Besuch des russischen Staatsanwalts Wolkow in der Schweiz beendet
Der russische Staatsanwalt Nikolai Wolkow hat am Donnerstag (02.12.) seinen zehntägigen Besuch in der Schweiz beendet. Im Verlaufe des Besuchs konnten nach Angaben der Bundesantwaltschaft mehrere hängige Rechtshilfegesuche vorangetrieben werden.
Der russische Staatsanwalt Nikolai Wolkow hat am Donnerstag (02.12.) seinen zehntägigen Besuch in der Schweiz beendet. Im Verlaufe des Besuchs konnten mehrere hängige Rechtshilfegesuche vorangetrieben werden, wie die Bundesanwaltschaft bekannt gab.
Bei seinem Besuch in Bern führte Wolkow Gespräche mit Vertretern der Bundesanwaltschaft (BA) und des Bundesamts für Polizei (BAP). Im Rahmen der Rechtshilfe seien gegenseitig mündliche und schriftliche Informationen ausgetauscht worden, sagte BA-Sprecher Dominique Reymond auf Anfrage. Der Besuch sei sehr wertvoll gewesen.
Die Aeroflot-Affäre
Der Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft der russischen Föderation war auch bei Zeugenbefragungen anwesend. Dabei ging es unter anderem um die “Aeroflot-Affäre”, bei der Verantwortlichen der russischen Fluggesellschaft Geldwäscherei vorgeworfen wird. Sie werden verdächtigt, der Fluggesellschaft, die zu 51 Prozent dem Staat gehört, über die beiden in Lausanne domizilierten Firmen Forus und Andava auf illegale Weise 600 Millionen Dollar entzogen zu haben. Die BA liess am 1. Juli Büros der beiden Lausanner Firmen durchsuchen. Mehrere Konten wurden blockiert. Die Firmen haben alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Wolkow hatte sich vom Besuch in der Schweiz Dokumente erhofft, die eine Verbindung zwischen den beiden Firmen und dem russischen Milliardär Boris Beresowski beweisen, der dem russischen Präsidenten Boris Jelzin nahe steht.
Ob sich der Verdacht gegen Beresowski erhärtete, könne er nicht sagen, erklärte Reymond. Die BA führe selber keine Ermittlungen. “Unser Ziel ist es der Generalstaatsanwaltschaft der russischen Föderation zu helfen, die Ermittlungen zu Ende zu führen.” Diese werde dann entscheiden, ob die Beweise ausreichen, um Anklage zu erheben und es zu einem Prozess kommt, sagte BA-Sprecher Reymond weiter.
Weitere hängige Rechtshilfegesuche besprochen
Wolkow nutzte laut Angaben der Bundesanwaltschaft seinen Besuch in Bern auch dazu, weitere hängige Rechtsfälle anzusprechen, bei denen die Schweiz und Russland zusammenarbeiten. Die Tessiner Baufirma Mabetex wird verdächtigt, die Familie des russischen Präsidenten Boris Jelzin sowie Kreml-Finanzchef Pawel Borodin bestochen zu haben, um an lukrative Renovationsaufträge im Kreml zu kommen. Bei einer Durchsuchung im Januar wurden Dokumente gefunden, die auf die Existenz von Kreditkarten hinweisen. Diese soll die Mabetex für Jelzin und seine Töchter Tatjana Djatschenko und Jelena Okulowa ausgestellt und ihre Ausgaben bezahlt haben. Alle Betroffenen haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Auf den Bankdokumenten tauchten auch die Namen von Kontoinhabern in Genf auf.
Auf russisches Ersuchen hin haben die Genfer Behörden eine Untersuchung eröffnet. Rund 20 Russen werden verdächtigt, Gelder gewaschen zu haben. Der Genfer Untersuchungsrichter Daniel Devaud wollte nicht sagen, ob Jelzins Name bei seinen Nachforschungen aufgetaucht sei.
Devaud beschäftigt sich auch mit verdächtigen Konten, die dem Russen Vitaly Kirillow gehören. Der Chef einer Ölfirma wird mit einem Bauauftrag der Mabetex in Verbindung gebracht.
SRI und Agenturen
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