Schweizer Paar als Diplomaten-Duo
Das Ehepaar Christine Schraner Burgener und Christoph Burgener übernimmt für die nächsten vier Jahre gemeinsam den Botschafter-Posten für Thailand, Laos, Kambodscha und betritt damit Neuland in der Schweizer Diplomatie.
Jeder wird für verschiedene Länder zuständig sein, um die diplomatischen Gepflogenheiten einzuhalten. In allen anderen Aspekten – Administration, Honorar und Mitarbeiter – arbeitet man zusammen.
Laut Burgener könnte das Schweizer Jobsharing gar eine Weltneuheit sein. Der einzige andere bekannte Fall betrifft ein britisches Paar, welches die Stelle als Botschafter in Sambia innehatt und sich die Arbeit im Halbjahres-Rhythmus teilt.
«Zwei für Eins», sagt Burgener bei einem Treffen mit swissinfo.ch während eines ruhigen Augenblicks in einem stürmischen Monat inmitten von Treffen und Packen, Thai-Sprachlektionen und Kurs in Krisenmanagement vor ihrer Abreise.
«Es wird für uns zwei, für das Aussenministerium und auch für unsere Kinder viele Vorteile haben. Eine echte ‹Win-Win-Situation›.»
Das Paar arbeitet nicht zum ersten Mal im Job-Sharing. In den 1990er-Jahren waren beide als Botschaftsräte in Dublin, Irland, tätig und 2001 als Co-Leiter in der Sektion Menschenrechte im Aussendepartement.
Es ist jedoch das erste Mal, dass sie gemeinsam eine Mission leiten. Die beiden arbeiteten während ihrer Karriere abwechslungsweise Voll- und Teilzeit, so dass sich der Partner beruflich weiter entwickeln konnte.
Mit Hilfe der Aussenministerin
Als sich das Paar vor zwei Jahren mit ihrer weiteren Zukunft befasste, brachte der Vater von Christine Schraner Burgener die Idee auf, sich einen Botschafter-Posten zu teilen, als Option für beide, auf ihrem Gebiet weiterzukommen, ohne Vollzeit zu arbeiten.
Das Konzept hatte auch die Unterstützung von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey, welche sich aktiv für die Chancengleichheit der Geschlechter in ihrem Departement einsetzt.
«Sie unterstützte uns sehr. Sie war der Schlüssel für dieses Modell», betont Schraner Burgener.
Man dürfe nicht vergessen, dass von den jungen Diplomaten, welche die Ausbildung absolvierten, 50 Prozent Frauen seien.
«Als wir vor 18 Jahren anfingen, waren nur drei Frauen in einer 15-köpfigen Klasse. Nun ist es fast 50:50. Sie war verantwortlcih für diese günstige Entwicklung und sich sehr eingesetzt.»
Die beiden hoffen, dass ihr Fall in der Schweizer Diplomatie Schule machen wird, um so von den traditionellen Modellen wegzukommen, wo in der Regel die Gattin ihrem diplomatischen Partnern um den ganzen Globus nachreisen oder dann die schwierige Wahl treffen muss, getrennt zu leben und in der Schweiz zu bleiben.
«Das ist auf dem diplomatischen Gebiet wirklich ein Problem», sagt Schraner Burgener. «Häufig haben die Partner in der Schweiz sehr gute Jobs und wollen immer weniger ins Ausland gehen, wo es schwierig ist zu arbeiten und sie neue Beziehungen aufbauen müssen.»
Weil es nicht einfach sei, mit der Familie im Ausland zu leben, könne der Entscheid für eine Diplomaten-Karriere schwierig werden.
«Wir wollen aber das positive Image vermitteln, dass es möglich ist, und zeigen, dass wir ein sehr modernes Departement haben, welches uns ein Teilzeit-Arbeitsmodell ermöglicht. Es könnte zu einem Vorbild für jungen Diplomaten sein.»
