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Arosa, das Feriendorf “All-inclusive”

Der Älplisee bei Arosa: Willkommen im 'Alpenpark' (Bild: swiss-image) Swiss-Image

Ob Bergbahn, Ortsbus, Schwimmbad, Eisbahn oder Parkplatz: Alles gratis! Einzige Bedingung: In Arosa übernachten, egal ob im Hotel, im Apartment oder im Zelt.

Im Sommer 2003 eingeführt, erweist sich die Arosa-Card “All-inclusive” als grosser Renner. Bisher ist sie im Alpenraum exklusiv.

“Es ist sensationell”, sagt Hans-Kaspar Schwarzenbach, Verkehrsdirektor der Bündner Tourismusgemeinde Arosa und Initiant des “All-inclusive”-Projekts.

“Oft kosten Ausflüge mit der Bergbahn in den Alpen über 60 Franken. Doch hier in Arosa genügt es, für 10 Franken im Camping zu übernachten, um all das gratis zu haben.”

Zum Beispiel um gratis aufs Weisshorn (2650 M.ü.M.) zu gelangen, oder aufs Hörnli (2500 M.ü.M.). Oder mit einem Pedalo-Tretboot auf den beiden Dorfseen zu kreuzen oder die Museen zu besichtigen.

“All-inclusive” in der Übernachtung inbegriffen

Alles offeriert, alles inbegriffen im Preis einer Übernachtung – und zwar unabhängig von der Preiskategorie des Hotels, der Ferienwohnung oder des Campings.

“Es ist, als ob der Tourist in einen Alpenpark eintritt. Er kauft am Eingang ein Ticket, und nachher ist alles gratis”, sagt Schwarzenbach gegenüber swissinfo. “Und das alles, ohne dass die Hotelpreise erhöht worden wären.”

Die “All-inclusive”-Offerte wurde 2003 erstmals eingeführt und gilt nur während der Sommersaison. Sie ist innerhalb der europäischen Alpenregion einmalig.

“Zahlreiche Ferienorte haben ebenfalls ein ‘All-inclusive’ Konzept eingeführt”, sagt der Verkehrsdirektor. “Doch dort sind die Einrichtungen nur den Hotelgästen vorbehalten, oder man muss eine Gebühr bezahlen.” Es gebe verschiedenen Abstuftungen von “All-inclusive”. Arosa habe sich für die Maximalvariante entschieden.

Viel Überzeugungsarbeit war vonnöten

Die Idee stammt aus dem Jahr 2000. Es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht, um alle Partner mit einzubeziehen, inklusive die Gemeinde und die Bergbahnen.

Laut Schweiz Tourismus (ST), der Dachorganisation des helvetischen Fremdenverkehrs, hat sich die Mühe alleweil gelohnt. “Wir begrüssen solche Initiativen ganz klar”, meint ST-Sprecherin Silvia de Vito.

“Die Arosa-Card scheint uns eine treffende Lösung zu sein. Denn davon profitieren sowohl die Gäste, deren Ferien vereinfacht werden, als auch der Ferienort, der attraktiver wird.”

Rekordsommer

Die Logiernächte-Zahlen vom vergangenen Sommer scheinen diese Einschätzung zu bestätigen. Denn während die Übernachtungen landesweit um 3,3% zurückgingen, kann Arosa ein Plus von 14,9% aufweisen.

2003 galt als Hitzerekord-Sommer. So ergab sich in der höher gelegenen Berghotellerie insgesamt ein Plus von 9,5%. Doch in Arosa verlief das Sommergeschäft noch besser.

“Wir führten unter den Touristen eine Befragung durch”, sagt Schwarzenbach. “Ihre Kommentare waren enthusiastisch.” So verwundert es nicht, dass andere Ferienorte bereits grosses Interesse am Aroser Modell zeigen.

Schlussvergleich erst im September fällig

“Nachdem ich letzten Sommer die Daten offen gelegt hatte, haben mich zahlreiche Vertreter anderer Destinationen kontaktiert, um sich das Konzept Arosa-Card erklären zu lassen”, erklärt der Verkehrsdirektor. Dennoch habe vorläufig – also für die laufende Sommersaison 2004 – noch niemand anders ein ähnliches Modell eingeführt.

Dafür hoffen in ganz Graubünden alle gespannt auf einen neuen Rekordsommer.

“Man wird ja sehen”, wartet Schwarzenbach ab. “Im Augenblick sind Schätzungen nicht angebracht.” Doch er gibt sich zuversichtlich. Die Schlussbilanz und den Konkurrenzvergleich zieht man im September.

swissinfo, Marzio Pescia
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander Künzle)

Im Sommer 2003 nahmen die Logiernächte in Arosa um 14,9% auf 250’000 zu.

Im Landesdurchschnitt ergab sich 2003 ein Rückgang um 3,3%.

Im Sommer wird die Arosa-Card allen Gästen gratis abgegeben, die mindestens eine Nacht bleiben.

Sie ist während der ganzen Dauer des Aufenthalts gültig.

Tagestouristen können sie für 8 Franken kaufen.

Zur Finanzierung der Arosa-Card wurde die Kurtaxe erhöht.

Die Umsätze der Bergrestaurants haben sich wegen dem Gästeplus erhöht.

Die Gemeinde Arosa, die ebenfalls von den Mehrumsätzen im Gewerbe und Hotellerie profitiert, senkt die Steuersätze.

Aufwand beim separaten Billettverkauf fällt weg.

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