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Acino Q1: Clopidogrel-Rückruf belastet – Ausblick unsicher

Basel (awp) – Acino hatte einen harzigen Start ins neue Geschäftsjahr. Der Rückruf des Blutverdünners Clopidogrel hinterliess im Berichtsquartal erste Spuren und drückte das Ergebnis klar unter Vorjahresniveau. Eine ansonsten solide Performance vermochte den negativen Sondereffekt nicht wettzumachen. Den weiteren Ausblick erachtet das Management als unsicher und schliesst weitere Kosten aus Rücknahmen von Kunden nicht aus.
Mit dem Quartalsbericht hat Acino wie angekündigt die Berichtswährung von CHF auf EUR umgestellt. Der Umsatz sank im Berichtsquartal um 5% auf 35,7 Mio EUR. Der operative Gewinn sank auf Stufe EBITDA auf 8,9 (VJ 12,0) Mio EUR und auf Stufe EBIT auf 2,5 (6,3) Mio. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 2,8 (5,8) Mio EUR, wie der Pharma- und Generikahersteller am Donnerstag mitteilte.
Mit den Zahlen hat Acino die Markterwartungen klar verfehlt. Von AWP befragte Analysten rechneten im Durchschnitt mit einem Umsatz von 41,2 Mio EUR, einem EBIT von 6,9 Mio EUR und einem Reingewinn von 5,8 Mio EUR.
Der unerwartete Rückruf gewisser Clopidogrel-Chargen habe eine Sonderbelastung im ersten Quartal bewirkt, heisst es. So hätten die von Acinos Kunden vorgenommenen Produktrücknahmen den Verkaufserlös um 3,5 Mio EUR geschmälert. Zudem mussten Warenlager in der Höhe von 2,3 Mio EUR wertberichtigt werden. Insgesamt fiel somit im ersten Quartal eine Sonderbelastung von 5,8 Mio EUR auf Stufe EBIT an.
Die Performance des Unternehmens sei aber “durchwegs sehr solide” ausgefallen, heisst es. So habe der Umsatz unter Ausklammerung der negativen Sondereffekte das Vorjahresquartal um 4% übertroffen und der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit liege mit 13,2 Mio EUR 46% über dem Vorjahresquartal.
Belastet vom Clopidogrel-Rückruf erzielte der Bereich Peroral (feste orale Darreichungsformen) im ersten Quartal einen um 11% tieferen Umsatz von 25,9 Mio EUR. Dagegen kletterte der Umsatz im Bereich Parenteral (Wirkstoffabgabe via Pflaster und Implantate) um 14% auf 9,8 Mio EUR. Ein hoher Bestelleingang für Fentanyl habe primär zu diese Verkaufsentwicklung beigetragen, heisst es. Mit dem Rückenwind der gewonnen AOK-Ausschreibung für Fentanyl dürften sich die Umsätze auch in den Folgequartalen nachhaltig positiv entwickeln.
Den weiteren Geschäftsverlauf betreffend schätzt das Unternehmen, dass weitere Ware im Umfang von rund 18,0 Mio EUR, welche bereits als Umsatz verbucht ist, vom Clopidogrel-Rückruf betroffen ist. Die Rückrufaktion sei noch nicht abgeschlossen und deshalb sei derzeit noch nicht geklärt, wie die Kosten des Rückrufes zwischen den Parteien aufgeteilt werden, heisst es.
Entsprechend sei der Ausblick für das ganze Jahr 2010 derzeit unsicher. Erst die nächsten Monate würden zeigen, wie schnell die verlorenen Marktanteile zurückgewonnen werden könnten. Auch könnten weitere Belastungen durch den Rückruf, sollten sie ganz von Acino getragen werden, einen “erheblichen” negativen Einfluss auf das Jahresresultat haben.
Acino sei dank bestehendem alternativen Wirkstoffproduzenten ununterbrochen lieferfähig, heisst es weiter. Die Kunden würden nun mit Clopidogrel-Arzneimitteln beliefert, deren Wirkstoff aus einer anderen, europaweit zugelassenen Quelle stammten. Zusätzlich werde das Unternehmen ab Ende Mai Wirkstoff aus einer weiteren, zweiten Quelle beziehen und dürfte somit in der Lage sein, genügend Tabletten herzustellen.
Die Teilnahme an der zu erwartenden Ausschreibung der AOK in Deutschland sei nicht gefährdet, wiederholte das Unternehmen frühere Angaben.
ch/ra

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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