Angst vor SARS überschattet Uhrenmesse
Die Schmuck- und Uhrenmesse "Baselworld" hat am Donnerstag ihre Tore geöffnet. Die Lungenkrankheit SARS überschattet die Messe; mehrere asiatische Stände bleiben geschlossen.
Die Wirtschaftskrise und der Krieg dürften zusätzlich für weniger Besucher und Umsätze sorgen.
Am Donnerstag eröffnete die Messe für Uhren und Schmuck «Baselworld» in Basel und Zürich ihre Tore. Die weltweit grösste Businessplattform der Schmuck- und Uhrenbranche hatte in der Vergangenheit einigen Firmen ermöglicht, bis zu 80% ihres Jahresumsatzes zu generieren.
Dieses Jahr dürfte es wohl anders kommen. Denn die schwierige Wirtschaftslage, der Krieg gegen Irak und die Angst vor der tödlichen Lungenkrankheit SARS werfen einen grossen Schatten auf «Baselworld».
Angst vor SARS
So bleiben im Zusammenhang mit der tödlichen Lungenkrankheit SARS mehrere asiatische Stände – vor allem in Zürich – geschlossen.
Von der bundesrätlichen «Vorsichtsmassnahme» in Basel und Zürich sind über 400 Aussteller und 3000 Mitarbeitende aus China, Hongkong, Singapur und Vietnam betroffen.
Bei engen Kontakten könne man eine Ansteckung mit SARS nicht ausschliessen. Deshalb dürften sie nicht an der Messe arbeiten, diese jedoch besuchen. Aus dem betroffenen Raum würden 2500 Besucher erwartet.
Protest und Bedauern
Der Auschluss der Aussteller hatte am Tag vor der Messe-Eröffnung zu heftigen Proteste seitens der Hongkonger Handelskammer TDC geführt. Laut einem TDC-Sprecher war der Bundesratsentscheid inkonsequent und «unvernünftig» spät. Die betroffenen Firmen überprüften nun die Rechtslage mit Anwälten. Der Fall gab auch auf diplomatischer Ebene zu reden.
Der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) bedauert das Arbeitsverbot für Personen aus den SARS-Ländern. FH-Pressesprecher Jean-Daniel Pasche befürchtet negative Auswirkungen auf die diesjährige Messe.
Weniger Besucher – weniger Umsatz
Die Messeveranstalterin MCH Messe Basel erwartet dieses Jahr rund 80’000 Besucher und Besucherinnen, 2500 Personen weniger als im Vorjahr.
Der Basler Messe-Sprecher Herbert Siegert rechnet auch mit weniger Umsatz: «Die Bedingungen könnten nicht schlechter sein.» Hauptsächlich aus Übersee erwarte die «Baselworld» weniger Besucher.
Die Hauptmärkte der Uhrenindustrie sind Amerika, der Ferne und der Mittlere Osten. Und wenn deren Einkäufer ausbleiben, herrscht Krisenstimmung in der Schweizer Branche.
Die Auswirkungen auf die Schweizer Uhrenindustrie könnten tatsächlich sehr negativ sein. Im Jahr 2002 exportierte die Schweiz noch Uhren im Wert von 10,6 Mrd. Franken, mehr als die Hälfte davon waren Luxus-Uhren. Doch in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres reduzierte sich die Ausfuhren um 6%.
Konkurrenzkampf mit Genf
Ab dem 7. April findet in Genf quasi die Gegenveranstaltung zur «Baselworld», der «Salon international de la haute horlogerie» (SIHH), statt.
Dieser will das obere Luxus-Segment ansprechen, mit Nobelmarken vorab aus dem Richemont-Konzern. Im Unterschied zur Basler Messe ist Genf nur für Fachleute offen.
In den letzten Jahren haben sich die beiden Messen immer wieder Aussteller abspenstig gemacht. So sind einige grosse Marken wie IWC und Jaeger-Le Coultre nach Genf «umgezogen».
Der Genfer Messedirektor Rodolphe Huser macht sich weniger Sorgen als die Basler. Alle Grossen seien dabei, sagte er. Allerdings erwartet auch Huser weniger Besucher aus Übersee.
swissinfo und Agenturen
78 Menschen sind bisher weltweit an der tödlichen Lungenkrankheit SARS gestorben.
Zur Zeit gibt es in der Schweiz sechs SARS-Verdachtsfälle. Nach mehreren Fällen in der Westschweiz tauchte nun erstmals auch im Universitäts-Spital Zürich ein Verdachtsfall auf. Allerdings konnte SARS bei der betroffenen Person noch nicht definitiv nachgewiesen werden.
«Baselworld»:
3. – 10. April 2003
Messe Basel, Hallen 1–5
und:
Messe Zürich, grosse Halle
SIHH Genf:
7. – 13. April 2003
Palexpo Genf, Halle 7
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