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Tiefste Arbeitslosigkeit seit 5 Jahren

Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) hatten 2007 weniger zu tun als im Vorjahr. Keystone

Die Quote der Arbeitslosen ist in der Schweiz im letzten Jahr auf 2,8 Prozent gesunken. Letztmals tiefer war die Arbeitslosigkeit im Jahr 2002 mit 2,5 Prozent.

Im Jahresdurchschnitt waren 2007 knapp 110’000 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind über 20’000 weniger als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenversicherung dürfte damit erstmals wieder schwarze Zahlen schreiben.

Im Dezember 2007 waren wieder mehr Menschen ohne Arbeit: Die Zahl der Arbeitslosen nahm um 4’192 auf 109’012 zu.

Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte, war der Anstieg aus saisonalen Gründen erwartet worden.

Er fiel aber so gering aus wie seit dem Boomjahr 2000 nicht mehr.

Die Arbeitslosenquote betrug im Dezember ebenfalls 2,8%.

Höher war sie letztmals im vergangenen April mit 2,9% gewesen.

Geringere Jugendarbeitslosigkeit

Rückläufig war dabei wie bereits im November die Jugendarbeitslosigkeit. Bei den 15- bis 24-Jährigen waren mit 17’476 bei den Arbeitsämtern 58 Personen weniger als arbeitslos gemeldet. Zum Vorjahr entspricht diese einem Rückgang um 22%.

“Das ist sehr positiv und zeigt, dass der Arbeitsmarkt die jungen Menschen im abgelaufenen Jahr deutlich besser aufgenommen hat”, sagte Serge Gaillard, Leiter der Direktion Arbeit beim Seco.

Auf Stellensuche waren im Dezember 164’838 Personen, 3624 mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr beläuft sich der Rückgang auf 14,2%.

Rückläufig war die Zahl der gemeldeten Stellen, sie verringerte sich um 2346 auf 11’420 Stellen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das aber 1348 Stellen mehr.

Weiterer Rückgang erwartet

Für das laufende Jahr rechnet das Seco mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote auf 2,5%.

Namentlich in der ersten Jahreshälfte habe sich die Arbeitslosenzahl rasch und deutlich vermindert. Die starke konjunkturelle Dynamik habe sich beschäftigungswirksam auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt.

Zwischen Juni und September erreichte die Arbeitslosenzahl drei Mal Werte unter 100’000 Personen. Damit wurde erstmals seit August 2002 diese Marke unterschritten.

Bald schwarze Zahlen?

Der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung dürfte 2007 erstmals seit Jahren mit einem leichten Plus von 0,03 Mrd. Franken abschliessen, verglichen mit einem Defizit von 1,05 Mrd. Franken im Vorjahr.

Die Darlehensschuld verharrte auf 4,8 Mrd. Franken.

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Seco

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Seco heisst das Staatssekretariat für Wirtschaft der Schweizer Behörden (Verwaltung). Es ist das Kompetenzzentrum der Regierung für alle Bereiche der Wirtschaftspolitik. Sein Ziel ist es, die grundlegenden Bedingungen in der Wirtschaftspolitik zu schaffen, um ein wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen. Das Seco hilft dabei, die Wettbewerbsbedingungen am Wirtschaftsstandort Schweiz und den Zugang von Schweizer Gütern und…

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Zufriedener Arbeitgeberverband

Der Schweizerische Arbeitgeberverband betrachtet die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als insgesamt sehr erfreulich. Dank dem flexiblen Arbeitsmarkt sei es vor allem in der ersten Jahreshälfte 2007 gelungen, die Arbeitslosigkeit rasch herunterzufahren, sagte Arbeitgeberdirektor Thomas Daum.

Besonders positiv sei, dass die Jugendarbeitslosigkeit am stärksten gesunken sei. Daum rechnet in diesem Jahr mit einem nochmaligen Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Allerdings könne man nicht erwarten, dass die Arbeitslosenquote unter die Zwei-Prozent-Marke sinke.

SGB hofft auf weiteren Rückgang

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) begrüsst den Rückgang der Arbeitslosigkeit, betrachtet das Niveau aber nach wie vor als zu hoch.

SGB-Chefökonom Daniel Lampart erinnerte daran, dass der wirtschaftliche Aufschwung nunmehr seit vier Jahren anhalte. Die Unternehmen hätten erst 2006 richtig damit begonnen, neue Leute einzustellen. Zuvor sei die Leistung mit den bestehenden Belegschaften erhöht worden.

Wichtig sei nun, dass die Firmen ihr Personal weiter aufstockten. Die Jahre 2000 und 2001 hätten gezeigt, dass in der Schweiz Arbeitslosenquoten von deutlich unter 2% möglich seien, so Lampart.

Der Sanierungsbedarf bei der Arbeitslosenversicherung wird vom SGB nicht bestritten. Die Sanierung dürfe aber nicht über Leistungskürzungen erfolgen, sondern müsse über Beitragserhöhungen angegangen werden.

swissinfo und Agenturen

Arbeitslosenquote im Dezember 2007: 2,8%
Im November: 2,7%
Jahresdurchschnitt 2007: 2,8%
2006: 3,3%
2005: 3,8%

Die Arbeitslosenversicherung (ALV) weist eine Verschuldung von
4,8 Mrd. Franken auf.

Über Prämien nahm die ALV 2007 4,68 Mrd. Fr. ein( 2006: 4,50 Mrd.).

Der Gesamtertrag beläuft sich auf 5,39 Mrd. Fr. (5,25 Mrd.).

Dem steht ein Gesamtaufwand von 5,36 Mrd. Fr. gegenüber (6,30 Mrd.).

Unter dem Strich bleibt ein Ertragsüberschuss von 0,03 Mrd. Franken (Aufwandüberschuss 1,05 Mrd.).

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz war bis Anfang der 1990er-Jahre so tief, dass sie vernachlässigbar war.

Gründe dafür waren unter anderem die parallele Entwicklung von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage, der Ausgleich der Konjunktur-Schwankungen mit ausländischen Arbeitskräften sowie das Bestreben, den Arbeitsfrieden zu erhalten.

Während der Rezession in den 1990er-Jahren stieg die Arbeitslosenrate stark an und erreichte 1997 den Spitzenwert von 5,7%. Danach trat wieder eine gewisse Beruhigung ein, die Arbeitslosenrate lag Ende 2004 bei 4%, 2005 bei durchschnittlich 3,8%.

Die Arbeitslosigkeit ist in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz höher als in der Deutschschweiz. Frauen sind tendenziell häufiger davon betroffen als Männer.

Arbeitskräfte ohne Schweizerpass haben mehr Mühe, eine Arbeit zu finden, als Schweizerinnen und Schweizer.

Generell liegt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz deutlich tiefer als in der Europäischen Union (EU).

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