Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Lukaschenko bei Präsidentenwahl vorn – Massenproteste

(Keystone-SDA) Minsk – Bei der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl in Weissrussland hat Prognosen zufolge der autoritäre Staatschef Alexander Lukaschenko wie erwartet klar gewonnen. Nun geht er hart gegen demonstrierende Regimegegner vor.
Der 56-Jährige habe bei Wählerbefragungen 79,1 Prozent der Stimmen erhalten, teilte das regierungsnahe Institut EcooM am Sonntagabend nach Schliessung der Wahllokale in Minsk mit. Bei einem Wahlsieg wäre Lukaschenko für weitere fünf Jahre an der Macht.
Aus Protest versammelten sich am Abend im Stadtzentrum von Minsk zehntausende Menschen. Der oppositionelle Kandidat Wladimir Nekljajew wurde auf dem Weg dorthin von Sicherheitskräften spitalreif geprügelt.
Zahlreiche Gegner Lukaschenkos versuchten, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Sie rissen Türen heraus und zerstörten Fenster, wie die unabhängige Agentur Belapan am Sonntagabend meldete.
In dem Gebäude soll sich die Wahlkommission befinden. Schwerbewaffnete Spezialeinheiten der Polizei hielten die wütende Menge zunächst auf.
Die Opposition forderten noch am Wahltag eine erneute Abstimmung unter Ausschluss des seit 1994 regierenden Lukaschenko. Vorausgegangen waren schwere Einschüchterungsversuche durch das Regime. Im Vorfeld der Wahl hatte die Europäische Union freie und faire Wahlen in Weissrussland gefordert.
Dutzende FestnahmenNeben dem Angriff auf Nekljajew seien Dutzende seiner Mitstreiter festgenommen worden, meldete die Agentur Belapan. Ein Polizeisprecher widersprach, es habe keine Festnahmen gegeben.
Auf dem zentralen Oktoberplatz versammelten sich trotz der massiven Polizeipräsenz nach Belapan-Angaben zehntausende Regierungskritiker. Sie schwenkten weissrussische Fahnen und riefen “Lang lebe Weissrussland!” In den Strassen rund herum waren schwer bewaffnete Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft.
Auch nach der Präsidentenwahl 2006 hatten zehntausende Menschen in Minsk gegen den Staatschef demonstriert. Damals erhielt Lukaschenko nach offiziellen Angaben 82,6 Prozent der Stimmen.
“Ich spüre das Vertrauen des Volkes”, sagte Lukaschenko bei seiner Stimmabgabe. Seine neun Konkurrenten hatten erwartungsgemäss keine Chance und erzielten lediglich einstellige Ergebnisse.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft