica, Pisco, Chincha und Cañete herrschte immer noch weitgehendes Chaos. Apotheken und Lebensmittelmärkte wurden geplündert. Dies konnten auch 600 Polizisten und 400 Soldaten nicht verhindern, die dort im Einsatz sind.
Die Plünderer, unter ihnen auch Frauen und Kinder, rechtfertigen ihre Aktionen mit der «ungenügenden Hilfe» der Behörden. Es wurden auch Lastwagen und Busse überfallen, die mit Lebensmitteln für die Erdbebenopfer unterwegs waren.
Die Regierung von Präsident Alan García kündigte die Entsendung von weiteren 2000 Polizisten und 1000 Soldaten an. Ausserdem erwägt Garcia eine nächtliche Ausgangssperre.
Seuchengefahr
Ica und Pisco waren knapp drei Tage nach dem Beben noch immer ohne Stromversorgung und ohne Trinkwasser. Tausende von Obdachlosen verbrachten am Freitag eine dritte Nacht in Folge im Freien bei gerade einmal 10 Grad. Andere übernachteten in behelfsmässigen Notunterkünften.
Zum grössten Risiko in dem Katastrophengebiet könnten Infektionskrankheiten werden. Davor warnte der Gesundheitsminister Carlos Vallejos bei einem Besuch in Pisco. Das Problem seien «nicht nur die Toten, die wir nicht finden», sondern auch die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung.
Bei dem schweren Erdbeben waren am Mittwoch mindestens 500 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sind laut Medienberichten bis zu 200’000 Menschen von dem Erdbeben betroffen.
Das Beben der Stärke acht war das schwerste Erdbeben in Peru seit fast 40 Jahren. Seitdem gab es hunderte Nachbeben.
swissinfo und Agenturen
Die Stärke des Erdbebens erreichte 8,0 Punkte auf der Richterskala
Dem Hauptbeben vom Mittwoch abend (Ortszeit) folgten neun Nachbeben
Das Epizentrum befand sich an der Pazifikküste rund 145 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Lima
Hauptbetroffen waren die Städte Ica und Pisco.
Peru ist das älteste Schwerpunktland der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika. Seit über 40 Jahren engagiert sich die Schweiz in diesem Andenland.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) konzentriert ihre Hilfe auf drei der ärmsten Gebiete im Hochland Perus, Cajamarca, Cusco und Apurimac.
2006 betrug das humanitäre Budget der Schweiz für Peru 15,9 Mio. Franken.
Rund 2500 Schweizer oder Schweizer Doppelbürger leben in Peru.
Nach Angaben der Schweizer Botschaft in Lima ist, soweit derzeit bekannt, niemand von ihnen beim Erdbeben körperlich zu Schaden gekommen.

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