Wahlen 2007: Die Freisinnigen in schlechter Position
Die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) verliert im Vorfeld der Nationalratswahlen an Terrain. Ihr Wahlergebnis dürfte leicht unter demjenigen von 2003 zu liegen kommen.
Was die Grünen betrifft, so hat sich ihr Höhenflug etwas verlangsamt. Laut dem 6. Wahlbarometer des Instituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse verfehlen sie die 10%-Grenze.
Falls die Wahlen heute stattfänden, würden die Schweizerische Volkspartei (SVP) mit 26,2% und die Sozialdemokraten (SP) mit 22,8% der Stimmen konkurrenzlos an der Spitze der schweizerischen Politlandschaft bleiben. Laut den Wahlforschern ist es den beiden grossen Parteien gelungen, sich zu festigen.
Ein wenig mehr Bewegung gibt es im Zentrum des politischen Felds, wo die FDP und Christlichdemokratische Partei (CVP) um Platz drei kämpfen. Zur Zeit führt die FDP noch mit 15,8% vor der CVP, die ihr aber mit 15,2% dicht auf den Fersen ist.
Freisinnige unter Druck
Allerdings könnten sich die Dinge noch ändern, denn die beiden Mitte-Parteien driften auseinander: die Christlichdemokraten, die etwas an Stärke gewonnen haben, nach oben, die Freisinnigen nach unten.
Die CVP hat mehrere Trümpfe in der Hand. Es gelingt ihr, anderen Parteien Wähler abspenstig zu machen und einen Teil der Neuwähler für sich zu gewinnen; sie verfügt über gute Wahlthemen; ausserdem kann sie auf Persönlichkeiten zählen wie den neuen Präsidenten Christophe Darbellay.
Dagegen scheinen sich bei den Freisinnigen zur Zeit die Mängel zu häufen. Ihre Wählerschaft ist gelähmt und bereit, zur SVP überzulaufen; von den neuen Wählern können sie nur wenige gewinnen, und schliesslich ist auch ihr Wahlprogramm noch recht blass.
Doch im Moment liegen die beiden Parteien Kopf an Kopf. Das war bei den letzten Wahlen nicht so, als die Freisinnigen 17,3% und die CVP nur gerade 14,4% der Stimmen erreichten.
Diese Schwäche hat die CVP einen ihrer Bundesratssitze gekostet. Aber wenn sich die FDP weiter verschlechtert, droht ihr das gleiche. Die Frage um den zweiten FDP-Sitz könnte sich beim Rücktritt von Pascal Couchepin stellen, also voraussichtlich während der nächsten Legislaturperiode.
Ausländer und Klima
Die Umfrage zeigt, dass vor allem zwei Themen die Schweizerinnen und Schweizer beschäftigen: Ausländer und ihre Integration einerseits, Umweltschutz andrerseits. 28% der Befragten nennen diese beiden Themen gleichwertig an erster Stelle.
Andere Themen beunruhigen weit weniger. So nennen nur 11% der Befragten Arbeitslosigkeit, 9% Asyl- und Flüchtlingsfragen, 6% die Europäische Union.
Von den beiden Themen, die der Bevölkerung am meisten Sorgen bereiten, profitieren vor allem zwei Parteien. Diejenigen, die die Ausländerfrage als dringendstes Problem betrachten, trauen zu 58% der SVP zu, es lösen zu können. Bei den ums Klima Besorgten verlassen sich – wenig überraschend – 68% auf die Grünen.
Das Handicap der Grünen
9,5% Befragten gaben an, die Grünen zu wählen, die sich Umweltanliegen auf die Fahnen geschrieben haben. Das sind etwas weniger als bei der letzten Umfrage, als die Grünen die symbolisch wichtige 10%-Grenze überschritten.
Jedoch gewinnen die Grünen zwei Punkte gegenüber dem Resultat von vor vier Jahren (7,4%), was zeigt, dass das Thema in der Kampagne präsent bleibt. Doch haben die Grünen ein Handicap. «Das Klima ist das einzige wichtige, Wähler-bindende Thema», sagt das Institut gfs.bern.
Falls die Umweltfrage eines Tages nicht mehr zu den dringendsten Anliegen der Schweizerinnen und Schweizer gehört, wird der in den letzten Monaten errungene Zuwachs der Grünen schmelzen – wie die Gletscher unter der Klimaerwärmung.
swissinfo, Olivier Pauchard
(Übertragung aus dem Französischen: Susanne Schanda)
Hauptergebnisse der Umfrage:
Schweizerische Volkspartei (SVP): 26,2% (26,7% im Jahr 2003)
Sozialdemokratische Partei (SP): 22,8% (23,3%)
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP): 15,8% (17,3%)
Christlich-demokratische Partei (CVP): 15,2% (14,4)
Die Grünen: 9,5% (7,4%)
Voraussichtliche Wahlbeteiligung: 49% (45,4%)
Die 6. Umfrage gehört zu einer Serie von 8 Umfragen vor den eidgenössischen Wahlen vom 21. Oktober 2007. Das letzte Wahlbarometer wurde Anfang August publiziert.
2032 repräsentativ ausgewählte Personen wurden zwischen dem 6. und 18. August in allen Sprachregionen des Landes telefonisch befragt.
Die Umfrage betrifft nur die Wahlen in den Nationalrat, die grosse Kammer.
Die Fehlerquote beträgt +/- 2,2%.
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