
35,5 Millionen für die Swissair-Gläubiger

Swissair-Liquidator Karl Wüthrich hat mit der Beraterfirma KPMG einen Honorar-Vergleich erzielt.
Gemäss dieser Vereinbarung wird KPMG 35,5 Mio. Franken zurückzahlen, welche an die Gläubiger fallen. Weitere Fälle sind noch hängig.
Ursprünglich wurden Honorare von rund 45 Mio. Franken angefochten, welche die Swissair am 25. und 27. September 2001 an KPMG ausbezahlt hatte. Die Klage beim Handelsgericht Zürich wurde Mitte 2004 eingereicht.
Dabei machte Wüthrich geltend, dass KPMG die desolaten Finanzen der SAirGroup per Ende September 2001 hätte kennen müssen. Deshalb hätte die Beratungsfirma damit rechnen können, dass sie durch diese Zahlungen zum Nachteil der übrigen Gläubiger bevorzugt wurde.
KPMG bestritt diese Forderungen. Das Handelsgericht stützte aber die Argumentation der SAirGroup im Wesentlichen, wie Wüthrich in einem am Freitag veröffentlichten Zirkular mitteilte. Im Februar 2005 wurden dann von den Parteien Vergleichsverhandlungen aufgenommen.
Verzicht auf weitere Forderungen
Dabei einigten sie sich auch darauf, dass die SAirGroup gegenüber KPMG keine weiteren Forderungen geltend macht. KPMG ihrerseits verzichtet auf Honorarforderungen, die nun wieder hätten aufleben können.
Denn angefochten wurde nur, dass die Dienstleistung von KPMG bezahlt wurde, während andere Gläubiger ihr Geld von der zusammengebrochenen Swissair nicht mehr erhielten. Müssten die Forderungen von KPMG für die erfolgte Dienstleistung im Kollokationsverfahren anerkannt werden, hätten KPMG Anspruch auf Nachlassdividende.
Mit dem Verzicht auf ihre allfälligen wiederauflebenden Forderungen besitzt KPMG keine Ansprüche mehr gegenüber der SAirGroup. Bei einer mittleren Dividendenerwartung von 9% ist der Verzicht laut Wüthrich rund 3 Mio. Franken wert.
KPMG mit rascher Einigung zufrieden
Für KPMG ist damit die Kontroverse beigelegt. «Wir wollten die Auseinandersetzung mit dem Liquidator der SAirGroup rasch bereinigen», sagte KPMG-Schweiz-Chef Hubert Achermann.
Eine Weiterführung der SAirGroup habe bis kurz vor dem Grounding am 2. Oktober 2001 nicht völlig ausgeschlossen werden können. Da die Beteiligten an das Überleben der Airline geglaubt hätten, seien damals keine Vorauszahlungen verlangt worden, teilte KPMG weiter mit. So waren im September 2001 grosse Honorarbeträge ausstehend.
Weitere Klagen und Ansprüche
Neben den Beratern nimmt Wüthrich auch Banken ins Visier. Die Klagen gegen die Deutsche Bank betreffend Zahlungen von 87 Mio. Franken und 20 Mio. Euro soll in den nächsten Wochen eingereicht werden.
Die Beträge gehen auf Finanztransaktionen zwischen Anfang März und Ende September 2001 zurück.
Wüthrich hat unter anderen bereits gegen die Swissair-Nachfolgerin Swiss, die Betreiberin des Zürcher Flughafens Unique, diverse Treibstoff-Lieferanten sowie gegen die Leasing-Firma Flightlease Anfechtungs-Ansprüche angemeldet.
swissinfo und Agenturen
Der Swissair-Konkurs hat die Schweizer Steuerzahler bisher über 2 Mrd. Franken gekostet.
Infolge des Zusammenbruchs wurde 2002 eine neue Fluggesellschaft – Swiss- gegründet.
Swiss wurde im März 2005 von der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa übernommen.

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