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Start Up für Lernwillige

Madeleine von Holzen, CEO des Bildungsportals swissUp. swissinfo.ch

Am Swiss Economic Forum (SEF) dominierten die Jungunternehmer. Jungunternehmerinnen gab es wenige. Ausser bei swissUp, dem Portal für Lernwillige.

Jährliches Jungunternehmer- und Mittelständler-Treffen SEF in Thun: Deutschschweizer Männer beherrschten das Ambiente wie sonst in der Wirtschaft, Romand(e)s und Tessiner(-innen) waren fast keine zu hören. Das moderne Dunkelgrau-Outfit männlicher Führungskräfte dominierte, oft sogar auch die Haarfarbe der jungen und junggebliebenen Businessmänner.

Web-Portal fest in Frauenhand

Das Genfer Web-Portal swissUp stand deshalb am Forum etwas quer im Raum – aber es fiel auf. Als mehrsprachiges Ausbildungsportal für junge Leute gedacht, die sich in der Schweiz weiterbilden oder schulen wollen, befindet es sich führungstechnisch fest in Frauenhand. Chief Executive Officer ist Madeleine von Holzen, Chief Financial Officer – also Finanzchef – ist Claire-Lise Jaquier.

“Das ist reiner Zufall”, sagt von Holzen gegenüber swissinfo, und lacht: “Eigentlich suchte man über mich Personen mit dem richtigen Profil. Eine davon, so befand ich dann, wäre am besten ich selbst.” Wirtschaftsexpertin Von Holzen erhielt 1999 den Award “Excellence in Business Journalism”, den der “Havard Club of Switzerland” verleiht.

Die Graumelierten als “Business Angels”

Die graumelierten Männer haben sich bei swissUp sozusagen in die Verwaltungsrats-Etage zurückgezogen: ex-Jungunternehmer Daniel Borel, als VR-Präsident. Er ist Mitbegründer von Logitech vor 20 Jahren, als die Computermaus erfunden wurde. Auch der VR-Vizepräsident ist kein Unbekannter: Jacques Pilet, einer der bekanntesten welschen Journalisten. Aus dem Hintergrund coachen sie das Portal als “Business Angels” sprich Geschäft-Göttis.

swissUp, vor zwei Jahren gegründet und online seit November 2001, läuft mit einem Budget von einer Million Franken jährlich. Das Mission Statement dahinter ist die Sorge von Borel um die Zukunft der Schweiz, die ihre demografische Zeitbombe, die Überalterung, mit vermehrter Bildung und Schulung wettmachen sollte.

Erste interaktives Ranking

swissUp nimmt für sich in Anspruch, als erste Institution online ein interaktives Ranking mit 18 Indikatoren der Universitäten zu publizieren, auf der Basis der Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Ausserdem gibt es Artikel über Aus- und Weiterbildung, 250 kommentierte Links, Porträts von Schweizer Jungunternehmern im Ausland, ein Forum und Job-Informationen.

In der ersten Woche nach dem Start zählte swissUp schon 100’000 Hits. Es wendet sich ausser an Studenten an Lehrkräfte, junge Profis, aktive und lerninteressierte Leute.

Wirtschaftsinteressen und Bildung

“Die Rettung des Wirtschafts- und Lebensniveaus der Schweiz liegt im Mehrwert, den sie erbringen muss”, interpretiert von Holzen ihren VR-Präsidenten, “und das geht nur über Bildung”. Gewichtige Worte, wenn man sie mit den Resultaten der PISA-Untersuchung vergleicht, die dem Schweizer Schulsystem kein gutes Zeugnis ausstellt.

Statt den Schülern Zeugnisse auszustellen, unterwirft swissUp die Schweizer Universitäten einem sogenannten Benchmark: Schüler und Studenten können sich auf der Site nach ihren Kriterien die für sie beste Uni aussuchen. Auch hier werden strenge Noten verteilt: Ein Novum für die föderalistische Schweiz, die ihr Bildungswesen am liebsten so dezentral und unvergleichbar wie möglich organisiert.

Donatoren und Spenden statt Kundengeld

Finanziert wird swissUp von Donatoren und Spenden: Credit Suisse Group, Fondation Branco Weiss, Sandoz Family Foundation, Nestlé, Novartis usw., also keineswegs von Jungunternehmen. Offenbar teilt das Schweizer Wirtschafts-Establishment Borels Sorge um den Standort Schweiz und seine Bildungsinfrastruktur. swissUp, ein Spätankömmling im Bereich der Internet-Startups, entspricht deshalb einem grossen Marktbedürfnis, auch wenn er keine direkten Verkäufe seiner Dienstleistungen anstreben muss.

Alexander P. Künzle

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