
CH/EZV: Schweizer Exporte erstmals seit Herbst 2008 gestiegen (AF)
(Meldung durchgehend ergänzt und umgeschrieben)
Bern (awp/sda) – Die Schweizer Export-Industrie hat sich aus der Rezession gekämpft. Erstmals seit dem dritten Quartal 2008 nahmen die Ausfuhren von Januar bis März wieder zu. Die Uhren- und die Metall-Industrie fanden zu ihrer gewohnten Stärke zurück.
Die Exporte im ersten Quartal 2010 stiegen auf 47,3 Mrd CHF, was ein solides Plus +6,9% (real +4,3%) bedeutete, wie die Eidgenössische Zollverwaltung am Donnerstag mitteilte. Alleine im März lagen die Exporte mit 17,8 Mrd. CHF sogar um 16,7 % (real +14,6%) im Plus. Die Preise der Exportgüter erhöhten sich in den ersten drei Monaten mit +2,4% im Rahmen der Vorquartale. Unter Ausschluss der Entwicklung in der Pharmasparte resultierte indes ein Preisrückgang von 2,4% (real: +9,5%).
Die Liste der dynamischsten Branchen wird von der Uhrenindustrie angeführt, die im ersten Quartal um 16,6% zulegte. Ungeachtet der Franken-Stärke kehrte auch die Metall-Industrie – auf den Erfolgspfad zurück (+14,5%). Der Absatz von Aluminium nahm um 41% zu, jener von Eisen und Stahl um 35%. Ebenfalls zweistellig fiel der Zuwachs der Chemie-Industrie aus (+12,7%). Gefragt waren namentlich Roh- und Grundstoffe (+38,1%) sowie umgeformte Kunststoffe (+28,4%). Die Pharma-Branche verbesserte sich um 11,0%.
Zu den Gewinnern des Auftaktquartals gehörte auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (+6,6%), die mehr Kaffee-Kapseln und Schokolade absetzen konnte. Erfreulich entwickelten sich auch die Textilbranche (+6,4%) und die Kunststoffindustrie (+4,9%). Gebremst wurde der Fall der Maschinen- und Elektroindustrie, deren Ausfuhren noch um 2,5% zurückgingen. Das ist nicht zuletzt den Textilmaschinen zu verdanken, deren Auslieferungen um 34,2% stiegen.
Bei den Metallbearbeitungsmaschinen nahmen die Ausfuhren indes um weitere 24,8% ab. Noch nicht über den Berg ist die Schweizer Bekleidungsindustrie: Das Minus weitete sich im ersten Quartal sogar noch deutlich auf 17,6% aus.
Nach Absatzregionen betrachtet zeigt sich, dass die Musik für die Schweizer Export-Unternehmen vor allem in Ozeanien (+19,8%) und Asien (+14,9%) spielt. Die Verkäufe nach Singapur – vorwiegend Chemikalien und Maschinen – verdoppelten sich beinahe. Die Ausfuhren in die EU nahmen dagegen nur um 3,9% zu. Nach Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, wurde 3,1% mehr geliefert. Die Exporte in die USA stiegen um 4,7%.
Im Unterschied zu den Exporten nahmen die Importe im ersten Quartal nur leicht um 0,5% (real +0,8%) auf 41,5 Mrd CHF zu. Im März betrug das Plus 4,7%. Belastend hätten sich hier die ausbleibenden Goldornamentimporte aus Vietnam ausgewirkt. Während die Einfuhren von Rohstoffen und Halbfabrikaten um 9,4 Prozent zulegten, verringerten sich jene der Konsumgüter um 4%. Die Preise der Importwaren blieben praktisch unverändert. Ohne die Pharmasparte resultierte exportseitig indes ein Preisnachlass um 1,8% (real: +18,8%) und auf Seite der Importe ein minimaler Rückgang um 0,2% (real: +5,0%).
In der Handelsbilanz verdoppelte sich der Überschuss in den ersten drei Monaten dieses Jahrs auf 5,7 Mrd CHF. Im März betrug der Überschuss 2,0 Mrd CHF.
Wirkung zeitigte der Boykott-Aufruf des libyschen Diktators Gaddafi gegen Schweizer Produkte, wie der Statistik zu entnehmen ist: Gegenüber dem Vorjahresmonat brachen die Exporte um 96,8% in den Wüstenstaat auf noch 1 Mio CHF ein. Ein tieferer Monatswert war in den vergangenen zwei Jahrzehnten noch nie verzeichnet worden. Allerdings fällt Libyen als Absatzmarkt für Schweizer Unternehmen nicht ins Gewicht. Im gesamten vergangenen Jahr waren Produkte im Wert 156 Mio CHF geliefert worden.
Der Boykott ist im Übrigen einseitig: Denn Erdöl lieferte Gaddafi nach wie vor gerne in die Schweiz. Im März stiegen die Einfuhren aus Libyen um satte 447,1% und erreichten einen Wert von 120 Mio CHF.
tp