
Neue Lufthansa-Strategie: Ungewisse Zukunft für Swiss und Flughafen Zürich

Die in Deutschland ansässige Lufthansa, die Muttergesellschaft der Swiss, übt Druck aus, um immer mehr Gewinn zu erzielen, und kündigt eine Zentralisierung an. Das wird sich auf Angestellte und Kundschaft der Swiss auswirken.
Die Schweiz befürchtet eine Schwächung ihrer ehemaligen nationalen Fluggesellschaft Swiss, die sich heute im Besitz der deutschen Lufthansa befindet.
Obwohl die Tochter Swiss mit 684 Millionen Franken bereinigtem operativen Gewinn im Jahr 2024 ausgezeichnete Resultate erzielt hat, kündigte die Muttergesellschaft kürzlich die Zentralisierung strategischer Entscheide ab 2026 an.
Der Beitrag in der Sendung «Le 19h30» des Westschweizer Fernsehens RTS (Franz.):
Die Swiss gibt sich in einem Kommentar zu dieser Ankündigung zwar gelassen, bleibt aber vage. «Swiss braucht eine starke Lufthansa-Gruppe – und die Lufthansa-Gruppe braucht eine starke Swiss», teilt die Fluggesellschaft mit.
München und Frankfurt zum Nachteil von Zürich?
Benjamin Sinclair prognostiziert in der Sendung «Le 19h30» des Westschweizer Fernsehens RTS, dass eine Zentralisierung der Swiss in Deutschland zur Einstellung der weniger rentablen Direktflüge ab Zürich zugunsten der deutschen Flughäfen führen könnte, die als Drehscheiben für Langstreckenverbindungen dienen.
Der Luftfahrtexperte von Skylark in Lausanne wettet dabei auf München und Frankfurt – zum Nachteil des Flughafens Zürich Kloten.
Zusammenlegung von Flugstrecken, Zentralisierung von Planung, Verkauf und Marketing in Frankfurt. Die Botschaft ist klar: Ab 2026 werden die strategischen Entscheide in Deutschland getroffen. Bei den Angestellten der Swiss weiss man nicht so recht, was auf einen zukommt.
«Verunsicherung» für die Angestellten
«Für die Angestellten gibt es eine grosse Verunsicherung», sagt Philipp Hadorn, Präsident der Schweizer Gewerkschaft des Bodenpersonals der Luftfahrt SEV-GATA.
«Diese Zentralisierung schafft neue Einheiten. Es ist noch unklar, wer weiterhin für Swiss arbeiten kann oder die gleiche Arbeit in einem Lufthansa-Team verrichten wird, möglicherweise mit einem Chef bei der Lufthansa in Frankfurt», führt er weiter aus.
Eine Einordnung durch Matthieu Hofstetter, Wirtschaftsjournalist beim Westschweizer Fernsehen RTS (Franz.):
Immerhin gibt es eine gute Nachricht für Genf. Der Westschweizer Flughafen könnte seine einzige Langstreckenverbindung behalten, die von der Swiss betrieben wird, nämlich jene nach New York.
Traditionelle Fluggesellschaften haben seit vielen Jahren Allianzen geschlossen. In den grossen Allianzen wie Skyteam, Oneworld oder Star Alliance sind die Vereinbarungen vor allem kommerzieller Natur. Es gibt aber auch Gruppen wie die Lufthansa, in denen die Integration stärker ist.
Die deutschen, österreichischen, belgischen oder schweizerischen Fluggesellschaften werden so zunehmend zu Marken, die auf bestimmte Segmente der Kundschaft abzielen, statt als autonome nationale Fluggesellschaften zu agieren.
Die Swiss wurde dadurch zu einer Premium-Marke der Gruppe, was die Geschäftsleitung dazu drängt, immer höhere Ziele zu setzen. Durch diese Markenlogik löst sich die Verbindung zur Heimatregion der Fluggesellschaft und deren Bedürfnissen auf.
Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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