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Die Schweiz empfängt Ottmar Hitzfeld

Ottmar Hitzfeld am Flughafen Zürich vor den Medien. Keystone

Der künftige Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld hat sich für Michel Pont als Assistenztrainer entschieden – und ist stolz auf seinen neuen Job.

Dies gab der Lörracher anlässlich seiner Vorstellung durch den Schweizerischen Fussballverband (SFV) in Zürich bekannt.

«Eigentlich hätte ich gerne meinen langjährigen Assistenten Michael Henke mit in die Schweiz genommen», gab der noch amtierende 59-jährige Bayern-Chefcoach am Montag im Zürcher Flughafen zu. Ausschlaggebend wären jedoch die Sprachkenntnisse gewesen.

«Michael und ich sprechen nicht Französisch. Weil viele Gespräche mit den Spielern vor oder während einer Partie unter Druck passieren, ist es sehr wichtig, dass man sich korrekt versteht. Deshalb war für mich nach eingehenden Gesprächen mit Köbi Kuhn klar, dass Michel Pont der richtige Mann ist.»

Zweijahresvertrag – auch für Pont

Wie Hitzfeld unterzeichnete auch Pont, der mit Kuhn zusammen die erfolgreichste Zeit der Schweizer Nationalmannschaft in der Verbandsgeschichte prägte, einen Zweijahresvertrag bis Ende Juni 2010.

Wer aus dem bisherigen Stab sonst noch bleiben wird, sei Gegenstand von weiteren Gesprächen und Verhandlungen. In Hitzfelds Vertrag seien auch Nebenbeschäftigungen ausdrücklich geregelt, sagte SFV-Zentralpräsident Ralph Zloczower.

Nebenjob bei Premiere

Hitzfeld wird neben seinem 100%-Job beim SFV weiterhin einer Beschäftigung als TV-Co-Kommentator bei «Premiere» nachgehen. «Ich werde pro Jahr 10 bis 15 Champions-League- oder Bundesliga-Spiele am TV analysieren. Es können auch Partien mit Schweizer Spitzenspielern in anderen Ländern sein. In solchen Analysen entdeckt man viele taktische Einzelheiten, die auch für meine Arbeit als Nationalcoach nützlich sein können. Zudem ist eine solche Tätigkeit auch gut für das Image des Schweizer Verbandes.»

Sentimentaler Entscheid

Der Bayern-Trainer hinterliess bei der gestrigen Vorstellung einen gelösten und überaus zufriedenen Eindruck. «Ich bin sehr stolz, bald Schweizer Chefcoach zu sein. Es war auch ein sentimentaler Entscheid und beinhaltete sehr viel Gefühl», schilderte Hitzfeld den Verlauf seiner Entscheidungsfindung.

«Für mich war schon anfangs Januar klar, dass ich es machen werde. Im Februar waren dann keine langen Verhandlungen mehr nötig. In einer Stunde war alles klar. Ich hatte selten ein so gutes Gefühl gehabt nach einem Entscheid. Der schnelle Verlauf war für mich eher erstaunlich, denn ich bin von Natur aus ein vorsichtiger Mensch.»

22 Titel gewonnen

Er wisse natürlich sehr genau um die hohen Erwartungen der Fussballfans und habe sich auch gefragt, ob er diese wirklich erfüllen könne. «Ich bin aber grundsätzlich ein Optimist und ein positiv denkender Mensch.

Die Qualifikation für die WM 2010 ist auch für mich eine grosse Herausforderung», sagt ein Mann, der als Klubtrainer in 25 Jahren insgesamt 22 Titel gewonnen hat und diese Sammlung im Sommer mit Bayern München noch um drei Einheiten erhöhen könnte.

Ausschlaggebend für seinen auch emotional geprägten Entscheid sei zudem gewesen, dass die Schweiz für ihn schon immer die zweite Heimat war. Schon als kleiner Junge sei er mit seinem Vater zu Länderspielen nach Basel gegangen und später habe er als junger Spieler beim FC Basel zahlreiche Schweizer Nationalspieler kennengelernt. «Bei der Schweizer Hymne musste ich oft die Tränen unterdrücken, hoffentlich passiert mir das als Nationalcoach nicht mehr.»

Wohnort noch offen

Hitzfeld kann sich vorstellen, seinen Vertrag in zwei Jahren zu verlängern, wenn alles gut läuft. «Ich habe zwar schon vor vier Jahren gedacht, dass die Zeit als Trainer vorbei sei. Dann kamen die Bayern, und ich sagte wieder zu. Und jetzt kam der SFV, und ich unterschrieb für zwei Jahre. Wer weiss, was 2010 ist.»

Ob er während seiner Amtszeit in seinem neuen Haus in Lörrach wohne oder in die Schweiz ziehe, sei noch offen. Wie auch vieles aus seinem Konzept, das er dem SFV vorgelegt habe und noch verschiedener Entscheide bedürfe, die zu gegebener Zeit kommuniziert würden.

swissinfo und René Baumann (Si)

Geboren 1949 in Lörrach (Deutschland) unmittelbar an der Grenze zur Schweiz. Er ist noch bis Anfang Juni Trainer von Bayern München.

Ab Juli trainiert Hitzfeld mit der Schweiz erstmals eine Nationalmannschaft.

Als Spieler des FC Basel wurde er 1972 und 1973 Schweizer Meister, als er mit 18 Toren auch Schweizer Torschützenkönig wurde.

Als Trainer gewann er mit dem Grasshoppers Club Zürich zwei Meistertitel (1990 und 1991). Er errang zudem drei Cupsiege.

In der deutschen Bundesliga gewann Hitzfeld mit Dortmund (2) und München (4) bisher sechs Mal den Meisterpokal.

Seine grössten Erfolge waren die Siege in der Champions League 1997 und 2001.

In jenen Jahren wurde er «Welt-Trainer des Jahres».

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