Der Bundessicherheitsdienst lässt erstmals hinter die Kulissen blicken

Der Bundessicherheitsdienst des Fedpol muss die politischen Institutionen der Schweiz schützen. Nun hat er sich für das Westschweizer Fernsehen RTS erstmals bereit erklärt, den Schleier über seiner Arbeit zu lüften.
Der Bundessicherheitsdienst (BSD) des Bundesamts für Polizei (Fedpol) schützt die Schlüsselfiguren des schweizerischen Staatsapparats und die innere Sicherheit des Landes: Bundesgebäude, Bundesratsmitglieder, Parlamentarierinnen, Richter und hohe Beamte.
Mit seinen 150 Mitarbeitenden sorgt der Dienst jedes Jahr für die Sicherheit von rund 60 Veranstaltungen im In- und Ausland.
Bei Reisen ins Ausland ist der BSD selbst für den Personenschutz der Schweizer Würdenträgerinnen und Würdenträger zuständig. In der Schweiz arbeitet das Fedpol aufgrund des Föderalismus mit den lokalen Behörden zusammen.
Beispiel Lausanne
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des Bundesgerichts wurden Vertretende aller drei Gewalten der Schweizerischen Eidgenossenschaft sowie ausländische Würdenträgerinnen und Würdenträger erwartet.
Seit Wochen hatten Vanessa und Ernest, Kommissarin und Kommissar beim Fedpol, ihr temporäres Büro im Gerichtsgebäude eingerichtet. Sie orchestrierten ein Dispositiv, das sie mit dem Sicherheitsdienst des Bundesgerichts minutiös vorbereitet hatten.
Fluchtpläne, Personenschutz für jede Delegation und die Überprüfung des gesamten Gebäudes auf Sprengstoff – nichts wurde dem Zufall überlassen.
«Es ist selten, dass alles genau nach Plan läuft. Zu unserer Aufgabe gehört es, einen Plan A, einen Plan B und eventuell noch andere Pläne zu haben», sagte Vanessa in der RTS-Sendung «Le 19:30».
Während das Fedpol eine vorbereitende und koordinierende Rolle hatte, war die Waadtländer Kantonspolizei für die Nahsicherheit zuständig.
Sie wurde dabei von den Lausanner Stadtbeamtinnen und -beamten sowie dem Sicherheitsdienst des Bundesgerichts unterstützt.
Selbst die Militärpolizei, welche gepanzerte Fahrzeuge bereitstellte, wurde herangezogen, um die Sicherheit der Würdenträgerinnen und Würdenträger zu gewährleisten.
Diskrete Sicherheit
Eine helvetische Besonderheit ist, dass die Sicherheit möglichst diskret gehandhabt wird. Selbst die Bundesrätinnen und Bundesräte werden im Alltag nicht immer von einem Bodyguard begleitet.
«In der Schweiz gibt es keine pauschale Sicherheitsbetreuung, bei der jemand, die oder der in den Bundesrat gewählt wurde, rund um die Uhr einen sehr sichtbaren Sicherheitsdienst hat», sagt Stéphane Theimer, Chef des Bundessicherheitsdiensts.
Diese offene Haltung ist in der Schweizer Kultur tief verwurzelt. Für Theimer hat das Fedpol in diesem Rahmen eine Vermittlerfunktion: «Unsere Rolle besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Offenheit gegenüber der Bevölkerung und glaubwürdiger Sicherheit zu finden.»
Dieses heikle und massgeschneiderte Gleichgewicht offenbarte sich, als die slowakische Delegation in Lausanne die Stufen zum Bundesgericht hinaufstieg. Sie wurde von drei Sicherheitsbeamten begleitet, während die Präsidentin und der Präsident der beiden Eidgenössischen Parlamentskammern sowie der Bundesrat und der Bundeskanzler nur von ihren Bundesweibeln begleitet wurden.
Doch nur wenige Meter vom roten Teppich entfernt überwachten die Fedpol-Leute Vanessa und Ernest die Szene.
Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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