AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Etwas fester dank Hilfe für Griechenland
FRANKFURT (awp international) - Die Einigung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland hat den deutschen Aktienmarkt am Freitag gestützt. Das erwartungsgemäss ausgefallene Ifo-Geschäftsklima hatte kaum Einfluss auf die Notierungen. Gut eine Stunde nach dem Handelsstart stand der Dax 0,48 Prozent höher bei 7.325,00 Punkten. Damit nahm der Leitindex Kurs auf den vierten Gewinntag in Folge sowie ein positives Wochensaldo. Der MDax mittelgrosser Werte rückte um 0,63 Prozent auf 10,897,12 Punkte vor und der TecDax gewann 0,87 Prozent auf 852,90 Punkte. Das neue Paket, das auf dem europäischen Krisengipfel verabschiedet wurde, soll Athen 109 Milliarden Euro an frischem Geld bringen. Banken und Versicherungen werden einen zusätzlichen Beitrag von 37 Milliarden Euro leisten, der aber noch steigen kann.
Marktanalyst Ben Potter von IG Markets sprach von einem umfangreichen Paket. Die Griechen hätten alles bekommen, was sie sich an Hilfe erhoffen konnten. "Die Dose der Schuldenkrise ist nun ein gutes Stück die Strasse hinunter getreten worden", sagte er. "Hoffentlich verschwindet sie in einem Papierkorb und kommt nie wieder zum Vorschein." Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer schrieb, "die unerwartet umfangreichen Beschlüsse senken das von der Staatsschuldenkrise ausgehende Konjunkturrisiko". Allerdings kritisierte er, dass sich die Währungsunion damit noch stärker zu einer Transferunion gewandelt habe, "was langfristig Anreize für schlechtes Haushalten schafft". Im Blick stehen am Freitag ausserdem einige Unternehmenszahlen, unter anderem von General Electric (GE) in den USA.
FINANZWERTE HÖHER - BESTÄTIGTER AUSBLICK TREIBT ADIDAS
Die Finanztitel wurden mehrheitlich von der Einigung über Griechenland gestützt. Die Aktien der Commerzbank verteuerten sich um 1,16 Prozent auf 2,782 Euro. Sie hatten bereits am Vortag von ersten Nachrichten vom EU-Krisengipfel profitiert und um knapp zehn Prozent zugelegt. Die Papiere der Deutschen Bank konnten mit einem Plus von 1,24 Prozent auf 39,315 Euro ebenfalls an ihre positive Vortagsentwicklung anknüpfen. Für die Titel der Munich Re ging es um 0,61 Prozent auf 106,70 Euro hoch. Dagegen rutschten im MDax die zuletzt stark gestiegenen Titel der Aareal Bank um 1,26 Prozent auf 21,530 Euro ab, und Hannover Rück notierte 0,08 Prozent tiefer bei 37,810 Euro.
Ein bestätigter Jahresausblick und eine positive Studie liessen die Adidas-Titel um 2,99 Prozent auf 54,71 Euro und damit an die Dax-Spitze steigen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat Unternehmenschef Herbert Hainer das Ziel eines Umsatzwachstums im oberen einstelligen Bereich bestätigt und Gerüchte über eine nachlassende Dynamik im zweiten Quartal zurückgewiesen. "Adidas hat schon in den letzten Tagen Spekulationen über eine Senkung des Jahresausblicks dementiert", sagte ein Börsianer. "Das Vertrauen auf die Umsatzentwicklung im zweiten Quartal sollte auch diejenigen zufrieden stellen, die einen schwächeren Quartalsbericht befürchtet hatten." Zudem hat die Deutsche Bank die Titel des Sportartikelherstellers von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 52 auf 64 Euro angehoben.
ROTH & RAU RUTSCHEN NACH KASSIERTER PROGNOSE AB
Am TecDax-Ende rutschten hingegen die Aktien von Roth & Rau um 4,39 Prozent auf 21,450 Euro ab. Der Solarzulieferer, der gerade vom Schweizer Konkurrenten Meyer Burger übernommen wird, hatte am Vorabend aufgrund einer anhaltenden Auftragsflaute seine Jahresprognose ersatzlos gestrichen. Ein Börsianer sprach von einer "herben Enttäuschung". Zwar halte Meyer Burger derzeit knapp 82 Prozent der Anteile, noch sei die Übernahme aber nicht abgeschlossen. Die chinesischen Behörden hatte zuletzt das Prüfverfahren zum Erwerb des deutschen Unternehmens verlängert. "Gerüchte, dass Meyer Burger seine Pläne zurückziehen könnte oder zumindest keine weiteren Anteile erwerben wird, entfalten ihre Wirkung", sagte der Börsianer. Schon im späten Handel am Vorabend hatten die Titel von Roth & Rau deutlich nachgegeben./gl/rum