Belgische Presse: Aufatmen und neue Sorgen
In die Erleichterung über die Sabena-Einigung haben sich in Belgien neue Sorgen über die Zukunft der Fluglinie gemischt. Sabena fliegt weiter, die Probleme kommen aber noch - das ist der Tenor erster Stellungnahmen in Belgiens Medien.
Die Einigung zwischen Swissair und der belgischen Regierung über eine neue Finanzspritze für Sabena stand am Mittwoch (18.07.) fast in der gesamten Presse Belgiens auf der Frontseite. «Sabena hebt wieder ab», titelt etwa die Tageszeitung «Le Soir». In ihrem Bericht kommt sie aber schon bald auf die weiter bestehenden Probleme von Sabena zu sprechen.
Stellenabbau und ohne Partner
«Auch wenn die Piste frei wird, bleibt der Horizont dennoch düster», schreibt die Zeitung. Sie verweist auf den möglichen Abbau von bis zu 2000 Stellen sowie darauf, dass Sabena «erneut alleine» ist: «Swissair ist nicht mehr die ewige Verlobte und nicht eine Gemahlin.» Sabena müsse sich einen neuen Partner oder den Anschluss an eine Allianz suchen.
«Die Fragen bleiben», hält auch die Wirtschaftszeitung «L’Echo» fest: Wie wird Sabena überleben können, welche Rolle wird der Minderheitsaktionär Swissair einnehmen, und «vor allem, was sagt der Businessplan unter dem sozialen Gesichtspunkt»? Sabena habe «eine Hoffnung, aber nicht von sehr langer Dauer».
Swissair bringe ein letztes Mal Geld und bleibe Minderheitsaktionär, schreibt «La libre Belgique». Dies «jedenfalls für den Moment, aber zweifellos mit der Hoffnung, in der Folge auf günstige Weise aus Sabena aussteigen zu können». Die Einigung sei nur eine erste Etappe auf dem Weg der Restrukturierung von Sabena.
Deal von Verhofstadt und Corti
«Belgien und Swissair halten Sabena in der Luft», titelt zudem «De Standaard, «Verhofstadt hält Sabena in der Luft» heisst es bei «De Morgen». Beide Blätter spielen damit darauf an, dass Belgiens Regierungschef Guy Verhofstadt beim Zustandekommen der Einigung mit Swissair massgeblich beteiligt gewesen sei.
Auf Vermittlung von Sabena-Verwaltungsrat Patrick De Maeseneire sei die Einigung in einem «Marathon-Gepräch» zwischen Verhofstadt, Vize-Premier Johan Vande Lanotte und Swissair-Chef Mario Corti ausgehandelt worden. Der Minister für öffentliche Beteiligungen, Rik Daems habe laut politischen Kreisen indes «keine Rolle gespielt».
Auch Sabena-Verwaltungsratspräsident Fred Chaffart sei nicht einbezogen gewesen. Für den an sich zuständigen Daems sei dies «eine peinliche Sache», meint «De Morgen».
swissinfo und Agenturen

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