CH/CS-Branchenhandbuch: Wirtschaft erholt sich - Einzelne Branchen leiden (AF)
Zürich (awp/sda) - Die Schweizer Wirtschaft wird sich 2010 erholen. Die Ökonomen der Credit Suisse sehen weiterhin ein Wachstum von 0,6% voraus. Doch nicht alle Branchen werden die Erholung spüren. Weiter zunehmen werde auch die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Firmenkonkurse.
Das vergangene Jahr sei das "turbulenteste Wirtschaftsjahr seit der Erdölkrise 1973" gewesen, schreibt die CS am Montag in einer Mitteilung zum Branchenhandbuch 2010. Kaum eine Branche habe sich der Rezession entziehen können.
Nun sei die konjunkturelle Talsohle zwar durchschritten, doch die Erholung werde sich in diesem Jahr in unterschiedlichem Tempo und Ausmass auf die einzelnen Branchen auswirken. Die Wiederbelebung dürfte nach Ansicht der CS-Ökonomen von den Exportmärkten ausgehen.
Insgesamt erwartet die CS für die Exporttätigkeit in diesem Jahr ein Plus von 5%. Namentlich die von der Krise weniger stark betroffenen Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien erwiesen sich als Konjunkturlokomotiven.
Im Dienstleistungssektor dürften sich als erste die Informatik- und Unternehmensdienstleistungsbranche wieder erholen. Die Aussichten für die Finanzdienstleister präsentierten sich zwar positiv, doch bestünden angesichts der laufenden Diskussionen um die Finanzmarktregulierung auch Unsicherheiten.
Der Privatkonsum in der Schweiz werde voraussichtlich im laufenden Jahr zwar nach wie vor wachsen, vor dem Hintergrund der weiter ansteigenden Arbeitslosigkeit allerdings in spürbar geringerem Tempo als 2009. Dies dürfte 2010 zu leicht sinkenden Detailhandelsumsätzen führen.
Leiden dürften auch binnenorientierte Konsumgüterhersteller sowie Gast- und Autogewerbe. Der Bauwirtschaft drohten aufgrund von Schwächezeichen im Hochbau sowie nachlassender Dynamik im Tiefbau teilweise Überkapazitäten.
Das Ausmass der Krise zeigte sich 2009 auch in der Konkursstatistik: Die Zahl der Pleiten stieg auf einen neuen Rekordwert. Im laufenden Jahr werde die Zahl der Konkurse weiter steigen, die CS-Ökonomen erwarten dabei aber ein deutlich geringeres Tempo.
Auch die Zahl der Menschen ohne Arbeit wird zunehmen. Mit dem Auslaufen der Kurzarbeit werde es in vielen Unternehmen zu einem höheren Stellenabbau kommen. Die Arbeitslosenquote werde auf über 5% steigen. Überdurchschnittlich stark betroffen sein werde dabei die Maschinenindustrie, die schon 2009 besonders stark unter der Krise litt.
Mittelfristig die besten Chancen haben nach Ansicht der CS-Ökonomen die chemisch-pharmazeutischen Industrie, die Medizinaltechnik sowie die Messinstrumente- und Uhrenindustrie. Diese Branchen seien dank Technologierführerschaft international besonders wettbewerbsfähig.
Hinter dieser Gruppe folgen das Gesundheitswesen, das im Zuge der Überalterung von einer stetig wachsenden Nachfrage profitiere, sowie die Unternehmens- und Finanzdienstleister, denen die fortschreitende Arbeitsteilung in Industrie- und Dienstleistungsbranchen zugute komme.
Am unteren Ende der Skala finden sich vornehmlich Branchen mit strukturellen Problemen. Dazu zählen die Papierindustrie, das Druck- und Verlagswesen, die Textil- und Bekleidungsindustrie, das Gastgewerbe und die Landwirtschaft.
rt