Modernes Image
«Es ist klar, dass damit gewisse Traditionen in der Diplomatie in Frage gestellt werden», sagt Burgener. «Die Schweiz hat jedoch eine innovative Aussenpolitik, die bestens mit unserem Image übereinstimmt, einem Image, das anderen Länder zeigt, wie modern und aufgeschlossen wir sind.»
Die beiden hoffen auch, ihren Kindern im Alter von 10 und 13, ein gutes Beispiel zu sein. Für die Kinder sei es normal, dass entweder die Mutter oder der Vater zu Hause sei, so normal, «dass sie uns ‹Mapa› nennen».
Zudem tue Job-Sharing ihrer Kommunikation als Paar gut, finden beide. «Wir müssen viel reden, was unserer Beziehung zugute kommt. Wir teilen dieselben Werte sowie den Enthusiasmus für die Arbeit. Wir sind beide Optimisten und haben Freude am Job. Zu Beginn war es schwieriger mit der Arbeitsteilung zu Hause», sagt die Diplomatin.
«Eindeutig», meint der Gatte. «Wir sind sehr optimistisch und sehen überhaupt keine Probleme.»
«Natürlich müssen wir schauen, wie es sich auf die Mitarbeiter auswirken wird. Ich habe zufällig gehört, wie ein Kollege sagte: ‹Bring das nicht der Madame, geh damit am Nachmittag zum Monsieur, weil er weniger mit den Einzelheiten vertraut ist›. Na ja – es gibt eben verschiedene Führungsstils.»
Auf dem Prüfstand
«Wir stehen unter scharfer Beobachtung hier in der Schweiz. Wir müssen unsere Arbeit leisten und wollen sie leisten, aber auf unsere Art und Weise, sagt Burgener.
Die thailändischen Behörden sind über das Job-Sharing informiert, haben aber noch nicht reagiert.
Die Vorbereitungen auf den neuen Posten bestanden bisher aus rund 30 Treffen mit Schweizer Organisationen, die Interessen in Thailand vertreten, einem Crash-Kurs in Thai, Englisch-Stunden für die Kinder, um sie auf die Schweizer Schule in Bangkok vorzubereiten.
Das Departement für auswärtige Angelegenheiten bereitete sie zudem darauf vor, wie mit möglichen Krisen wie dem Tsunami umzugehen ist, der 2004 die Region verwüstet hat.
In Thailand leben rund 6000 Schweizer. Zudem gehört das Land zu den bevorzugten Feriendestinationen der Schweizer.
«Es gibt viele Herausforderungen, aber wir sind positiv. Wir können es kaum ewarten, mit der Arbeit zu beginnen», fügt Burgener an.
Jessica Dacey, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)
Geboren 1963. Sie ging in Tokio in die Primarschule und besuchte das Gymnasium in Winterthur, Schweiz. Sie studierte Recht und schloss 1988 an der Universität Zürich ab.
1991 trat sie in den diplomatischen Dienst ein. Ihre erste Stelle als Attaché war auf der Schweizer Botschaft in Marokko, später war sie zusammen mit ihrem Mann auf der Schweizer Botschaft in Dublin tätig.
Die Diplomatin war während ihrer Karriere in der Sektion Menschenrechte und Völkerrecht tätig und aussenpolitische Koordinatorin für Terrorismus-Bekämpfung im EDA.
Als Botschafterin wird sie für Thailand zuständig sein.
Geboren 1962 in Visp, Kanton Wallis. Er studierte Recht und schloss 1987 an der Universität Freiburg ab. Er arbeitete im Bundesamt für Migration und zwei Jahre lang an einem Bezirksgericht.
1991 trat er in den diplomatischen Dienst ein, wo er zuerst in der Rechtsabteilung des EDA arbeitete. Als Attaché kam er in die Schweizer Botschaft in Algiers, später zusammen mit seiner Frau nach Dublin.
Im EDA war in der Direktion Völkerrecht und der politischen Direktion tätig.
Als Botschafter wird er für Laos und Kambodscha zuständig sein.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch