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4.5.1896 - Schweizerische Landesausstellung

Dieser Inhalt wurde am 29. Oktober 2003 publiziert

(Von unserem W. Berichterstatter.)

Wer die Schweizerische Landesaustellung in Genf besuchen will, der muss wenigstens zwei Tage Aufenthalt in der Rhonestadt in Aussicht nehmen. Noch heute Sonntag ist bei weitem nicht noch nicht alles fertig und doch kann man noch viel weniger fertig werden mit dem Schauen. Ein paar Abteilungen können wir immerhin miteinander durchgehen. Wir treten beim Haupteingang am Rond-point du Plainpalais ein, zeigen beim zweispitztragenden, allzeit höflichen und liebenswürdigen Wächter am Thor unsere Karte, die wir uns voraus bestellt haben. Lassen zugleich auch unser Eisenbahnbillet mit dem Ausstellungstempel bedrucken, auf das es uns wohl gehe bei der Heimreise, und nun stehen wir vor der Kunsthalle. Die ist, nicht wie Anno 1883 in Zürich ins antike Gewand von Gips und Leim gekleidet, zeigt nicht jonische und nicht dorische Säulen, sondern der Architekt, Herr Bouvier - ein Name, den man in weniger ideal bestimmten Abteilungen der Ausstellung zu lesen bekommt - hat eine Art Schweizersammelkunst erfunden und angewendet, der zuerst befremdend und wenig interessierend wirkt, aber doch bei näherem Beschauen ganz reizende Einzelheiten zeigt. Der Mittelbau hat zwei Terrassen Flaniertürmchen, die direkt aus einem von Dietzbachschen oder von Mattenmalschen Garten hervorgebracht zu sein scheinen. Das Haupttor muss früher, in etwas soliderem Material ausgeführt in der Spitalgasse zu Bern oder an der Marktgasse zu Winterthur oder am Rennweg in Zürich gestanden haben; es ist ein mächtiges und doch leichtaufstrebendes Stadttor mit Ecktürmchen und Uhr mit harmonischem Schlagwerk. Zu beiden Seiten dehnen sich, auf der Front mit Wappen und eigentlich realistischen Bildern geschmückt die beiden Hallen aus, jede 120 Meter lang und 17,5 Meter hoch, ganz nur mit Obermittellicht versehen.

Wir treten durch die riesige Zentralhalle nach links in den Saal der modernen Kunst; die alte Kunst lassen wir für heute rechts liegen. Wer die Gipskunsthalle von 1883 in Zürich gesehen, draussen bei der Tonhalle und heute sich in dem neuen luftigen Kunsttempel ergehen kann, dem drängt sich sogleich ein Gefühl, unabweislich auf: Das Niveau, der "mittlere Stand" unserer schweizerischen Kunst ist ein ganz anderes, höheres als noch vor 13 Jahren. Die Genfer Ausstellung ist an Quantität zum voraus viel grösser, aber noch mehr übertifft sie die Zürcher an Qualität. Die Salame, Didan, Senre, Koller, Stückelberg und wie sie alle heissen, sind ja nicht anders als 1883, weil sie damals eben schon so hoch standen wie heute, aber es ist Nachwuchs bester Art da, namentlich in der Landschaft, aber auch im Figurenbild, in der Skulptur, in der kleinen und in der grossen Dimension und auch das Aparte fehlt nicht, das nach Sezession und nach Monstizismus, nach Freilicht und nach - Eifferhascherrei riecht; selbst genialer Schlendrian fehlt nicht. [...]

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