
AKTIENFOKUS/Goldbach nach Gewinnwarnung massiv unter Druck
Zürich (awp) – Die Aktien der Goldbach Media AG werden am Freitagvormittag von den Anlegern deutlich tiefer gestellt. Das in der Werbevermarktung elektronischer Medien tätige Unternehmen rechnet im laufenden Geschäftsjahr neu mit einem EBIT-Rückgang von rund 15% und einem Umsatzwachstum von mehr als 10%. Zuletzt waren ein zweistelliges Umsatzwachstum und eine einstellige EBIT-Zunahme erwartet worden. Analysten verweisen auf den Margendruck im Online-Geschäft und wollen ihre Schätzungen anpassen.
Bis um 10.05 Uhr verlieren die Titel 16,2% auf 31 CHF. Der Gesamtmarkt – gemessen am SPI – gibt derweil um 0,23% nach.
Die heutige Gewinnwarnung ist nach Meinung der ZKB ein Rückschlag. «Besonders in Osteuropa ist das Umfeld rauer geworden, während sich Goldbach im Schweizer Geschäft gut hält», schreiben die Analysten. Generell kämen in dieser Krise vor allem die Margen unter Druck, während sich die Umsätze weiter dynamisch entwickelten.
Die meisten osteuropäischen Länder spürten den Wirtschaftsabschwung vermehrt ab dem zweiten Halbjahr, dies gelte vor allem für die Märkte Tschechien und Polen, so die ZKB weiter. Sie hätten sich im ersten Halbjahr noch gut gehalten, während Rumänien zu dieser Zeit schon schwach gewesen sei. Das alles heisse aber nicht, dass Goldbach in Osteuropa kein Umsatzwachstum generiere. Der Konzern erwarte ein anhaltendes Umsatzwachstum von 40%, allerdings seien darin auch grössere Übernahmen enthalten. Goldbach habe auch im Schweizer Online-Geschäft mit vermehrtem Margendruck zu kämpfen, dies wegen Investitionen und vermehrter Eigenvermarktung der Plattformen.
Die Goldbach-Aktie habe dieses Jahr substanziell zugelegt und sei auch nicht gerade tief bewertet, so dass die Valoren kurzfristig unter Druck geraten dürften, heisst es bei der ZKB. Goldbach sei aber die am besten positionierte Schweizer Medienaktie und wachse auch in widrigstem Umfeld. Die Bank bleibt aufgrund der mittelfristig intakten Aussichten auf «Marktgewichten», will die Schätzungen jedoch anpassen und eine Studie publizieren.
Vontobel sieht als Grund für den Margendruck, dass Internetseiten ihre Plattformen zunehmend selbst vermarkten. Während Goldbach hinsichtlich der Wachstumsaussichten für das nächste Jahr zuversichtlich bleibe, komme der in den letzten drei Monaten erlittene Rückschlag überraschend, weil das Geschäft eher frühzyklisch sei und sich die Konjunktur langsam verbessere, schreiben die Analysten. Der Preisdruck beim Online-Geschäft sei «besorgniserregend». Die Bank werde die Gewinnzahlen nach unten korrigieren müssen. Bis mehr Klarheit über die Lage herrscht, überprüft Vontobel Rating und Kursziel.
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