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ECONOMICS/DE: GfK-Konsumklima stabil – Verschnaufpause nach Drei-Jahres-Hoch

NÜRNBERG (awp international) – Das Konsumklima in Deutschland hat nach vier Anstiegen in Folge im Herbst eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Das GfK-Konsumklima prognostiziere für November wie bereits im Vormonat einen Wert von 4,9 Punkten, teilte das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag in Nürnberg mit. Von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Ökonomen hatten hingegen im Schnitt mit einem weiteren Anstieg auf 5,2 Punkte gerechnet. Im Oktober hatte die Stimmung ein Drei-Jahres-Hoch erreicht. Während die Konjunkturerwartungen nun erneut zulegten, gingen die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung zurück.
Der fünfte Anstieg der Konjunkturerwartung in Folge belege eindrucksvoll, dass die Verbraucher weiter an einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung in den nächsten Monaten glaubten, betonte die GfK. Davon hätten Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung jedoch nicht profitieren können und nun Rückgänge verzeichnet. Dennoch bleibe das Niveau des Gesamtindikators sehr erfreulich. In Verbindung mit einer deutlichen Entspannung auf dem Arbeitsmarkt werde die gute Stimmungslage der Verbraucher für eine weitere Stabilisierung der Binnennachfrage sorgen.
KONSUM WIRD WEITER AN FAHRT AUFNEHMEN
Der private Konsum in Deutschland wird nach Einschätzung von GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl auch im kommenden Jahr zulegen. «Angesichts der anhaltenden Konjunkturerholung ist davon auszugehen, dass der Konsum weiter an Fahrt gewinnen wird», sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er bekräftigte gleichzeitig die Konsumprognose der GfK für 2010 mit einem Plus von bis zu 0,5 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte der Konsum damit einen kleinen Beitrag zur Konjunkturerholung leisten. Für das kommende Jahr stünden die Zeichen gut, dass der Konsum «einen etwas grösseren Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten wird». Hauptgrund sei die deutlich entspannte Lage am Arbeitsmarkt im Zuge der exportgetriebenen Konjunkturerholung.
Ein Unterschreiten der Drei-Millionen-Marke bei der Zahl der Arbeitslosen in Deutschland wäre aus Sicht von Bürkl auch psychologisch ein bedeutsames positives Signal. Ein derartiger Rückgang würde signalisieren, dass es mit der Konjunktur aufwärts gehe und die gute Konjunktur verstärkt auch auf den Arbeitsmarkt übergreife. «Dies fördert die Planungssicherheit der Verbraucher», sagte Bürkl. Wenn die Angst vor Arbeitslosigkeit bei den Verbrauchern zurückgehe, seien die Menschen auch wieder eher dazu bereit, grössere Anschaffungen zu tätigen. «Das wäre eine wichtige Stütze für die Konsumstimmung.» Denn neben der Inflationsentwicklung sei der Arbeitsmarkt die entscheidende Stellschraube für den Konsum.
RÜCKENWIND DURCH TARIFABSCHLÜSSE
Rückenwind kommt für den Konsum weiter durch die jüngsten Tarifabschlüsse. Insgesamt deuteten diese auf einen etwas grösseren Verteilungsspielraum hin. «Es wird wohl etwas stärkere Erhöhungen geben als in den vergangenen Jahren», sagte Bürkl. Auf Grund der guten Konjunkturentwicklung und der jahrelangen Zurückhaltung seien die Begehrlichkeiten gestiegen. «Höhere Löhne würden natürlich auch dem Konsum zugute kommen.» Letztlich liege es aber bei den Tarifparteien zu entscheiden, wo ein ausgewogener Abschluss liege. Insgesamt dürfte der private Konsum künftig in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wieder eine etwas grössere Rolle spielen. Nach der stark durch den Export getriebenen Erholung trete im Moment eine Normalisierung ein. Denn mit dem Export-Boom habe sich die Beschäftigungslage verbessert; die Arbeitslosigkeit gehe zurück. «Dies ist der beste Weg, um die Binnenkonjunktur auf Dauer zu stärken», sagte Bürkl.
Die Daten im Überblick:
November Prognose Oktober September
Konsumklima 4,9 5,2 4,9 4,3
Konjunkturerwartungen – – 56,0 53,5
Einkommenserwartungen – – 36,0 45,2
Anschaffungsneigung – – 22,5 30,7
(Angaben in Punkten; r=revidiert)
/jha/he

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