Alpiq reorganisiert Konzern – Ausblick für 2011 gesenkt (Zus)
Neuenburg (awp) – Der Energiekonzern Alpiq rechnet für 2011 mit einer Ergebnisverschlechterung. Aufgrund der Preis- und Währungsentwicklung könnte das Unternehmen nach eigener Einschätzung die Vorjahreswerte «klar» unterschreiten. Ein Massnahmenpaket soll Alpiq für die neuen Herausforderungen und Rahmenbedingungen fit machen.
Der Stromkonzern verweist in einer Mitteilung vom Freitag auf verschiedene belastende Faktoren – die Preisentwicklung am Markt, den starken Franken, die Abschreibung der Projektkosten von 35 Mio CHF für ein neues Kernkraftwerk in Solothurn, ein per Ende Jahr wegfallender Vertrag und mögliche weitere Wertberichtigungen.
WECHSELKURSE BELASTEN
Zur Entwicklung der Wechselkurse erklärte Alpiq-Finanzchef Kurt Baumgartner auf Anfrage von AWP, er rechne bis Ende Jahr nicht mit einer wesentlichen Verbesserung. «Aus heutiger Sicht sind im ersten Halbjahr Verluste von 50 Mio CHF auf die Margen wegen der Abschwächung des Euro zum Franken resultiert», sagte er.
In Italien habe sich die Differenz zwischen Strom- und Brennstoffpreisen nicht erholt und eine Besserung zeichne sich wegen der vorhandenen Überkapazitäten auch weiterhin nicht ab, so Baumgartner. Zudem habe Alpiq Verluste aus dem Handelsgeschäft von Februar und März nicht wie erhofft wettmachen können.
Bereits im Mai hatte sich der Energiekonzern beim Ausblick für 2011 vorsichtiger gezeigt. Damals hatte Alpiq einen Rückgang des operativen Ergebnisses «um einige Prozent» erwartet. Die genaue finanzielle Guidance für 2011 will das Unternehmen nun bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 19. August nennen.
MASSNAHMENPAKET
Mit einem Massnahmenpaket, das per sofort startet, will Alpiq die finanzielle Flexibilität verbessern und den Konzern reorganisieren. Im Mittelpunkt stehe weiterhin eine Konzentration auf das Kerngeschäft – die Erzeugung, Optimierung, der Handel und Vertrieb von Energie sowie das Erbringen von Energiedienstleistungen, so das Unternehmen.
Bis Ende Jahr soll die in Heidelberg ansässige Alpiq Anlagentechnik Gruppe (AAT) verkauft werden. «In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Anfragen für AAT», sagte der Alpiq-Finanzchef. Er zeigte sich zuversichtlich, einen Verkaufspreis «deutlich über Buchwert» zu erzielen. In Italien sucht der Konzern weiterhin nach einer industriellen Lösung für die Anteile am Energieversorger A2A, bisher ohne Erfolg.
NEUE MÄRKTE
Grössere Bedeutung wird in Zukunft dem Thema Energieeffizienz und dem Ausbau der neuen erneuerbaren Energien beigemessen. «Wir wollen in den Kernbereichen mehr investieren», sagte Baumgartner. Bisher konzentriere sich Alpiq auf Wind- und Wasserkraft, das Potenzial von Solarthermie und Photovoltaik werde derzeit geprüft.
Die Einsparungen im Zuge der Reorganisation dürften angesichts des bereits seit längerem laufenden Kostensenkungsprogramms nicht stark ins Gewicht fallen, sagte der Finanzchef. Es gehe vielmehr darum, die Risiken für das Ergebnis zu senken, die Volatilität zu reduzieren und die Organisation zu straffen.
POSITIVE REAKTIONEN
Analysten werten die Reorganisation als positiv. Alpiq scheine die Ergebnisschwächen konsequent anzugehen, hiess es bei der ZKB. Die Bank Vontobel honorierte, dass das Unternehmen die Risiken in der Bilanz verringere. An der Börse gewann die Aktie am Freitagnachmittag in einem leicht freundlichen Gesamtmarkt 1,8% auf 305,50 CHF.
cc