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Berner BDP-Präsident tritt zurück – Konzentration auf BKW-Mandat

(Keystone-SDA) Der Berner BDP-Präsident Urs Gasche tritt per sofort zurück. Grund dafür ist die nach den Vorfällen in Japan wieder aufflammende Atomdebatte in der Schweiz. Gasche befürchtet Interessenskonflikte, da er auch Verwaltungsratspräsident des Berner Energiekonzerns BKW ist.

Dass die Doppelrolle als Parteipräsident und BKW-Verwaltungsratspräsident Gasche hin und wieder in die Quere kommen könnte, wusste man bei der BDP und nahm es in Kauf. Für solche, so wurde angenommen, seltenen Fälle würde Gasche jeweils als Parteipräsident in den Ausstand treten, lautete die Regelung.

Die unerwarteten Ereignisse in Japan hätten nun aber zu einer Situation geführt, die nicht mehr einfach mit Ausstands-Regeln zu meistern sei, sagte Gasche am Donnerstag auf Anfrage.

Die Haltung der BDP in der Atomfrage habe ihn nicht zum Rücktritt bewogen, betonte der Berner Kantonalpräsident. Seine Partei sprach sich nämlich jüngst auf nationaler Ebene für einen geordneten Ausstieg aus der Kernenergie aus.

Nur wenige Wochen zuvor fanden sich BDP-Politiker noch in einem Unterstützungskomitee für ein neues Atomkraftwerk in Mühleberg. Eine Kehrtwende mag Gasche darin aber nicht sehen, denn die BDP habe schon vor Japan einen längerfristigen Ausstieg aus der Atomenergie unterstützt, betonte er. Neue Kernkraftwerke habe man als Übergangslösung gesehen.

Die Partei bedauert Gasches Abgang, denn sie verliert einen “hervorragenden politischen Denker und Strategen”, wie sie in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Gasches Beweggründe seien aber nachvollziehbar.

Die Berner BDP sucht nun einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin. Vorderhand übernimmt Vizepräsident und Grossrat Samuel Leuenberger die Parteileitung.

Der Energiekonzern BKW betreibt unter anderem das Atomkraftwerk im bernischen Mühleberg. Vergangene Woche sagte Gasche als Verwaltungsratspräsident, das Unternehmen verfolge die Vorfälle in Japan mit grosser Sorge.

Eine sofortige Abschaltung von Mühleberg halte die BKW-Führung aber nicht für notwendig. Über die Energiezukunft der Schweiz müsse nun eine breite Debatte in Gang kommen.

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