ECONOMICS/DE: Frühlingsgefühle in der deutschen Wirtschaft (Zus)
MÜNCHEN (awp international) - In der deutschen Wirtschaft kommen nach dem langen Winter Frühlingsgefühle auf. Der viel beachtete ifo- Geschäftsklimaindex stieg im März nach einem Dämpfer im Februar überraschend deutlich von 95,2 Punkten auf 98,1 Punkte. Damit erreichte der wichtigste Stimmungsindikator beinahe das Niveau vom Sommer 2008 - vor der Wirtschaftskrise. Der überraschende Anstieg nährte bei Volkswirten die Hoffnung auf ein deutliches Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal.
Die Aufhellung mache sich in allen Sparten bemerkbar, teilte das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Mittwoch mit. "Auch in der Wirtschaft ist der Frühling ausgebrochen", sagte ifo-Chef Hans- Werner Sinn. Die rund 7.000 befragten Unternehmen bewerteten vor allem ihre derzeitige Geschäftslage wesentlich besser als zuletzt. Der Wert stieg von 89,8 Punkten im Februar auf 94,4 Punkte.
"Die Erholung greift stärker als angenommen. Vor allem im Bau und Einzelhandel macht sich ein Wettereffekt bemerkbar, nachdem der lange Winter überstanden ist", sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch in der Industrie sei auf breiter Front eine deutlich bessere Stimmung auszumachen. Die Firmen blicken der ifo-Umfrage zufolge wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Der Erwartungsindex verbesserte sich leicht von 100,9 auf 101,9 Punkte.
Die Zahlen sprechen nach Einschätzung von Commerzbank- Chefvolkswirt Jörg Krämer für ein ordentliches Wachstum im zweiten Quartal 2010. "Der kräftige Anstieg der Stimmungsindikatoren legt nahe, dass die deutsche Wirtschaft nach dem überstandenen Winter im zweiten Quartal ein ordentliches Plus von rund einem Prozent hinlegt", sagte er.
Die Allianz prognostiziert ein Wachstum von 2,3 Prozent für das gesamte Jahr. "Die positiven Perspektiven für den Export, die voraussichtliche leichte Belebung des privaten Verbrauchs, die erheblichen Impulse von den Konjunkturprogrammen sowie witterungsbedingte Nachholeffekte sprechen für ein recht kräftiges Wachstum ab dem zweiten Quartal 2010", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz.
Der wachsende Optimismus wirkt sich auch auf die Personalplanung der Firmen aus. Im März gaben weniger Unternehmen an, Stellen streichen zu wollen. "Das ist auch ein Ergebnis der steigenden Auftragseingänge", erklärte Abberger. Noch im Februar war der Geschäftsklimaindex nach zehn Anstiegen in Folge erstmals gesunken. "So ein Ausrutscher ist immer mal wieder möglich. Wir spüren eine deutliche Entspannung, die Wirtschaftskrise ist aber noch nicht überstanden", sagte Abberger. Keinen wesentlichen Einfluss auf die Stimmung hatte die Krise um das finanziell angeschlagene Griechenland. "Die Debatte ist nicht so durchgeschlagen wie befürchtet."/mbr/DP/jha