Elefantenhochzeit in der Baubranche

Die beiden grössten Schweizer Bauunternehmen, Zschokke aus Genf und die Basler Batigroup, wollen fusionieren. Dadurch gehen 650 Stellen verloren.
Der neue Bauriese soll «Implenia» heissen und auf einen Umsatz von 2,7 Mrd. Franken kommen.
Die neue Firma wird innerhalb von zwei Jahren rund 650 Stellen oder 10% des Personalbestands abbauen, wie die beiden Konzerne am Dienstag mitteilten. Batigroup bringt rund 3500 Stellen in den Konzern ein, Zschokke rund 3000.
Zschokke-Präsident und designierter Verwaltungsratspräsident der Implenia, Anton Affentranger, sprach von einem Zusammenschluss aus der Position der Stärke heraus und von einem Quantensprung.
Implenia werde die erste Schweizer Baufirma sein, die in die obere Liga der Bauunternehmen in Europa vorstosse. Man rechne sich sehr gute Chancen aus, künftig auch bei internationalen Projekten in führender Position dabei zu sein.
«Es ist ein sehr weitreichender und mutiger Entscheid», so Affentranger. Die Fusionsverträge wurden gemäss Affentranger am Montag von den Verwaltungsräten der beiden Firmen unterzeichnet.
Mehrheit für Zschokke
Über den Zusammenschluss müssen noch die Aktionäre der beiden Unternehmen befinden. Die entsprechenden Generalversammlungen werden voraussichtlich am 2. März 2006 stattfinden.
Die Teilhaber von Zschokke sollen 65% an Implenia erhalten, jene von Batigroup 35%. Die Aktie von Zschokke wird 40 Implenia-Aktien und diejenige von Batigroup eine Aktie von Implenia wert sein.
Auf dieses Verhältnis haben sich die beiden Verwaltungsräte nach Einsicht in die Geschäftsunterlagen genehmigt. Implenia soll an der Schweizer Börse kotiert bleiben.
Der Zusammenschluss verursache Kosten von rund 45 Mio. Franken. Im Gegenzug entstünden Synergiegewinne, die den Betriebsgewinn (EBIT) mittelfristig voraussichtlich um mindestens 20 Mio. Franken aufwerteten, teilten die Konzerne weiter mit.
Zustimmung der Weko erwartet
Das künftig mit Abstand grösste Unternehmen der stark fragmentierten Bauwirtschaft komme in der Schweiz auf einen Marktanteil von rund 5%. Batigroup und Zschokke rechnen deshalb «nicht mit bedeutenden Problemen» bei der Wettbewerbskommission (Weko).
Konzernchef von Implenia wird der bisherige operative Chef von Zschokke, Christian Bubb. Der Konzernchef der Batigroup, Werner Helfenstein, wird den Integrationsprozess noch begleiten und anschliessend neue Aufgaben übernehmen, wie es heisst.
Der Verwaltungsrat der neuen Firma wird paritätisch aus je drei Mitgliedern von Zschokke und Batigroup gebildet. Designierter Präsident ist der amtierende Zschokke-Präsident Affentranger; Vizepräsident wird Markus Dennler, zurzeit Präsident der Batigroup.
Sitz des neuen Bauriesen wird Zürich
Der neue Bauriese Implenia wird seinen rechtlichen Sitz in Zürich haben. Auch das auf die ganze Schweiz verteilte operative Geschäft werde mehrheitlich aus Zürich heraus geführt, sagte Anton Affentranger weiter.
Den regionalpolitischen Aspekten – Zschocke hat den Sitz in Genf, Batigroup in Basel – will man aber durch die Gründung von drei operativen Einheiten Rechnung tragen.
Die Generalunternehmung der Implenia wird demnach in Genf ansässig sein, die Produktionseinheit in Basel und die Gesellschaft für Immobilien-Management in Zürich.
Sozialplan gefordert
Für die Gewerkschaften Unia und Syna ist klar, dass die Fusion der beiden Baukonzerne nicht auf Kosten der Beschäftigten gehen darf. Es sei zu erwarten, dass lokal bisher parallel geführte Standorte zusammengelegt würden.
Die betroffenen Beschäftigten und die Sozialpartnerinnen müssten daher frühzeitig über die möglichen Folgen informiert und in den Prozess einbezogen werden, teilten die Gewerkschaften am Dienstag mit.
Mit einer Sozialplan-Garantie solle die neue Geschäftsleitung ausserdem ein positives Signal geben. Der von Zschokke bereits in Genf angewandte Sozialplan müsse für die ganze Schweiz gelten, um allfällige Härtefälle zu vermeiden.
Die Syna fordert ebenfalls einen Sozialplan, auch falls es zu tranchenweisen Entlassungen komme. Man bedauere, dass durch den Zusammenschluss 650 Stellen auf dem Spiel stünden, hiess es in einer Mitteilung weiter.
Den Zusammenschluss als solches beurteilt die Unia als «nicht falsch», wie Hansueli Scheidegger, Sektorleiter Bau erklärte. Der Marktanteil des neuen Unternehmens von 5% sei immer noch relativ klein.
Strukturen bleiben konfus
Nach Ansicht des Baumeisterverbandes wird der Zusammenschluss von Zschokke und Batigroup keinen grossen Einfluss auf das stark fragmentierte und regional geprägte Bauwesen in der Schweiz haben.
Es gebe zu viele Anbieter und damit einen zu intensiven Preiskampf. Auch nach der Hochzeit bleibe der Bedarf gross, die Strukturen in der Baubranche zu bereinigen. Insbesondere im Hochbau.
Stärker dürfte sich die Fusion nach Ansicht des Verbandes aber im Tiefbau auswirken. Die bisherigen vehementen Konkurrenten würden nun gemeinsam stärker auf dem Schweizer Markt gegenüber der ausländischen Konkurrenz bei Grossaufträgen wie beispielsweise im Neat-Tunnelbau auftreten können.
swissinfo und Agenturen
Zschokke und Batigroup wollen fusionieren und damit zum Branchenleader der Schweizer Bauwirtschaft mit einem Marktanteil von 5% und einem Umsatz von 2,7 Mrd. Franken werden.
Die Fusion hat einen Abbau von rund 10% der 6500 Stellen zur Folge.
Die Teilhaber von Zschokke sollen 65% an Implenia erhalten, jene von Batigroup 35%.
Zahlen Batigroup 2004:
3500 Angestellte.
Umsatz 908 Mio. Fr.
Gewinn 8,5 Mio. Fr.
Zahlen Zschokke 2004:
3000 Angestellte
Umsatz 1,5 Mrd. Fr.
Gewinn 21,3 Mio. Fr.

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